- Galeria Kaufhof Karstadt: Investor will 47 Filialen übernehmen
- Diese Standorte in Franken sollen gerettet werden
- Interesse an Erhalt wirklich "ernsthaft"? Online-Händler äußert Zweifel nach Gerüchten
- Idee für Logo und Namen vorgestellt: Standorte sollen zu "Schön hier" werden
Ende Oktober stellte Galeria Kaufhof Karstadt, die letzte deutsche Warenhauskette, einen Insolvenzantrag in Form eines Schutzschirmverfahrens. Über 40 der verbliebenen 131 Standorte sollen geschlossen werden, um "wirtschaftlich tragfähige Strukturen" zu schaffen, hieß es. In Franken löste die Nachricht bei vielen Beschäftigten Entsetzen aus. Dann etwas Hoffnung: Der Chef des Online-Shops "Buero.de" aus Detmold, Markus Schön, bekundete Interesse an einem Teil der Galeria-Filialen. Gegenüber inFranken.de verriet Schön auch, welche Filialen in der Region er übernehmen möchte. Doch die Verhandlungen laufen nicht so, wie von dem Bürohändler geplant. Trotzdem hat das Unternehmen nun ein Logo und einen Namen für die Standorte präsentiert - auch um das anhaltende Interesse zu verdeutlichen.
Update vom 09.12.2022: Aus Kaufhof und Karstadt soll "Schön hier" werden - das steckt hinter der Idee
"Nach der intensiven Entwicklung unseres Konzepts seit 2018 haben wir die Namensfindung sehr schnell gestaltet und nun auch ein Logo vorliegen, das die Gremien unseres Verbundes begeistert", erklärt Geschäftsführer Markus Schön in einer Pressemitteilung. Unter dem Logo könne man laut Schön "von der Winterjacke über sportliche Schuhe bis hin zum Fernseher und der Bratpfanne alles kaufen". So wolle man die 47 Standorte unter dem Namen "Schön hier" weiterführen. "Das Logo soll für den Aufbruch stehen, den Buero.de an den 47 Standorten anstrebt", wird die Chefin der zuständigen Markenberatung Addways, Andrea Grote, darin zitiert.
"Dabei war es wichtig, die Farbgebung des gesamten Verbundes – überwiegend blau, silber und orange – aufzunehmen", so Grote. In den Filialen solle die Kundschaft "einmalige Einkaufserlebnisse haben, die man mit dem Kauferlebnis bei www.buero.de für Bürobedarf und Schulmaterial online verbindet", erläutert Schön. Auch zu den Plänen für die Standorte äußert sich das Unternehmen nun konkreter.
So sollen je nach Größe auf fünf bis 10 Prozent der Verkaufsflächen in den Filialen "regionale Angebote" Platz finden. Gleichzeitig wolle man "digitale Lösungen rund um die Warenhäuser" neu gestalten. Einen Fingerzeig auf das Gelingen der Galeria-Übernahme wolle "Buero.de" mit der Präsentation des Logos nicht verbunden wissen. "Es bleibt dabei, wenn jemand etwas kaufen will, muss ein anderer verkaufen wollen. Dennoch stehen wir zu unserer Aussage; wir wollen die 47 Standorte lieber heute als morgen übernehmen und sind jederzeit handlungsfähig", wird Schön zitiert.
Update vom 21.11.2022: Soll die Galeria-Warenhauskette wirklich gerettet werden? Möglicher Karstadt-Retter äußert Zweifel
"Nachdem der erste Verhandlungstermin aufgrund der fehlenden Vertraulichkeitsvereinbarung nicht zustande gekommen ist, muss jetzt Geschwindigkeit aufgenommen werden", teilt der "Buero.de"-Chef Markus Schön in einem aktuellen Statement mit. Man habe sich daher entschieden die "Einseitigkeit der Vertraulichkeitsverpflichtung - buero.de muss schweigen, Galeria Karstadt Kaufhof darf reden" zu akzeptieren. Der Online-Händler habe zudem "direkt einen Fragenkatalog übersandt, der die wesentlichen Themen für die Übernahme der 47 Standorte aufgreift", deren Übernahme man in Erwägung ziehe.
Gleichzeitig wird der Tonfall aus Detmold deutlich schärfer - all dies ist eher ungewöhnlich für die Anbahnung von Geschäftsbeziehungen. Aus Sicht des Interessenten ist dies aber durchaus gerechtfertigt: "Nachdem nun fast zwei Monate ohne wirkliches Ergebnis vergangen sind und Galeria Karstadt Kaufhof mit der Vertraulichkeit und einer Anti-Korruptionsklausel Probleme hatte, mehren sich bei uns die Zweifel, wie ernsthaft das Verhandlungsinteresse überhaupt ist", heißt es von "Buero.de". Entsprechend "gespannt" warte man auf die Rückmeldung von Galeria Karstadt Kaufhof.
Genährt würden diese Zweifel durch "kursierende Marktgerüchte, bei für auch für Buero.de interessanten Standorten der Galeria Karstadt Kaufhof würden Alternativkonzepte mit Büro- und Wohnflächennutzung angeboten", heißt es. "Hier wird das teilweise knappe Wohnraumangebot genutzt, um so teilweise große Flächen von mehr als 25.000 Quadratmetern erschließen zu können. Aber die Attraktivität einer Stadt hängt auch an der Attraktivität der Innenstadt", erläutert Schön.
Eigenes Angebot wirke im Vergleich "mickrig": Chef von "Buero.de" warnt eindringlich vor Vergleich
Der Chef des Online-Händlers sei "überzeugt, unser Angebot sichert nicht nur die Arbeitsplätze dauerhaft, sondern kann für die jeweilige Stadt ein innerstädtischer Leuchtturm werden. Aber mehr als um Gespräche werben, können wir nicht". Gleichzeitig könne "selbst das wirtschaftlich sehr gute Angebot mit Immobilienentwicklungen nicht mithalten", heißt es weiter.
"Da werden Berechnungen aufgemacht, die den Eigentümern bis zu 300 Millionen Euro Gewinn versprechen", wird Schön zitiert. "Bezogen auf alle für uns interessante Standorte wären dies theoretisch 14 Milliarden Euro. Da erscheint selbst eine Offerte im dreistelligen Millionenbereich für das operative Geschäft schon fast 'mickrig'."
Schön warne davor, den Immobilienverkauf mit dem Angebot seines Unternehmens, den Warenhausbetrieb mit den Beschäftigten fortzusetzen, zu vergleichen. Deswegen sei es "so wichtig, mit dem übersandten Fragenkatalog Klarheit zu den Überlegungen der Galeria Karstadt Kaufhof zu erhalten", so der Online-Händler.
Update vom 15.11.2022: Galeria-Interessent "verwundert" - heftige Kritik an Vertraulichkeitsvereinbarung
"Das Büro des Insolvenzverwalters von Galeria Karstadt Kaufhof GmbH hat einen zunächst für den 14. November 2022 anberaumten Verhandlungstermin mit der buero.de Handel AG überraschend kurzfristig abgesagt", heißt es in einer Mitteilung des Online-Händlers. Begründet worden sei die Absage "mit der fehlenden Bereitschaft von Galeria Karstadt Kaufhof GmbH eine Vertraulichkeitsvereinbarung abzuschließen", so "Buero.de" weiter.
Der Abschluss einer Vertraulichkeitsvereinbarung, mit der beide Parteien Vertraulichkeit über die zu führenden Gespräche vereinbaren sollten, sei von "Buero.de" angeregt worden, heißt es. "Die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH legte dann den Entwurf einer Vereinbarung vor, nach der die buero.de Handel AG einseitig zur Verschwiegenheit verpflichtet werden sollte", erklärt das Unternehmen. Doch, die "Konzeption zur Rettung und Übernahme von 47 Standorten" könne man nur vorlegen und detailliert vorstellen, wenn auch Vertraulichkeit zugesichert würde, so die Sichtweise in Detmold.
"Der Insolvenzverwalter zeigte hierzu bislang keine Bereitschaft und sagte den für den 14.11.2022 anberaumten Verhandlungstermin kurzfristig ab", so "Buero.de". Dies habe "verwundert", da "der Entwurf der Vereinbarung zur Vertraulichkeit vom Galeria Karstadt Kaufhof stammt und buero.de Handel AG nur wünschte, beiden Parteien gleichermaßen Vertraulichkeit zu gewähren", heißt es weiter.
Investor äußert Verdacht: Lässt Galeria Verhandlungen absichtlich scheitern?
Zudem sei man "irritiert, dass der Insolvenzverwalter den Entwurf der von Galeria Karstadt Kaufhof stammenden Vertraulichkeitsvereinbarung inhaltlich kritisierte". Das Unternehmen äußert einen bestimmten Verdacht.
Man hoffe "dass dieses Vorgehen nicht dem Ziel dienen soll, die angestrebten Verhandlungen über die Übernahme von 47 Galeria Karstadt Kaufhof Filialen schon vor ihrem eigentlichen Beginn scheitern zu lassen und wird sich weiter intensiv um die Aufnahme von Verhandlungen bemühen".
"Leichter ist es jetzt nicht geworden, aber wir geben nicht auf. Unser Konzept passt, unsere Finanzkraft ist vorhanden, da darf es nicht an formalen Aspekten scheitern", wird Geschäftsführer Schön zitiert. Schließlich stehen über 5500 Arbeitsplätze auf dem Spiel, die wir als buero.de gern dauerhaft an den 47 Standorten sichern würden."
Update vom 14.11.2022: "Geheimpapier" soll miese Miet-Masche bei Galeria enthüllen - "Buero.de"-Chef mit klarer Ansage
Der Bild-Zeitung liegt nach eigenen Angaben ein "Geheimpapier" zu 22 Standorten vor, das zeigen soll, wie der umstrittene Milliardär und Galeria-Eigner René Benko die Warenhauskette "mit fragwürdigen Geschäftspraktiken regelrecht ausgenommen und in die Pleite getrieben" haben soll. Dem Boulevard-Blatt zufolge soll Benko Immobilien und Einzelhandel getrennt und die Gebäude an Investoren verkauft haben. Die Warenhauskette habe ihre Flächen dann überteuert zurückmieten müssen, heißt es.
Gleichzeitig sollen nach der Galeria-Pleite weitere massive Mieterhöhungen und Schließungen drohen. Die Bild berichtet, dass die 22 Standorte derzeit von den hessischen Makler-Unternehmen Lapithus und Waterways zum Verkauf angeboten würden. So sollen die Mieteinnahmen für eine Karstadt-Filiale in Gießen in den kommenden Jahren um 33 Prozent steigen, berichtet die Zeitung. Was bedeutet das für die Pläne des "Buero.de"-Chefs Markus Schön, der 47 Filialen retten möchte - darunter die Kaufhäuser in Bamberg, Coburg, Erlangen, Aschaffenburg und Bayreuth?
"Explizit betont der Vorstandsvorsitzende der buero.de, Markus Schön, im Einklang mit den entsprechenden Gremienbeschlüssen trotz angeblicher Mietsteigerungen von über 30 Prozent bei einem Gelingen der Übernahme der 47 Standorte dort alle Arbeitsplätze erhalten zu wollen", heißt es dazu in einem aktuellen Statement des Online-Händlers.
"Kann eher von Vorteil sein": Online-Händler weiterhin von Galeria-Übernahme überzeugt
"Buero.de" habe "unverändert Interesse an der Fortführung der Standorte", heißt es in der Mitteilung. "Daran ändert das - wohl schon seit Monaten bestehende - Interesse von Investoren, ihre jeweiligen Galeria-Karstadt-Kaufhof-Immobilien zu verkaufen, nichts", bekräftigt man in Detmold.
Das Unternehmen geht sogar von einer positiven Auswirkung der aktuellen Situation auf die Zukunft der Filialen aus. "Dies kann eher ein Vorteil sein, wenn im Zuge eines Verkaufs die Mieten möglicherweise gesenkt und – sofern aktuell nicht gegeben - auf ein den aktuellen Marktgegebenheiten entsprechendes Niveau angepasst werden", so der Online-Händler.
"Wir sind überzeugt, dass unser Konzept nicht nur die Mitarbeitenden und die Kunden begeistert, sondern auch die jeweiligen Immobilieneigentümer überzeugt", wird Schön in dem Statement zitiert. "Wir haben nicht nur innovative Ideen, vor allem sind wir ein etablierter, verlässlicher und sehr finanzstarker Partner", wirbt er weiter um eine erfolgreiche Übernahme der Galeria-Warenhäuser.
Erstmeldung vom 8.11.2022: "Buero.de"-Chef will 47 Galeria-Filialen übernehmen - "letzte Chance"
"Wir haben schon vor längerer Zeit Interesse an Galeria signalisiert und sind dementsprechend mit der Geschäftsführung in Kontakt getreten. Als das Schutzschirmverfahren überraschend eröffnet wurde, war uns klar, dass es jetzt zu einer schnellen Lösung kommen muss", sagt Schön. "Der aktuelle Kenntnisstand - wie er auch vonseiten des Insolvenzverwalters kürzlich öffentlich bestätigt wurde - ist, dass wir zeitnah direkt miteinander zu den Plänen sprechen werden", erklärt der Unternehmer.
Insgesamt wolle man 47 Galeria-Filialen übernehmen. "Wir verfolgen die Entwicklungen dort schon sehr lange und haben auch schon 2018 kommuniziert, dass wir mit Buero.de beabsichtigen, bestehende Warenhäuser nutzen wollen, um die Brücke in den stationären Handel zu schlagen", so Schön weiter. "Emotional betrachtet ist es die letzte Chance, in Deutschland eine Warenhauskette zum Erfolg zu führen - und dass das funktionieren kann, davon bin ich überzeugt", betont er.
"Große Stärken" seiner Firma seien "die Online-Expertise und die Schnelligkeit, die wir bei buero.de haben". Hier will Schön künftig "Vorteile aus dem Einzelhandel und digitaler Instrumente nutzen, um beides zum Vorteil der Kundschaft zu verbinden", erklärt der potenzielle Galeria-Investor. Und was wird genau aus den Standorten? "Wir wollen dabei in den künftigen Filialen ein Vollsortimenter bleiben. Jeder soll all die Dinge, die er kaufen möchte, auch in unseren Geschäften finden oder dort erhalten können", sagt Schön.
"Wollen alle Mitarbeiter übernehmen": Diese fränkischen Filialen sollen gerettet werden
Er könne sich zum Beispiel gut vorstellen, "dass wir digitale Umkleidekabinen, wie es sie bereits in Online-Shops gibt, auch in die einzelnen Filialen integrieren". Der generelle Fokus soll nach seinen Vorstellungen künftig auf Filialen in mittelgroßen Städten liegen. "Gerade dort bin ich mir sicher, dass Warenhäuser gebraucht und angenommen werden", sagt Schön. Und verrät: "In Franken wollen wir die Galeria-Standorte in Bamberg, Coburg, Erlangen, Aschaffenburg und Bayreuth übernehmen."
Für Nürnberg hoffe er hingegen "sehr, dass es einen anderen Investor gibt", der hier einsteige. "Wir trauen uns diesen Schritt dort aber leider nicht zu, weil uns die Fantasie fehlt, wie die Warenhäuser dort langfristig bestehen können", erklärt der "Buero.de"-Chef gegenüber inFranken.de. "Das bedeutet aber nicht, dass jemand anders dort keinen Erfolg haben kann", betont er. "In den genannten Filialen haben wir das durchgerechnet und uns entschlossen, dass wir alle Mitarbeiter übernehmen wollen", sagt er in Hinblick auf die Zukunft der Beschäftigten.
"Denn sie sind aus meiner Sicht der größte Schatz des Unternehmens. Sie sind in der Beratung klasse, sie haben die nötige Erfahrung und sie sind trotz der schwierigen Situation hochengagiert und motiviert", schwärmt Schön. "Das finde ich wirklich bewundernswert." Einen konkreten Zeitplan für die Übernahme gebe es noch nicht, aber man wolle zum nächstmöglichen Zeitpunkt aktiv werden - "gleichzeitig ist natürlich auch großes Verständnis dafür da, dass auf Seiten von Galeria aktuell einiges zu organisieren ist."
Galeria Kaufhof Karstadt: Investor präsentiert neuen Namen und Logo für Filialen - inFranken.de
Read More
No comments:
Post a Comment