Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm warnt vor Gasknappheit durch steigende Verbräuche. Es sei »gut vorstellbar«, dass wegen der gesunkenen Großhandelspreise vor allem die Industrie wieder deutlich mehr Gas verbrauche – und »das wäre mit Gefahren verbunden in der aktuellen Situation«, sagte Grimm der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. »Bis zum kommenden Winter muss es oberste Priorität haben, einen Puffer zu behalten, um auf eine angespanntere Versorgungslage reagieren zu können. Da muss unter Umständen auch die Bundesregierung Anreize setzen, damit weiterhin Gas gespart wird.«
Chinesische Nachfrage kehrt zurück
Durch das Ende des Corona-Lockdowns in China komme auch von dort die Nachfrage zurück, sagte Grimm. Auch deswegen werde der kommende Winter »auf jeden Fall herausfordernd«. Erst ab nächstem Jahr sei zu erwarten, dass die Kapazitäten für den Flüssiggas-Import ausreichen, um die Lage zu entspannen, so Grimm weiter. Die Preise würden sich allerdings auch dann noch »auf einem höheren Niveau einpendeln als vor der Krise«.
Der Gasverbrauch in der Bundesrepublik war im Krisenjahr 2022 stark gesunken. Im Vergleich zum Durchschnitt in den vergangenen vier Jahren sei der Erdgasverbrauch um 14 Prozent zurückgegangen, teilte die Bundesnetzagentur. Die Industrie sparte dabei gegenüber den Vorjahren 15 Prozent ein, private Haushalte und Gewerbe senkten ihren Verbrauch um zwölf Prozent. Auch die milden Temperaturen spielten demnach eine wichtige Rolle.
Der Gaspreis war nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine in die Höhe geschnellt. Das hatte zu Verwerfungen im Energiemarkt geführt, unter anderem musste der Gasimporteur Uniper in die Arme des Staates flüchten. Norwegen löste indes Russland als Gas-Hauptlieferant. Gas-Importe aus Russland endeten im September, nachdem es an den beiden Nordstream-Pipelines aus bislang ungeklärten Gründen zu Explosionen gekommen war.
Gaskrise: Wirtschaftsweise Veronika Grimm warnt vor Knappheit durch steigenden Gasverbrauch - DER SPIEGEL
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