Es ist wahrlich keine gute Woche für die großen Techkonzerne in den Vereinigten Staaten gewesen. Amazon, Alphabet, Apple, Microsoft und Meta hatten Zahlen vorgelegt – und die Anleger waren nicht begeistert. Die Kurse der Aktien an der Börse gaben nach- und zwar gewaltig: Mehr als 950 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung wurden vernichtet. Die goldenen Zeiten für die Konzerne scheinen zumindest eine Pause eingelegt zu haben, wenn nicht sogar vorbei zu sein.
Gerade während der Pandemie sprudelten die Gewinne: Es wurde mehr im Netz gekauft, mehr geworben, mehr Tätigkeiten in die Cloud verlegt und mehr über das Internet kommuniziert. Kurz: Alles Nutzer-Tätigkeiten, welche die Umsätze der Konzerne sprudeln und die Gewinne steigen ließen.
Nun entwickelt es sich gerade in die entgegengesetzte Richtung: Das weltwirtschaftliche Klima kühlt sich merklich ab. Der Kostendruck steigt, genauso wie die Zinsen. Unter dem starken Dollar, der die Auslandseinnahmen verringert, leiden die Konzern. Die aktuellen Zahlen sind zwar gut, die Anleger erwarten jedoch mehr – und vor allem die Ausblicke auf die kommenden Monate enttäuschen. Die Hoffnung, dass sich die Tech-Konzerne besser gegen die Inflation und dem schwächeren Wachstum stemmen könnten, haben sich zerschlagen. Selbst das Cloud-Geschäft und das digitale Werbegeschäft, die beide als robust galten, sind deutlich in Mitleidenschaft gezogen wurden. Das sind man an den Reaktionen auf die Bilanzen.
Bei Microsoft fielen die Zahlen zwar besser aus als erwartet: Die Erlöse lagen bei 50,1 Milliarden Dollar, ein Plus von elf Prozent und damit auch besser als von Analysten erwartet. Doch für das laufende Quartal wird ein schwächeres Wachstum erwartet, viele Geschäftsfelder lahmen. Der Aktienkurs sank daraufhin von rund 250 Dollar auf rund 225 Dollar.
Auch der Google-Mutterkonzern Alphabet verlor in einer ähnlichen Größenordnung. Der Kurs ging von rund 105 Dollar auf 92 Dollar zurück. Sowohl das operative Ergebnis mit 17,14 Milliarden Dollar als auch der Umsatz mit 69,09 Milliarden Dollar lag unter den Markterwartungen. Besonders die Werbegelder flossen nicht mehr so üppig wie vor kurzem noch. Analysten kritisieren, dass Alphabet keine größeren Bemühungen anstelle, Geld einzusparen, ganz im Gegenteil. In den vergangenen drei Monaten wurden 13 000 Mitarbeiter eingestellt, eine der größten Einstellungsoffensiven aller Zeiten, trotz eines kürzlichen internen Aufrufs von Alphabet-Chef Sundar Pichai, dass das Unternehmen bei seinen Ausgaben „fokussierter“ sein müsste.
Fast alle enttäuschen mit ihren Zahlen
Amazon enttäuschte am Donnerstag die Anleger mit einer schwachen Umsatzprognose für das vierte Quartal des Jahres – der Umsatz soll nur noch bei 140 Milliarden Dollar liegen und nicht bei den von Analysten prognostizierten 155 Milliarden Dollar. Besonders das Cloud-Geschäft schwächt sich – ähnlich wie bei Microsoft – ab, da die Kunden versuchten, ihre Ausgaben einzudämmen. Auch hier sanken die Kurse, von rund 120 Dollar auf rund 100 Dollar.
Am schlimmsten erwischte es allerdings Meta . Der Börsenkurs brach von rund 130 Dollar auf rund 100 Dollar ein, damit notiert das Papier nun 75 Prozent unter seinem Höchststand. Meta schockierte die Anleger geradezu. Brach doch der Gewinn um 52 Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar ein. Zusätzlich wird viel Geld in das so genannte Metaverse investiert, dessen Erfolgsaussichten aber unsicher sind.
Lediglich Apple schaffte es, die Anleger nicht zu enttäuschten und die Analystenerwartungen zu übertreffen. Unterm Strich legte der Gewinn leicht auf 21 Milliarden Dollar zu. Apple löst sich damit von der Entwicklung bei anderen Tech-Riesen, die von sinkenden Werbeausgaben oder Konjunktursorgen getroffen werden. Doch trotzdem gab die Aktie nachbörslich leicht nach.
Ist das das dauerhafte Ende des Booms?
Manche sehen schon ein Ende des jahrelangen Booms voraus, so etwa der Wirtschaftsprofessor Ken French. Er wies in einer Langzeitstudie nach, dass es immer Phasen gab, bei denen so genannte Value-Titel dominierten, und Phasen, in denen so genannte Growth-Titel dominierten. Das englische Wort „value“ heißt übersetzt „Wert“, solche Titel haben eine stabile Gewinnentwicklung, eine überdurchschnittliche Profitabilität und eine gute Marktposition – ein Beispiel ist etwa Coca-Cola. „Growth“ heißt auf gut Deutsch „Wachstum“ und damit sind eben solche Titel wie die Techwerte gemeint, die überdurchschnittlich hohes Wachstum aufweisen. Laut French nähern sich nun die Wachstumsaktien den Value-Werten an.
Manche Wachstumsaktie könnte zu einem Value-Titel werden, andere könnten sogar ganz von der Bildfläche verschwinden. Meta etwa ist nicht einmal unter den 20 größten Unternehmen vertreten. Das ist eine normale Entwicklung, man muss sich dazu nur die größten Aktien der Welt über den Lauf der Zeit anschauen, wo ein ständiges Kommen und Gehen herrscht.
Trübe Geschäftsaussichten: Techkonzerne verlieren fast 1000 Milliarden Dollar an Wert in einer Woche - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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