Marktbericht
Stand: 14.10.2022 18:09 Uhr
Der DAX hat zum Wochenschluss seine Zwischenerholung fortgesetzt, auch wenn er höhere Gewinne nicht halten konnte. Zum Handelsschluss rückt die VW-Aktie noch in den Fokus der Anleger.
Am deutschen Aktienmarkt ist es zum Wochenschluss weiter bergauf gegangen, womit sich die am Vortag begonnene Zwischenerholung fortsetzte. Der deutsche Leitindex ging am Ende eines erneut volatilen Handelstages bei 12.437 Punkten aus dem Handel, ein Tagesgewinn von 0,67 Prozent. Höhere Gewinne bis auf das Tageshoch von 12.676 Punkten konnte der Index aber nicht halten. Der MDAX, der Index der mittelgroßen Unternehmen, schloss bei 22.335 Punkten ein halbes Prozent höher.
Die Schwankungsbreite im DAX blieb dabei auch heute hoch, der Index lag im Tief bei 12.395 Punkten. Noch am Vortag war er bis auf 12.000 Punkte abgesackt, eher er sich mit der Erholung an der Wall Street dann erholte. Im Wochenvergleich steht damit ein Zuwachs von 1,3 Prozent.
"Warmer Regen" für VW-Aktionäre
Kurz vor Handelsschluss wurde bekannt, dass Volkswagen aus dem Porsche-Börsengang insgesamt 9,5 Milliarden Euro an die Aktionäre ausschütten will. Die Höhe der Sonderdividende wurde mit 19,06 Euro je Anteil angegeben, wie aus der Einladung zur außerordentlichen Hauptversammlung am 16. Dezember hervorgeht.
Kurz vor dem Gang aufs Parkett hatte der Wolfsburger Autobauer für den Fall eines erfolgreichen Ablaufs angekündigt, eine solche "Sonderdividende in einem Umfang von 49 Prozent der Brutto-Gesamterlöse aus der Platzierung der Vorzugsaktien und dem Verkauf der Stammaktien Anfang 2023" auszuschütten. Es wurde der größte deutsche Börsengang seit der Telekom 1996 und dieses Jahr weltweit der zweitgrößte nach dem Batteriezellhersteller LG Energy Solution.
US-Banken im Fokus
Im Mittelpunkt stand am Nachmittag der Auftakt der US-Berichtssaison mit den ersten Quartalsberichten der großen US-Banken für das dritte Quartal. Diese werden an der Wall Street positiv aufgenommen, obwohl die Geldhäuser meist wegen höherer Kreditrückstellungen insgesamt weniger verdient haben. Operativ lief es aber gut für die großen Häuser.
Mit den Zahlen im Rücken ging es zur Eröffnung auch an der Wall Street zunächst bergauf. Allerdings konnten die Indizes die Anfangsgewinne danach nicht behaupten. Der Leitindex Dow Jones, der gestern in einer atemberaubenden Berg- und Talfahrt wieder über die Marke von 30.000 Punkten gestiegen war, steht mittlerweile wieder im Minus, ebenso wie die Technologiebörse Nasdaq.
Es gilt das Prinzip Hoffnung
Die beginnende Berichtssaison wird ein wichtiger Meilenstein für die Investoren sein, nachdem zuletzt ausschließlich das Thema Zinswende das Handeln der Akteure bestimmte und zu großen Schwankungen geführt hat. Zwar ist es ausgemachte Sache, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) im November den Leitzins um weitere 75 Basispunkte erhöhen wird. Gleichzeitig hoffen die Anleger aber, dass damit der größte Teil der Wegstrecke zurückgelegt ist.
"Zwar verringerte sich die Inflation nur leicht, allerdings war es der dritte Rückgang in Folge", erklärte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater mit Blick auf US-Daten vom Donnerstagnachmittag. "An den Märkten wurde dies so interpretiert, dass bei der Inflation das Schlimmste vorüber ist." Die US-Verbraucherpreise waren im September im Monatsvergleich um 8,2 Prozent gestiegen nach 8,3 Prozent zuvor.
Inflationsrisiken sind damit keineswegs vom Tisch - und zwar auf beiden Seiten des Atlantiks. Auch in Europa gehen die Anleger in Anbetracht der hohen Inflation von rund zehn Prozent von einem weiteren kräftigen Zinsschritt der EZB um 75 Basispunkte auf der Sitzung am 27. Oktober aus. Das Anlageumfeld bleibt also herausfordernd.
Großhandelspreise als Inflations-Vorbote
Dass der Inflationstrend auch hierzulande ungebrochen ist, zeigt nicht zuletzt der starke Preisauftrieb im deutschen Großhandel. Im September stiegen die Preise um 19,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Der Großhandel ist ein wichtiger Frühindikator für die Verbraucherpreise.
Weniger Gewinn bei JPMorgan Chase
Die größte US-Bank JPMorgan Chase hat im Sommer trotz deutlich gestiegener Zinseinnahmen einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen, ausgelöst durch höhere Abschreibungen auf notleidende Kredite. Allerdings rechnet Bankchef Jamie Dimon für das Gesamtjahr jetzt mit einem noch höheren Zinsüberschuss als bislang.
Im dritten Quartal erzielte JPMorgan bereinigte Erträge von 33,5 Milliarden Dollar - zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor und noch mehr als von Analysten erwartet. Der Zinsüberschuss sprang sogar um mehr als ein Viertel auf 17,6 Milliarden Dollar nach oben. Allerdings steckte die Bank 1,5 Milliarden Dollar für drohende Kreditausfälle in die Risikovorsorge, nachdem sie im Vorjahreszeitraum Rückstellungen in ähnlicher Höhe aufgelöst hatte
Auch der US-Finanzkonzern Citigroup hat im dritten Quartal trotz höherer Einnahmen wegen höherer Rückstellungen erheblich weniger Gewinn gemacht. Unterm Strich verdiente Citi laut eigener Mitteilung vom Freitag 3,5 Milliarden Dollar (3,6 Mrd Euro) und damit rund ein Viertel weniger als vor einem Jahr. Experten hatten mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet.
Auch Wells Fargo berichtete über ein gutes operatives Geschäft, das Institut leidet aber weiterhin unter erheblichen Rechtsrisiken. "Unsere solide Geschäftsleistung im dritten Quartal wurde von operativen Verlusten von zwei Milliarden Dollar aufgrund von Gerichtsverfahren, Konfliktlösungen mit Kunden und regulatorischen Fragen aus der Vergangenheit schwer beeinträchtigt," erklärte Konzernchef Charlie Scharf zu den Quartalsergebnissen.
Ölpreise geben weiter nach
Die Ölpreise geben ihre gestrigen Gewinne heute wieder ab. Am späten Nachmittag kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent etwas über drei Prozent weniger. Auch auf Wochensicht ging es mit den Ölpreisen deutlich nach unten. Die Sorge vor einem Abflauen der Weltwirtschaft und einem damit verbundenen geringeren Verbrauch von Rohöl hat den Brent-Preis über drei Dollar in die Tiefe gedrückt.
Euro dreht ins Minus
Der Euro hat nach anfänglichen Gewinnen ins Minus gedreht. Die europäische Gemeinschaftswährung notiert im späten europäischen Geschäft rund 0,3 Prozent tiefer bei 0,9737 Dollar. Der Euro wird durch den festeren Dollar belastet. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9717 (Donnerstag: 0,9739) Dollar fest.
Auch andere Währungen standen gegenüber der US-Währung unter Druck. Inflationsdaten aus Frankreich und Spanien deuteten auf einen leicht abnehmenden, aber immer noch hohen Preisauftrieb hin.
Nach dem politischen Erdbeben in London fiel das Pfund gegen den Dollar über ein Prozent zurück und gab damit rund die Hälfte der Gewinne vom Vortag wieder ab. Hintergrund der Schwankungen ist die Entlassung von Finanzminister Kwasi Kwarteng durch Premierminsterin Liz Truss. die allerdings wegen ihrer Steuerpolitik selber unter erheblichem Druck steht. Zum Nachfolger wurde am Freitag der ehemalige Außenminister Jeremy Hunt ernannt.
Der Yen bleibt schwach
Unter hohem Druck steht weiter der japanische Yen. Gegenüber dem US-Dollar fiel die Währung der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 1990. Analysten blicken gespannt auf das Finanzministerium und die Notenbank, die vor wenigen Wochen erstmals seit langer Zeit gegen die Yen-Schwäche am Markt interveniert hatten. Grund für die starken Verluste des Yen ist die Geldpolitik der Bank of Japan, die sich - anders als viele andere Notenbanken - bisher nicht gegen die Inflation zur Wehr setzt.
Gold erneut unter Druck
Der wiedererstarkende Dollar lastet auch auf den in Dollar notierenden Rohstoffen. Die Feinunze Gold büßt ihre anfänglichen Gewinne ein und verliert gut ein Prozent auf 1646 Dollar.
Immobilienaktien erholen sich - Schnäppchenjäger am Werk
Die rasante Talfahrt der europäischen Immobilienwerte seit Jahresbeginn hat sich heute nicht fortgesetzt. Vielmehr startete die Branche in einem freundlichen Umfeld einen Erholungsversuch. Das Umfeld bleibt für den Sektor gleichwohl trübe. Am hiesigen Aktienmarkt gewannen die Papiere von Vonovia als bester Wert im DAX mehr als sechs Prozent, nachdem sie am Vortag noch auf den tiefsten Stand seit 2014 abgesackt waren.
Auch die zahlreich im MDAX vertretenen Immobilienaktien legten kräftig zu, TAG Immobilien und LEG Immobilien waren die größten Gewinner im Index. Börsianer begründeten die deutlichen Kurssprünge mit typischen Gegenbewegungen nach Phasen andauernder Kursverluste. In einem derartigen Umfeld treten oft Schnäppchenjäger auf den Plan, die bei gesunkenen Bewertungsniveaus Kurschancen sehen.
Die Immobilienbranche wurde in diesem Jahr besonders deutlich von den Zins-, Inflations- und Rezessionssorgen der Anleger gebeutelt. So hat der Sektorindex seit Jahresbeginn 46 Prozent eingebüßt - so viel wie keine andere Branche.
Bayer verliert wegen Monsanto-Urteil in den USA
Die Bayer-Aktie konnte dem erholten Marktumfeld nicht folgen und gehörte zu den Verlierern im DAX. Ein Rechtsurteil in den USA stößt den Anlegern negativ auf. Die Bayer-Tochter Monsanto wurde von einem Gericht im US-Bundesstaat Washington zur Zahlung von 275 Millionen US-Dollar verurteilt. In dem Streit klagten mehrere Personen, die Erkrankungen auf Kontakt mit polychlorierten Biphenylen (PCB) an einer Schule zurückführen.
Lufthansa-Chef Spohr sieht Luftverkehr auf Erholungskurs
Der Krieg in der Ukraine und hohe Inflation werden nach Einschätzung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Erholung des Luftverkehrs allenfalls etwas dämpfen. Die Branche werde auf Erholungskurs bleiben, das Wachstum werde sich aber vielleicht etwas abflachen, sagte Spohr heute in Frankfurt. "Grund für Pessimismus gibt es nicht", sagte Spohr.
VW verkauft im September ein Fünftel mehr
Der Autobauer Volkswagen hat im September weltweit gut ein Fünftel mehr Autos verkauft als ein Jahr zuvor. VW bezifferte den Konzernabsatz am Freitag auf 755.800 Fahrzeuge, das ist ein Plus von 20,7 Prozent. Die stärksten Zuwachsraten verzeichneten die Oberklasse-Marken Audi (plus 38,9 Prozent) und Porsche (plus 29,0 Prozent), regional zogen die Auslieferungen am stärksten in China an, wo Volkswagen gut ein Drittel mehr Fahrzeuge absetzte als im September 2021.
Nordex steigert Verkaufspreise deutlich
Die Nordex-Aktie ist nach ihren starken Vortagesgewinnen auch zum Wochenschluss gefragt. Der Windanlagenhersteller hat seine Verkaufspreise im dritten Quartal deutlich erhöhen können. Der durchschnittliche Verkaufspreis je installiertes Megawatt Leistung (ASP) sei gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 0,69 Millionen Euro auf 0,90 Millionen Euro gestiegen, teilte das SDAX-Unternehmen mit.
Gewerkschaft will sich gegen BASF-Sparprogramm wehren
Die Chemie-Gewerkschaft IG BCE hat Gegenwehr bei den geplanten Kosteneinsparungen des Branchenriesen BASF angekündigt. Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa "entschiedenen Widerstand" an.
Knorr-Bremse macht früheren Daimler-Manager zum neuen Chef
Der Bremsenhersteller Knorr-Bremse hat einen Nachfolger für seinen ausgeschiedenen Vorstandschef Jan Mrosik gefunden. Der frühere Daimler- und Mitsubishi-Manager Marc Llistosella (55) werde zum 1. Januar 2023 neuer Vorstandsvorsitzender, teilte das MDAX-Unternehmen gestern mit.
BioNTech macht bei angepasstem Impfstoff Fortschritte
Der an die aktuell vorherrschende Omikron-Untervariante BA.5 angepasste Corona-Impfstoff von BioNTech und Pfizer hat nach Unternehmensangaben in einer klinischen Studie erste positive Ergebnisse geliefert. Die Daten deuteten darauf hin, dass der angepasste Wirkstoff "voraussichtlich einen besseren Schutz gegen die Omikron-Varianten BA.4/BA.5 bieten kann als der ursprüngliche Impfstoff".
Netflix führt Abo mit Werbung ein
Netflix bietet wie angekündigt ein verbilligtes Basis-Abo mit Werbung an. Der Tarif werde in Deutschland 4,99 Euro im Monat kosten und ab 3. November verfügbar sein, teilte Netflix-Manager Greg Peters gestern mit. Das werbefinanzierte Model wird in insgesamt zwölf Ländern eingeführt, darunter auch Frankreich, Großbritannien und den USA. Auf die bisherigen Abos habe das neue Modell keine Auswirkungen.
Credit Suisse lotet Beteiligungs-Verkauf aus
Die Credit Suisse prüft einem Medienbericht zufolge den Verkauf ihrer Beteiligung an dem Madrider Technologieunternehmen Allfunds. Damit wolle das krisengeplagte Institut Barmittel beschaffen, berichtet die spanische Zeitung "Cinco Dias". Die Credit Suisse will Ende des Monats eine neue Strategie ankündigen. Analysten gehen davon aus, dass das Institut das Investmentbanking weiter eindampfen, Teilbereiche verkaufen und möglicherweise auch die Aktionäre erneut anzapfen will.
Index erreicht Tageshoch: US-Banken stützen den DAX | tagesschau.de - tagesschau.de
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