
Foto aus geschäftlich besseren Tagen: Kanye West bei einer Präsentation seiner Adidas-Kollektion im Jahr 2015
Foto: LUCAS JACKSON/ REUTERSEuropas größter Sportartikelhersteller Adidas kommt nicht recht aus der Krise. Der vom Konkurrenten Puma gekommene neue Konzernchef Björn Gulden erwartet für das laufende Jahr einen Rückgang des Umsatzes im hohen einstelligen Prozentbereich. Schon vor Wochen musste Gulden wegen des Wegfalls des Geschäfts mit Yeezy-Produkten, die in Zusammenarbeit mit dem Skandalrapper Kanye West entstanden waren, eine Gewinnwarnung herausgeben.
Das Betriebsergebnis könnte erstmals nach Jahrzehnten um bis zu 700 Millionen im Minus liegen. »2023 wird ein Übergangsjahr sein, um die Basis für 2024 und 2025 zu legen«, sagte Gulden bei der Vorstellung der Jahreszahlen. Der Norweger hatte zum Jahresbeginn den bisherigen Chef Kasper Rorsted abgelöst.
Antisemitismusvorwürfe gegen West
Die Aktionäre müssen sich nach dem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr auf eine deutlich geringere Ausschüttung einstellen. Sie sollen eine Dividende von 0,70 Euro je Aktie erhalten, nach 3,30 Euro im Vorjahr, wie Adidas weiter mitteilte.
2022 hatte der Konzern mit der hohen Inflation und Problemen in China zu kämpfen. Dazu kam die Kündigung der Kooperation mit Kanye West unter anderem wegen Antisemitismusvorwürfen gegen den Rapper. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft brach daher von knapp 1,5 Milliarden auf 254 Millionen Euro ein. Der Sportartikelhersteller bestätigte damit seine bereits vorgelegten vorläufigen Zahlen.
Im vierten Quartal stand sogar ein Verlust von 482 Millionen Euro zu Buche, nach 123 Millionen Euro Gewinn ein Jahr zuvor. Durch das Ende der Yeezy-Kooperation verlor Adidas rund 600 Millionen Euro Umsatz, der insgesamt noch um ein Prozent auf 5,2 Milliarden Euro stieg. Währungsbereinigt verbuchte Adidas ein Minus von einem Prozent. Das Yeezy-Thema wird den Konzern auch im laufenden Jahr belasten.
Teure Trennung von Vorstandschef Rorsted
Aus dem Geschäftsbericht des Konzerns ging zudem hervor, dass der vorzeitige Abschied von Vorstandschef Kasper Rorsted das Unternehmen rund 16 Millionen Euro gekostet hat. Rorsted hatte Adidas fast vier Jahre vor seinem Vertragsende verlassen und bekommt allein dafür eine Abfindung von zwölf Millionen Euro. Hinzu kommen rund 3,6 Millionen Euro als Entschädigung dafür, dass er in den kommenden 18 Monaten nicht bei einem Branchenkonkurrenten anheuert. Unter Rorsted hatte Adidas im vergangenen Jahr mehrfach die Prognose senken müssen und war nach Meinung von Kritikern in der Entwicklung weit hinter die Konkurrenten Nike und Puma zurückgefallen.
Adidas-Gewinn bricht wegen Kanye-West-Skandals ein - DER SPIEGEL
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