Stand: 12.09.2022 12:48 Uhr
Die Erholung an der Börse setzt sich am Mittag fort. Der DAX flirtet sogar mit der Marke von 13.300 Punkten. Gefragt sind Bankaktien, die besonders von höheren Zinsen profitieren.
Der DAX baut am Mittag seine Kursgewinne aus und erreicht bei 13.321 Punkten sein bisheriges Tageshoch, prozentual ein Zuwachs von rund 1,6 Prozent. Der deutsche Leitindex knüpft damit an die Erholung vom Wochenschluss an. Dank starker Kursgewinne am Freitag hatte der DAX auf Wochensicht noch eine ausgeglichene Bilanz geschafft.
"Der Fakt, dass der DAX am Freitag über der psychologisch wichtigen Marke von 13.000 Punkten geschlossen hat, überstrahlt alle Risiken und Belastungsfaktoren und flößt den Börsianern neuen Mut ein", so Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners.
Notenbanken ziehen die Zügel an
Thematisch steht der Markt ganz im Zeichen der Zinswende der Notenbanken. So mancher Marktbeobachter begrüßte zuletzt, dass jetzt auch die EZB den Kampf gegen die viel zu hohe Inflation aufgenommen hat, nachdem sie lange Zeit zu zögerlich agiert hatte. Sie folgt damit der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die im Zinszyklus bereits deutlich weiter fortgeschritten ist.
Die "falkenhaften Kommentare der Notenbanker", jene also, die eine straffe Geldpolitik befürworten, ließen die Aktienanleger im Moment erstaunlich kalt, so Experte Altmann weiter. Er verwies auf weitere Aussagen von Notenbankern in den USA und Deutschland übers Wochenende, die für weitere Zinsschritte plädierten. "Bei der Fed scheint ein erneuter Zinsschritt um 75 Basispunkte mittlerweile ausgemachte Sache zu sein."
Hierzulande sprach sich Bundesbank-Präsident Joachim Nagel für eine deutlich restriktivere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank im Falle anhaltend hoher Inflation aus. So wolle die EZB sich bei ihrem Kampf gegen die rekordhohe Inflation nicht von den trüben Wirtschaftsaussichten beirren lassen. Es sei nicht auszuschließen, dass es geringere Wachstumsraten oder eine Rezession geben werde, sagte das EZB-Ratsmitglied am Sonntag im Deutschlandfunk.
"Aber was Nagel will und was die EZB erreichen kann, sind zwei Paar Schuhe", gab Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade zu bedenken. Schließlich müsse diese auch die Finanzierungskosten für das hoch verschuldete Euro-Mitglied Italien im Blick behalten.
Bankaktien gefragt
Die Zinserhöhungsspekulationen gaben den Bankaktien Auftrieb. Ihnen winken bei steigenden Zinsen höhere Gewinne aus dem klassischen Kreditgeschäft. Der Index für die Banken der Eurozone steigt um 2,5 Prozent.
Im DAX steigen Deutsche Bank in der Spitze fast drei Prozent. Auch in Europa geht es mit den Schwergewichten BNP Paribas aus Frankreich und Banco Santander aus Spanien bergauf. Die beiden Häuser sind die größten in der Eurozone.
ifo-Institut malt ein düsteres Szenario
Konjunktursorgen treten derzeit in den Hintergrund, stehen aber weiter unübersehbar im Raum. Daran erinnert am Vormittag das ifo-Institut. Die Forscher gehen von weiter steigenden Inflationsraten und einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung in Deutschland aus. Für dieses Jahr rechnen die Münchner Ökonomen mit einer Teuerungsrate von 8,1 Prozent und im kommenden Jahr von 9,3 Prozent.
Die Wirtschaft wird nach der ifo-Konjunkturprognose in diesem Jahr nur noch um 1,6 Prozent zulegen und im kommenden Jahr sogar um 0,3 Prozent schrumpfen. "Wir gehen in eine Winter-Rezession", sagte der Leiter der ifo-Konjunkturforschung, Timo Wollmershäuser. Die Kürzung der Gaslieferungen aus Russland und die folgenden drastischen Preissteigerungen "verhageln die wirtschaftliche Erholung nach Corona", sagte er. "Erst 2024 erwarten wir eine Normalisierung mit 1,8 Prozent Wachstum und 2,5 Prozent Inflation."
US-Futures im Aufwind
Rückenwind deutet sich von der Wall Street an. Auch die US-Märkte dürften freundlich in den Tag starten, wie die Futures auf die großen Aktienindizes anzeigen. Heute hat es schon in Asien Kursgewinne an den wichtigsten Märkten gegeben. Der Tokioter Nikkei-Index gewann 1,16 Prozent auf 28.542 Punkte. In China und Hong Kong waren die Märkte allerdings feiertagsbedingt geschlossen.
Euro im Aufwind
Am Devisenmarkt setzt sich die Erholung des Euro fort. Am Mittag handelt die Gemeinschaftswährung bei 1,0133 Dollar knapp ein Prozent höher und auch über der Parität zum US-Dollar, die zuletzt umkämpft war.
Der Euro profitierte zuletzt von der strafferen Geldpolitik der EZB. Vergangene Woche hatten die Währungshüter ihren Leitzins kräftig um 0,75 Prozentpunkte angehoben, um sich gegen die sehr hohe Inflation zu stemmen. Zum Wochenstart stehen nur wenige Konjunkturdaten von Belang auf dem Programm.
Ölpreise drehen ins Plus
Die Ölpreise haben anfängliche Verluste hinter sich gelassen und liegen derzeit moderat im Plus. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet am Mittag 93,69 Dollar. Das sind 1,25 Prozent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stiegt um knapp 0,9 Prozent.
Trotzdem befanden sich die Preise zuletzt im Sinkflug. Denn Konjunkturängste, steigende Leitzinsen und die Corona-Politik Chinas haben Nachfragesorgen ausgelöst. Die Preisrückgänge erfolgen allerdings von hohem Niveau aus, da das Angebot weiter als knapp gilt. Dies ist vor allem eine Folge des Ukraine-Kriegs und der westlichen Sanktionen gegen Russland.
Gas weiter im Fokus
Die Gaspreise sind mittlerweile weiter gefallen. Vor dem Hintergrund des Gaslieferstopps über die Pipeline Nord Stream 1 hat der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, die Inbetriebnahme der Pipeline Nord Stream 2 angeboten. Russlands Staatskonzern Gazprom hat die ohnehin stark gedrosselten Gaslieferungen über Nord Stream 1 inzwischen ganz eingestellt - mit Verweis auf technische Probleme, die angeblich aufgrund der Sanktionen nicht zu beheben seien. Die Bundesregierung hält den Lieferstopp für politisch motiviert, ein Eingehen auf das russische Angebot dürfte nicht zu erwarten sein.
ifo-Chef Fuest rechnet derweil langfristig mit sinkenden Energiepreisen. Künftig werde Russland sein Gas und Öl an andere verkaufen. Aktuell sei es wichtig, alles zu tun, um das Energieangebot in Deutschland zu stärken.
HelloFresh nach US-Warnung unter Druck
Gegen den Trend schwächer notiert im DAX die Aktie des Kochboxenversenders HelloFresh. Der Verdacht von US-Behörden, das bestimmte Hackfleisch-Packungen in Kochboxen des Unternehmens mit Kolibakterien verunreinigt sein könnten, kommt bei den Anlegern nicht gut an. Die US-Lebensmittelaufsicht FSIS zeigte sich besorgt, dass Kunden die im Juli ausgelieferten Chargen noch in Tiefkühltruhen haben könnten und mahnte dazu, das Hackfleisch wegzuwerfen. Eine Stellungnahme von HelloFresh stand zunächst noch aus.
Die Nachricht aus den USA trifft das Berliner Unternehmen wenige Tage vor seinem Rauswurf aus dem DAX. Die Aktien des Unternehmens, das von der Corona-Pandemie mit geschlossenen Lokalen und Homeoffice massiv profitiert hatte, sind in diesem Jahr bereits deutlich eingebrochen. Die USA sind der wichtigste Markt für HelloFresh.
Starkes Interesse am Porsche-Börsengang
Die Sportwagentochter Porsche will angesichts eines großen Interesses von Investoren so schnell wie möglich bereit für ihren Börsengang sein. "Wir begrüßen das starke Interesse an unserem Unternehmen, und wir sind trotz der herausfordernden Marktbedingungen zuversichtlich", sagte Porsche-Finanzchef Lutz Meschke.
"Wir wollen Ende September, Anfang Oktober bereit sein für den Börsengang. Je früher desto besser", so der Manager weiter. Volkswagen will von der Tochter aus Stuttgart bis Anfang Oktober 12,5 Prozent des Grundkapitals an die Börse bringen und damit Milliarden einsammeln.
Rückversicherer in harten Verhandlungen
Inflation und steigende Zinsen erschweren den Rückversicherern nach Ansicht des Weltmarktführers die Verhandlungen über die neuen Verträge für das kommende Jahr. Der für die Rückversicherung zuständige Vorstand Torsten Jeworrek rechnet zwar weiterhin mit steigenden Preisen - einem "harten Markt" -, wie er zum Auftakt des Rückversicherungstreffens in Monte Carlo sagte. "Die nächste Erneuerungsrunde wird aber viel, viel herausfordernder als die letzte."
Auch Erzrivale Swiss Re rechnet angesichts der geopolitischen Spannungen, der globalen Wirtschaftsentwicklung und des Klimawandels mit einer verstärkten Nachfrage nach Versicherungsschutz.
Die Hannover Rück pocht in den anstehenden Gesprächen über die Erneuerung der Verträge mit den Erstversicherern wie die Konkurrenz ebenfalls auf höhere Preise. "Vor dem Hintergrund eines Trends zu teureren Großschäden" seien Preiserhöhungen und verbesserte Konditionen in der Schaden-Rückversicherung zu erwarten, sagte Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz in Monte Carlo.
Bayer legt Studiendaten zu Prostata-Krebsmittel vor
Bayer sieht die Wirksamkeit seines Prostatakrebsmedikaments Nubeqa durch neue Studiendaten untermauert. Die Daten zeigen, dass der Wirkstoff Darolutamid das Gesamtüberleben von Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs (mHSPC) verbessert, teilte Bayer am Wochenende auf dem europäischen Krebskongress ESMO mit. Ein Händler wertete die Daten am Montagmorgen leicht positiv.
Der Pharma- und Chemiekonzern kalkuliert für Nubeqa mit einem Spitzenumsatz von mehr als drei Milliarden Euro, das ist der höchste Umsatz innerhalb eines Jahres. Der Leverkusener DAX-Konzern braucht den Erfolg neuer Medikamente, um mittelfristig wegbrechende Umsätze mit Kassenschlagern auszugleichen, da für diese der Patentschutz nach und nach ausläuft.
Lufthansa einigt sich mit den Piloten - Burgfrieden bis Juni 2023
Lufthansa-Passagiere können aufatmen und müssen bis Mitte 2023 keine Piloten-Streiks befürchten. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und die Airline einigten sich auf Gehaltserhöhungen und eine Friedenspflicht bis zum 30. Juni, wie beiden Seiten am Montag mitteilten. Bis dahin wolle man weitere offene Themen ohne Zeitdruck verhandeln, erklärte die VC.
Die Cockpit-Crews erhalten in zwei Stufen – rückwirkend ab 1. August 2022 sowie am 1. April 2023 – eine Erhöhung der monatlichen Grundvergütung von je 490 Euro. Vor allem die Einstiegsgehälter profitierten, betonte die Lufthansa. So erhalte ein Berufseinsteiger als Copilot rund 20 Prozent mehr und ein Kapitän in der Endstufe ein Plus von 5,5 Prozent.
Metzler hebt Kursziel für die Commerzbank an
Das Bankhaus Metzler hat das Kursziel für Commerzbank von 9,50 auf 11,40 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Im Geschäft mit Zinsprodukten dürfte das Geldhaus das Ergebnis in diesem Jahr um ein Fünftel steigern im Vergleich zum Vorjahr, schrieb Analyst Jochen Schmitt in einer am Morgen vorliegenden Studie.
Auch im kommenden Jahr werde die Bank hier voraussichtlich weiter zulegen, gestützt vor allem von den Geschäften auf dem Heimatmarkt. Die Abhängigkeit vom Marktzinsniveau sei bei der Commerzbank recht groß. Die Aktie legt im MDAX deutlich über drei Prozent zu.
DAX legt deutlich zu: Renaissance der Bankaktien | tagesschau.de - tagesschau.de
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