Düsseldorf Nach einem freundlichen Auftakt am Montag ging das Handelsjahr 2023 am heutigen Dienstag richtig los. Der erste Handel an den US-Börsen in diesem Jahr und die vorläufige deutsche Inflationsrate für den Dezember hatten das Potenzial, die Börsen ordentlich durchzuschütteln.
Nach deutlichen Gewinnen im Vormittagshandel mit einem zwischenzeitlichen Plus von rund 225 Punkten und einem Tageshoch bei 14.293 Zählern gab es anschließend Gewinnmitnahmen. Zum Handelsschluss lag der Dax noch 0,8 Prozent im Plus bei 14.182 Punkten, ein Zugewinn von 112 Zählern. Am gestrigen Montag hatte der deutsche Leitindex die runde Marke von 14.000 Punkten wieder überwinden können und die Sitzung mit einem Plus von einem Prozent bei 14.069 Zählern beendet.
Gestützt wird der Markt von den rückläufigen Inflationsdaten. Die Inflationsrate in Deutschland ist im Dezember gegenüber dem Vormonat deutlich gesunken.
Die Verbraucherpreise legten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,6 Prozent zu. Drei Monate lang lag die Inflationsrate auf einem zweistelligen Niveau. Im Oktober hatte die Teuerungsrate mit 10,4 Prozent den höchsten Stand seit 1951 markiert.
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Für den Kapitalmarktexperten Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners ist Freude über die rückläufige Inflationsrate erlaubt. „Eine Kursänderung der EZB darf aber niemand erwarten. Erstens muss die Inflationsrate in der gesamten Euro-Zone fallen. Und zweitens müssen viele weitere Rückgänge folgen, bis die Inflation auch nur in die Nähe des EZB-Ziels von zwei Prozent kommt“, erläutert er.
Zumindest das Risiko, dass die EZB die Leitzinsen stärker erhöht als bisher im Markt eingepreist, sei heute zurückgegangen. Und das sei in diesen Zeiten schon eine gute Nachricht.
Was die Dax-Charttechnik sagt
Es ist gut möglich, dass die Höhe der Inflationsrate auch die Richtung für die kommenden Handelstage bestimmt. Denn laut der Handelsblattumfrage Dax-Sentiment warten viele Anleger derzeit ab. Also ist genügend Kapital vorhanden, bei positiven Nachrichten wieder einzusteigen. Für den Sentimentexperten Stephan Heibel steht nach Auswertung der aktuellen Daten fest, dass „schon ein geringes Kaufinteresse für steigende Kurse sorgen“ dürfte.
Laut Charttechnik lag die nächste Hürde bei 14.150 Punkten, die untere Begrenzung einer mehrwöchigen Seitwärtsphase von Mitte November bis Mitte Dezember 2022. Diese Marke wurde bereits im Vormittagshandel überwunden, auch zum Handelsschluss konnte sich das Börsenbarometer noch über dieser Marke halten. Die obere Begrenzung dieser Spanne liegt bei 14.584 Zählern. Hinzu kam ein nur kurzfristiger Sprung auf 14.675 Zähler, der aber als Ausrutscher zu werten ist.
Auf der Unterseite ist zunächst das Verlaufstief des Kursrutsches Mitte Dezember wichtig, das bei 13.792 Zählern liegt. Für strategische Investoren wichtig ist die 200-Tagelinie bei aktuell rund 13.570 Punkten. Solange die hält, ist die laufende Konsolidierung weiterhin gesund.
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Für Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC Deutschland, bildet das Level bei rund 13.500 Punkten weiterhin einen extrem wichtigen Rückzugsbereich, den es zu beachten gilt.
Chinas Industrie schrumpft weiter
Besser als erwartete Konjunkturdaten kommen aus China. Die chinesische Industrie ist im Dezember wegen Produktionsstörungen aufgrund der ansteigenden Corona-Infektionen den fünften Monat in Folge geschrumpft, der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) fiel auf 49,0 von 49,4 im November.
Der Wert war der niedrigste seit September, übertraf aber die Prognose der Analysten, die in einer Reuters-Umfrage mit 48,8 gerechnet hatten. Der Index liegt seit fünf Monaten in Folge unter der 50-Punkte-Marke, die Wachstum und Schrumpfung voneinander trennt.
Blick auf die Einzelwerte
Fresenius/Fresenius Medical Care: Ein positiver Analystenkommentar gibt dem Fresenius-Papier Auftrieb. Die Aktien des Gesundheitskonzerns steigen um knapp drei Prozent auf etwa 27,15 Euro. Die Experten der Investmentbank Jefferies stuften die Titel auf „Buy“ hoch und hoben das Kursziel auf 35 von 24 Euro an.
Die Papiere von Fresenius Medical Care (FMC) setzten sie dagegen auf „Underperform“ von „Hold“ herab und kürzten das Kursziel auf 22 von 29 Euro. Die Aktie des Dialyse-Spezialisten verliert 0,5 Prozent auf etwa 30,20 Euro.
Morphosys: Ein negativer Analystenkommentar belastete das im SDax gelistete Papier. Die Aktien der Biotechfirma fielen zwischenzeitlich um mehr als drei Prozent. Zum Handelsschluss notieren die Aktien nahezu unverändert bei 13,50 Euro. Die Experten von JP Morgan stuften die Titel auf „Underweight“ von „Neutral“ herunter und kürzten das Kursziel auf elf von 18 Euro.
Brenntag: Der Chemikalienhändler hat nach der öffentlichen Kritik eines Aktionärs auf die Übernahme des US-Konkurrenten Univar Solutions verzichtet. Als Reaktion steigt die Brenntag-Aktie um mehr als fünf Prozent.
Der aktivistische Aktionär Primestone forderte kurz vor Weihnachten, die Übernahmegespräche zu beenden. Die Risiken einer solchen Transaktion seien sehr hoch und überträfen bei weitem die Vorteile. Stattdessen solle Brenntag Aktien zurückkaufen und sich auf eine Aufspaltung vorbereiten, hieß es in einem offenen Brief von Primestone an den Brenntag-Vorstand.
Bayer: Eine Herunterstufung macht dem Papier zu schaffen. Die Aktien des Pharma- und Agrarchemiekonzerns fallen um 0,3 Prozent auf 49,73 Euro. Die Experten von JP Morgan setzten die Titel auf „Neutral“ von „Overweight“ und kürzten das Kursziel auf 60 von 77 Euro.
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