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Sunday, November 27, 2022

Strom und Gas werden teurer: Wie hessische Versorger ihre Energiepreise erhöhen - hessenschau.de

Viele Energieversorger in Hessen erhöhen zum Jahreswechsel ihre Preise für Strom und Gas. Nicht selten müssen Kundinnen und Kunden das Doppelte zahlen. Ein Überblick.

Heizkörper freihalten, um der Wärme nicht den Weg zu versperren. Bloß nicht seine Fenster stundenlang gekippt lassen. Lieber einen Laptop statt eines Desktop-Computers benutzen.

Das sind nur drei Beispiele von Tipps zum Energiesparen, die man so oder in abgewandelter Form bei jedem der neun großen Energieversorger in Hessen erhält. Sie alle geben Handlungsanweisungen, mit denen Kunden und Kundinnen weniger auf ihre Produkte angewiesen sind. Denn sie alle erhöhen zum Jahreswechsel ihre Preise für Gas und Strom.

Das "sehr hohe durchschnittliche Preisniveau an den für die Beschaffung relevanten Terminmärkten" hält an und die Kosten für den Transport werden immer teurer. Deshalb sei Mainova "abermals zum Handeln" gezwungen, teilt der führende Energiedienstleister in Frankfurt mit.

Bedeutet konkret: Der Erdgaspreis in der Grundversorgung steigt zum 1. Januar auf 17,37 Cent je Kilowattstunde (kWh), brutto inklusive 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ein Musterhaushalt im Tarif "Mainova Erdgas Classic" mit einem Jahresverbrauch von 12.000 kWh müsse daher mit monatlichen Zusatzkosten von rund 48 Euro rechnen. Der Strompreis im gleichen Tarif steigt auf 50,46 Cent je Kilowattstunde. Wer durchschnittlich 2.500 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, zahlt künftig monatlich brutto 47,40 Euro mehr - eine Erhöhung des jährlichen Grundpreises um 11,84 Euro auf 80,94 Euro mit eingerechnet.

Eswe, der Energie-Versorger der Landeshauptstadt, hat als Grundversorger zwar Gas für bis zu drei Jahre im Voraus eingekauft - "das hilft uns in der aktuellen Situation aber nicht weiter", sagt Vertriebsleiter Marc Fischer der Frankfurter Neuen . Weil sich Vorlieferanten auf höhere Gewalt beriefen und auf eine Vertragsklausel, die es ihnen erlaube, die Gaspreise wegen der drastischen Lieferengpässe aus Russland neu zu verhandeln. "Für uns bedeutet das enorme Steigerungen bei den Gasbeschaffungskosten, die wir an Kundinnen und Kunden weitergeben müssen, damit unsere Liquidität als Unternehmen nicht gefährdet ist", ergänzt Eswe-Vorstandschef Ralf Schodlok.

Bedeutet konkret: Der Basispreis für Gas wurde bereits zum 1. Oktober brutto um 11,65 Cent pro Kilowattstunde auf 20,75 Cent angehoben. Ein Single-Haushalt im Grundversorgungstarif mit 8.000 Kilowattstunden-Jahresverbrauch muss mit einer Verteuerung um 109 Prozent klarkommen, statt wie bislang 854 Euro pro Jahr zu zahlen, werden künftig 1.786 Euro fällig. Ein Einfamilienhaushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahlt 122 Prozent mehr als bisher. Den Eswe-Berechnungen zufolge statt 1.914 Euro nun 4.244 Euro.

Der Energieversorger Energie aus der Mitte (EAM) hat seine Gaspreise zum 1. November angepasst und erhöht seine Strompreise für Bestandskunden im Privat- und Gewerbekundenbereich zum 1. Dezember. "Damit sind wir der allgemeinen Entwicklung der Preise in Deutschland gefolgt", teilt eine Sprecherin auf hr-Anfrage mit. Für Neukunden würden derzeit noch die neuen Preise berechnet, ihnen würden aber "aufgrund der aktuellen Marktsituation aktuell keine neuen Tarife" angeboten.

Bedeutet konkret: Bei einem Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden haben Bestandskunden im Tarif "Mein EAM Strom" zusätzliche Kosten von knapp 35 Euro pro Monat. Im Gasbereich müssen sie bei einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden rund 25 Euro pro Monat mehr zahlen. "Die Auswirkungen sind jedoch je nach Tarif und Abrechnungszeitpunkt unterschiedlich", teilt die EAM weiter mit.

"Wir können die steigende Preisentwicklung etwas abfedern, weil wir noch einige günstiger eingekaufte Mengen vorrätig haben", teilt ein Sprecher des Energiedienstleisters Entega mit. Dennoch müssten die Preise für Strom und Gas "peu a peu" angepasst werden - man schaue sich jeden Einzelfall der vorwiegend in Flextarifen mit Preisgarantien gebundenen Kunden an.

Bedeutet konkret: Für die rund zehn Prozent Entega-Kunden in der Grundversorgung erhöhen sich die Preise zum Jahreswechsel wie folgt: Bei einem Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden Strom haben Bestandskunden zusätzliche Kosten von knapp 98 Euro pro Jahr - der Arbeitspreis für eine Kilowattstunde erhöht sich von 55 Cent auf 57,91 Cent. Im Gasbereich müssen sie bei einem Jahresverbrauch von 10.000 Kilowattstunden rund 358 Euro pro Jahr mehr zahlen - der Arbeitspreis für eine Kilowattstunde erhöht sich von 17,25 Cent auf 20,83 Cent.

"Die Energiemärkte sind weiterhin außer Rand und Band. In diesem und im vergangenen Jahr ist es zu niemals für möglich gehaltenen Preissprüngen gekommen", erklärt Bettina Buchert, die Vertriebschefin der Energieversorgung Offenbach (EVO). Nun die Preise für Strom und Gas drastisch zu erhöhen, sei "unausweichlich".

Bedeutet konkret: Der Strompreis für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden im Jahr wird zum 1. Januar im Durchschnitt um 35,4 Prozent steigen. Der Arbeitspreis steigt um 9,8 Cent je Kilowattstunde auf künftig 41,53 Cent brutto. Der Grundpreis bleibt unverändert. Auf den Monat gerechnet, müssten die Kunden im Tarif "Classica" für Strom rund 30 Euro mehr zahlen. Für eine Kilowattstunde Erdgas zahlen Kunden im Tarif "Classica" künftig 13,73 Cent. Der Grundpreis steigt von 89,88 Euro jährlich auf 160,50 Euro. Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahlt man als EVO-Kunde daher künftig rund 2.900 Euro im Jahr - statt bisher 1.725 Euro.

"In der Sparte Strom konnten wir unsere Preise trotz der aktuellen Energiekrise lange stabil halten. Für 2023 ist das leider nicht mehr möglich", teilt Martina Butz mit, die Geschäftsführerin des lokalen Energiedienstleisters Stadtwerke Hanau (SWH). Grund für die Erhöhungen zum Jahreswechsel seien die Energiemarktpreise "in bislang ungeahnter Höhe" durch den Krieg in der Ukraine. Hinzu kämen Änderungen bei Netzentgelten und gesetzlichen Umlagen und extrem gestiegene Beschaffungskosten beim Erdgas. "Eine bislang nie dagewesene Situation", sagt Butz.

Bedeutet konkret: Eine Preissteigerung von 8,825 Cent je Kilowattstunde auf Erdgas. Im Produkt "Erdgas Basis" steigt dadurch der Arbeitspreis ab Januar von 10,106 auf 19,674 Cent pro Kilowattstunde. Der Grundpreis erhöht sich von 74,86 auf 78,88 Euro im Jahr. Für einen Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von 18.000 Kilowattstunden im Jahr bedeutet das eine Erhöhung um 144 Euro im Monat. Im Produkt "Strom Basis" erhöht sich der Arbeitspreis von 26,219 auf 50,515 Cent je Kilowattstunde und der Grundpreis von 90,51 auf 90,92 Euro im Jahr. Bei einem Durchschnittsverbrauch von jährlich 3.000 Kilowattstunden eine Erhöhung von 61 Euro im Monat.

"So dramatisch sich die Lage darstellt - im Vergleich liegen die SWG bisweilen deutlich unter dem Wettbewerb", sagt Andreas Fuchs, Vertriebsleiter bei den Stadtwerken Gießen (SWG). In Gießen biete derzeit niemand günstiger an als die SWG. Weil sich die Bezugskonditionen an der Strombörse deutlich verschlechtert hätten, bleibe aber auch den SWG "keine andere Wahl, als ihre Strompreise anzuheben".

Bedeutet konkret: Ab dem 1. Januar steigt der Arbeitspreis für Strom in der Grundversorgung um 18,18 Cent auf dann 46,67 Cent pro Kilowattstunde. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 2.200 Kilowattstunden entstehen so Mehrkosten in Höhe von rund 33 Euro monatlich - ein Anstieg um fast 53 Prozent. Immerhin: Ihre Preise für Erdgas und Fernwärme halten die SWG den Angaben zufolge konstant.

Wegen der "stark gestiegenen und schwankenden Marktpreise" überarbeiten die Stadtwerke Marburg aktuell ihre Strom-Produkte "in der Preisgestaltung". Außerhalb der Grundversorgung und Ersatzversorgung könne der Energieversorger deswegen erstmal kein Strom-Produkt anbieten, teilt er mit. Für die Kunden der Grundversorgung wurden die Preise für Strom und Gas bereits überarbeitet.

Bedeutet konkret: Der Arbeitspreis für Strom erhöht sich ab dem 1. Januar um 19,69 Ct/kWh auf 54,26 Ct/kWh (brutto). Der monatliche Grundpreis bleibt gleich: 11,84 Euro. Der Arbeitspreis für Erdgas erhöht sich ab dem 1. Januar um 4,48 Ct/kWh auf 16,35 Ct/kWh (brutto). Der monatliche Grundpreis bleibt gleich: 10,65 Euro.

"Erwartungsgemäß" passe auch die RhönEnergie Fulda ihre Preise für Strom und Erdgas an die gestiegenen Beschaffungskosten und Netzentgelte an, teilt der Energieversorger mit. "Als regionaler Versorger müssen wir die von uns verteilte Energie zuvor selbst am Markt einkaufen – das ist aktuell sehr herausfordernd", sagt Martin Heun, Sprecher der Geschäftsführung. Dennoch hielten sich die Preisanpassungen im Vergleich zu anderen Versorgern "in Grenzen".

Bedeutet konkret: Zum 1. Januar steigt der Arbeitspreis für Erdgas in der Grundversorgung um 3,60 Cent je Kilowattstunde brutto auf 13,92 Cent. Der Preis für eine Kilowattstunde Strom erhöht sich um 5,04 Cent pro Kilowattstunde brutto auf 35,61 Cent pro Kilowattstunde. Für Erdgas-Kunden in der Grundversorgung mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden ergeben sich daraus Mehrkosten von etwa 60 Euro pro Monat. Für Stromkunden in der Grundversorgung mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden liegen die monatlichen Mehrkosten bei etwa 16 Euro. Darin enthalten ist eine Anpassung des Grundpreises um etwas mehr als einem Euro pro Monat.

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