Die Zentralbanken der Eurozone und der USA werden in den kommenden Jahren Verluste in dreistelliger Milliardenhöhe machen. „Wir rechnen damit, dass die Belastung für das Eurosystem 2023 bei etwa 60 bis 80 Milliarden Euro liegen dürfte und in den Folgejahren dann abschmilzt, sodass innerhalb von drei bis vier Jahren etwa 100 bis 120 Milliarden Euro zusammenkommen dürften“, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank gegenüber WELT AM SONNTAG. „Für die Fed liegen die Zahlen in gleicher Größenordnung, bei etwa 150 Milliarden Dollar“, so Kater weiter.
Auch andere Ökonomen rechnen mit Verlusten in dieser Dimension. Grund dafür ist die in diesem Jahr erfolgte Zinswende. „Die Verzinsung der Anlagen der Notenbanken bringt weniger ein, als sie ihre Einlagen kosten“, sagte Kater. So müssen die Währungshüter den Banken für deren Einlagen bei der Zentralbank inzwischen wieder ordentliche Zinsen zahlen.
Gleichzeitig jedoch haben sie in den vergangenen Jahren einen riesigen Bestand an Anleihen aufgekauft, die wenig bis gar keine Zinsen abwerfen, in der Eurozone mitunter sogar Negativzinsen aufweisen. Je stärker die Zinsen in den kommenden Monaten noch steigen, desto größer werden folglich die Verluste.
Die EZB hat dafür aber immerhin Vorsorge getroffen. Da klar war, dass im Falle einer geldpolitischen Wende Verluste die Folge wären, hat sie Rücklagen von etwa 120 Milliarden Euro aufgebaut, die nun mit dem Minus in der Bilanz verrechnet werden können. In den USA wird die Fed die Verluste voraussichtlich in späteren Jahren mit Gewinnen verrechnen.
„Alles auf Aktien“ ist der tägliche Börsen-Shot aus der WELT-Wirtschaftsredaktion. Jeden Morgen ab 5 Uhr mit den Finanzjournalisten von WELT. Für Börsen-Kenner und Einsteiger. Abonnieren Sie den Podcast bei Spotify, Apple Podcast, Amazon Music und Deezer. Oder direkt per RSS-Feed.
Notenbanken: EZB und Fed drohen Verluste von Hunderten Milliarden - WELT
Read More
No comments:
Post a Comment