In der Kolumne "Geld für alle" geben unsere Leser ihre (von uns geprüften) besten Finanztipps weiter. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 38/2022.

Die Stimmung eines Autofahrers hängt in diesen Tagen mehr denn je davon ab, ob die Nadel links oder rechts steht. Neigt sie sich nach links, wird es bald wieder teuer: Das Tanken lässt sich nicht mehr lange aufschieben. Wer ohne Auto den Alltag nicht bewältigen kann, dem setzen die hohen Spritpreise zusätzlich zu den Heizkosten und der allgemeinen Inflation zu. Der Tankrabatt verschaffte in den Sommermonaten etwas Entlastung, aber Anfang September sprangen die Preise zum Ende der Steuersenkung wieder nach oben. Derzeit kostet Diesel im Schnitt 2,10 Euro pro Liter, Super E5 bleibt günstiger, kostet aber weiter knapp zwei Euro.

Noch mehr als früher wollen Autofahrerinnen und -fahrer deshalb wissen: Wo, wann und wie tanke ich am günstigsten? Die gute Nachricht für Sie: Es gibt eindeutige Muster, auf die es sich zu achten lohnt. So können Sie am selben Tag in derselben Stadt mehrere Euro sparen.

Grundlage dafür ist, dass Sie vorausschauend tanken – also nicht mit dem letzten Liter zur nächstgelegenen Tankstelle kriechen. Dann können Sie sich erlauben, die richtige Zeit und den richtigen Ort für den günstigsten Preis gezielt anzusteuern. Besonders schmerzhaft wird es, wenn Sie morgens tanken müssen. Zwischen sechs und acht Uhr sind die Preise am höchsten. Danach sinken sie in wellenförmigen Bewegungen bis 21 oder 22 Uhr, bevor sie in der Nacht auf mittlerem Niveau stagnieren. Wollen Sie sparen, sollten Sie zwischen 17 und 22 Uhr tanken. Dann sind im Schnitt im Vergleich zu morgens mehr als zehn Cent Ersparnis pro Liter drin.

Mit der App zur günstigsten Tankstelle

Wenn das Wann geklärt ist, stellt sich noch die Frage nach dem Wo. Die ist dank Digitalisierung recht einfach zu beantworten. Zwar ändern Tankstellen ihre Preise ständig. Doch sie müssen sie innerhalb von fünf Minuten an das Bundeskartellamt melden. Und es gibt mehr als genügend Apps und Internetseiten, die diese Informationen aktuell und nutzerfreundlich an Autofahrende weitergeben. Die Behörde listet die Anbieter der Spritkostenvergleiche auf ihrer Webseite. Die Inhalte sollten bei allen dieselben sein, daher kann man sich getrost die nutzerfreundlichste heraussuchen. In der App genügt es, Ihren Standort freizugeben (oder einen Suchradius einzustellen), schon zeigt sie Ihnen die günstigsten Tankstellen im Umkreis an. Google Maps bietet ebenfalls einen Preisvergleich, wenn man nach Tankstellen sucht.

Wer keinen solchen Dienst nutzen will, sollte ein paar Daumenregeln beachten, um zumindest nicht beim teuersten Anbieter zu tanken. Bekannt ist, dass es auf Raststätten an Autobahnen besonders teuer ist. Auf Autohöfen, für die Sie kurz von der Autobahn abfahren müssen, tanken Sie meist schon günstiger. Außerdem können Sie sparen, wenn Sie bei freien Tankstellen halten statt bei Shell, Aral, BP oder Total. Sehr kleine Tankstellen werden nicht einmal bei den Vergleichsportalen angezeigt, da sie ihre Preise erst ab einem gewissen Absatz melden müssen. Hier können Sie womöglich Schnäppchen machen, die App-Nutzer verpassen. Und wenn Sie auf Reisen sind, lohnt sich oft der Tankstopp vor der Grenze: In vielen Nachbarländern tanken Sie günstiger als in Deutschland.

Ein großer Umweg lohnt sich nicht, E10 schon

Bleibt noch die Frage, für welchen Preis sich welcher Umweg lohnt. Die Antwort ist kompliziert, sie hängt vom Verbrauch Ihres Autos ab sowie von der Menge, die Sie tanken wollen. Eigentlich müssen Sie noch den zusätzlichen Verschleiß des Autos einbeziehen. Ein größerer Umweg rechnet sich jedenfalls meistens nicht. Erst recht unrentabel ist es, extra von zu Hause zur Tankstelle loszufahren, nur weil Benzin gerade günstig ist. Denn beim Kaltstart verbrauchen Autos besonders viel Sprit. Und gut für die Umwelt sind zusätzliche Kilometer natürlich auch nicht.

Haben Sie die günstigste Tankstelle erreicht, haben Sie die Wahl zwischen verschiedenen Spritsorten. Angebliche Premiumprodukte können Sie ignorieren, mit ihnen kommen Sie nicht weiter als mit den herkömmlichen. Stattdessen können fast alle, die Benzin tanken, zu E10 greifen. Hier sind bis zu zehn Prozent Bioethanol beigesetzt, also Kraftstoff, der aus Pflanzen erzeugt wird. E10 ist mehrere Cent günstiger als E5. Der Verbrauch liegt zwar minimal höher, unterm Strich steht aber immer eine Ersparnis. Dennoch tanken laut ADAC nur 14 Prozent der Autofahrenden E10 – die meisten, weil sie Schäden am Motor fürchten. Das ist fast immer unbegründet, da seit mehr als zehn Jahren alle Neuwagen darauf ausgelegt sind. Ob Ihr Fahrzeug E10 verträgt, steht oft im Tankdeckel, ansonsten in der Bedienungsanleitung. Oder Sie schauen online nach, zum Beispiel hier.