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Friday, January 20, 2023

Chip-Produktion: Wolfspeed und ZF planen Chipfabrik im Saarland für mehr als zwei Milliarden Euro - Handelsblatt

Stuttgart/München Der US-Konzern Wolfspeed errichtet im Saarland das weltweit größte Werk für Halbleiter aus Siliziumkarbid (SiC). An der Fabrik beteiligt sich der Autozulieferer ZF mit einem Minderheitsanteil. Dies erfuhr das Handelsblatt aus mit dem Projekt vertrauten Kreisen.

Wolfspeed habe sich entschieden, auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks in Ensdorf zu bauen, bestätigten mehrere mit dem Projekt vertraute Personen. Die Serienfertigung soll in vier Jahren beginnen. Darüber hinaus werde ein gemeinsames Forschungszentrum entstehen, an dem ZF die Mehrheit halte. Die beiden Firmen wollten sich dazu auf Anfrage nicht äußern. Auch die saarländische Landesregierung hielt sich bedeckt.

Den Handelsblatt-Informationen zufolge will Wolfspeed möglichst schnell mit den Bauarbeiten beginnen. Noch fehle allerdings die Zusage über staatliche Fördermittel. Die Subventionen seien die Voraussetzung für das Engagement im Saarland. Halbleiterhersteller kalkulieren in der Regel mit öffentlichen Mitteln von 40 Prozent der Gesamtkosten.

Das neueste Werk von Wolfspeed in den USA kostete rund zwei Milliarden Dollar. Dem Vernehmen nach soll die Fabrik im Saarland deutlich größer und damit auch teurer werden.

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Die enge deutsch-amerikanische Kooperation ist gleichzeitig der erste große Akzent des seit Jahresbeginn amtierenden neuen ZF-Chefs Holger Klein.Vor allem für die deutsche Autoindustrie ist es eine gute Nachricht, dass sich Wolfspeed für eine Fabrik hierzulande entschieden hat. Durch das Werk in unmittelbarer Nähe ihrer europäischen Fertigungen können die Hersteller darauf hoffen, zuverlässig beliefert zu werden. Der Konzern aus North Carolina konzentriert sich wie kein anderer Wettbewerber auf SiC-Chips. Siliziumkarbid ist weltweit begehrt, weil es der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen könnte.

Mit SiC-Chips halten Elektrofahrzeuge länger durch

Das Material ist teurer als herkömmliches Silizium, gilt aber als sehr zukunftsträchtig. Mit SiC-Chips halten Elektrofahrzeuge länger durch, lassen sich schneller laden und senken durch den niedrigeren Verbrauch die Betriebskosten. Gleichzeitig sind SiC-Chips kleiner und leichter. Peter Fintl, Halbleiterexperte der Technologieberatung Capgemini, sagt: „Allein durch den Austausch von Silizium durch Siliziumkarbid lässt sich die Reichweite um acht Prozent steigern.“

Großprojekt

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Milliarden US-Dollar

hat das neueste Werk von Wolfspeed in den USA gekostet. Dem Vernehmen nach soll die Fabrik im Saarland deutlich größer und damit auch teurer werden.

Dass sich Wolfspeed für das Saarland entschieden habe, liegt Branchenkreisen zufolge vor allem am Partner ZF. Der Autozulieferer ist mit mehr als 9000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in der Region und kann dringend benötigtes Personal für die neue Fabrik stellen.

ZF hat durch sein in Saarbrücken ansässiges größtes Getriebewerk seit Jahren gute Kontakte in die saarländische Landesregierung. Das Werk soll weitgehend auf Elektroantriebe umgestellt werden. Auch diese Transformation unterstützt die Landesregierung, um möglichst viele Arbeitsplätze im Saarland zu erhalten.

„Viele unserer europäischen Kunden hätten gerne ein Werk in ihrer Nähe“, sagte Wolfspeed-Chef Gregg Lowe im November dem Handelsblatt. „Wir haben uns bereits ein Dutzend Standorte hier angeschaut“, auch in der Bundesrepublik. Nun ist offenbar die Entscheidung tatsächlich für Deutschland gefallen.

Auch Bosch ist in die Fertigung von SiC-Chips eingestiegen

Wie knapp Siliziumkarbid ist, zeigt ein Deal vom Herbst: Der Autozulieferer Borg-Warner hat sich mit einer halben Milliarde Dollar an Wolfspeed beteiligt. Borg-Warner bekommt dafür garantierten Zugang zu SiC-Chips im Wert von 650 Millionen Dollar pro Jahr.

Viele unserer europäischen Kunden hätten gerne ein Werk in ihrer Nähe. Wir haben uns bereits ein Dutzend Standorte hier angeschaut. Wolfspeed-Chef Gregg Lowe im November

Experten gehen davon aus, dass das SiC-Geschäft in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts stark anzieht. Die Kunden fürchten allerdings, dass die Produktionskapazitäten nicht ausreichen. Daher schließen sie langfristige Vereinbarungen. Albert Waas, Chipexperte der Boston Consulting Group, sagt: „Es wird für Firmen immer wichtiger, die Lieferketten abzusichern.“

Ende vergangenen Jahres hat der Autokonzern Stellantis den Wolfspeed-Rivalen Infineon beauftragt, ab 2025 SiC-Chips im Wert von insgesamt einer Milliarde Euro zu liefern. Zuletzt hat Mercedes Anfang des Jahres eine Liefervereinbarung über ein nicht genanntes Volumen mit Wolfspeed abgeschlossen.

Das Investment von Wolfspeed und ZF ist auch eine Kampfansage an Bosch. Der weltgrößte Automobilzulieferer war, bis auf den japanischen Rivalen Denso, bislang der einzige Autozulieferer, der Chips selbst produziert. Die Schwaben sind dabei auch in die Fertigung von SiC-Chips eingestiegen.

>> Lesen Sie hier: Bosch-Chef Hartung: „Wir investieren gegen die globale Halbleiter-Lieferkrise“

Im Stammwerk in Reutlingen sollen zusätzlich 400 Millionen Euro bis Ende 2025 investiert werden, um die Reinraumflächen von 35.000 auf 44.000 Quadratmeter zu erweitern. Der Großteil der Erweiterung in Reutlingen dient dem Ausbau der Fertigung von Leistungshalbleitern aus Siliziumkarbid.

Mitarbeiter im ZF-Werk Saarbrücken

Der Getriebespezialist aus Friedrichshafen beteiligt sich an der neuen Chipfabrik.

(Foto:&#160imago images / Becker&Bredel)

Mit dem Know-how und der Erfahrung der Amerikaner macht ZF nun Tempo und könnte Bosch bei Schnelllade- und Reichweitenchips ab 2027 sogar überholen. Denn Bosch stemmt die gesamte Technologie aus Bordmitteln. Ziel von Bosch ist es, weltweit führend bei der Herstellung der SiC-Chips für die Elektromobilität zu werden. Die Kombination ZF-Wolfspeed erschwert dieses Vorhaben.

Dass es Wolfspeed überhaupt noch gibt, hat Vorstandschef Gregg Lowe nur den US-Behörden zu verdanken. Vor sieben Jahren wollte der Münchner Dax-Konzern Infineon das Unternehmen kaufen, die Verträge waren bereits unterschrieben. Die amerikanische Regierung untersagte die Übernahme jedoch mit Verweis auf die nationale Sicherheit.

TSMC denkt über eine neue Fabrik in Dresden nach

Es wäre für Infineon ein sehr guter Deal gewesen, strategisch und finanziell. 850 Millionen Dollar wollten die Münchener damals zahlen, heute ist Wolfspeed an der Börse rund zehn Milliarden Dollar wert. Im dritten Quartal erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 241 Millionen Dollar, ein Plus von mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unterm Strich stand allerdings ein Verlust von 26 Millionen Dollar.

Es wird für Firmen immer wichtiger, die Lieferketten abzusichern. Albert Waas, Chipexperte der Boston Consulting Group

CEO Lowe verspricht für das Jahr 2027 einen Umsatz von vier Milliarden Dollar. Bis dahin will der Amerikaner rund 6,5 Milliarden Dollar für zusätzliche Kapazitäten ausgeben.

Neben den eigenen SiC-Chips verkauft der Konzern Siliziumkarbid auch als Rohmaterial an andere Hersteller für deren Bauelemente. Zu den Kunden gehören Infineon, ST Microelectronics und Onsemi.

Die Ansiedlung im Saarland ist für Europa insgesamt bedeutend. Denn die EU-Kommission hat das Ziel ausgegeben, den Anteil Europas an der Welt-Chip-Produktion bis 2030 auf 20 Prozent zu verdoppeln. Allerdings hatten die USA zuletzt deutlich mehr Investitionen angezogen als Europa.

Die größten Investitionen in einen neuen Chipstandort in der EU hat bislang Intel angekündigt. Der US-Konzern will 17 Milliarden Euro für zwei Fabriken in Magdeburg ausgeben. Infineon steckt darüber hinaus fünf Milliarden in ein zusätzliches Werk in Dresden.

So wie bei Wolfspeed, so stehen auch bei diesen Vorhaben die Förderzusagen noch aus; davon hängt der Baustart ab. Darüber hinaus denkt TSMC über eine Fabrik in Dresden nach. Die Taiwaner sind der größte Auftragsfertiger der Welt und wichtiger Lieferant für fast alle führenden Chipkonzerne.

Mehr: Baustart für Intel-Fabriken bei Magdeburg verzögert sich

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