Die Lage bei der strauchelnden US-Bank First Republic bleibt trotz einer konzertierten Hilfsaktion der größten Geldhäuser des Landes prekär. Am Montag stürzte die Aktie um 47 Prozent ab und erreichte ein Rekordtief von etwa 12 Dollar. Während sich die Finanzmärkte nach der Notübernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch die UBS zum Wochenbeginn insgesamt stabilisierten, ist das Misstrauen der Anleger gegenüber einzelnen Banken immer noch hoch.

Vor allem die First Republic Bank aus San Francisco, deren Aktie seit Jahresbeginn rund 90 Prozent an Wert eingebüßt hat, bleibt ein großer Notfall. Am Donnerstag hatten elf US-Großbanken – darunter Branchenführer JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup und Goldman Sachs – die taumelnde Regionalbank mit unversicherten Einlagen im Volumen von insgesamt 30 Milliarden US-Dollar zu stützen versucht.

Der Rettungsplan erfolgte in enger Abstimmung mit dem Finanzministerium und der Notenbank. Doch der erhoffte Befreiungsschlag blieb aus.

Wetten auf weiter sinkenden Aktienkurs

Am Optionsmarkt deckten sich Investoren trotz der Hilfsaktion in großem Stil mit Papieren ein, die auf einen weiteren Kursabsturz setzen. Laut US-Medienberichten erwägen JPMorgan und die anderen Großbanken bereits, ihre Einlagen zum Teil in eine milliardenschwere Kapitalinfusion umzuwandeln, um dem kriselnden Geldhaus wieder auf die Beine zu helfen.

Vorausgegangen war eine weitere Abstufung der Bonitätsnote von First Republic durch die Ratingagentur Standard & Poor's. Die Kreditwächter meinen, dass die 30 Milliarden Dollar an Einlagen zwar den akuten Liquiditätsdruck vermindern, die "erheblichen" Probleme der Bank aber womöglich nicht lösen werden. 

Abgesehen von der First Republic Bank ließ der Stress im US-Bankensektor am Montag jedoch deutlich nach. Die meisten anderen der zwischenzeitlich von Anlegern angezählten Institute verbuchten Kursanstiege.

Zweiklassengesellschaft der US-Banken

Seitdem die Insolvenz der Kryptobank Silvergate und die Zusammenbrüche der Silicon Valley und der Signature Bank die Branche ins Chaos stürzte, hat sich der US-Bankensektor aber ohnehin zu einer Art Zweiklassengesellschaft entwickelt. Zeitweise wurden Einlagen massenhaft von kleineren Instituten zu Großbanken verschoben, die wegen ihrer von Finanzaufsehern angenommenen Systemrelevanz strengeren Kapitalvorschriften unterliegen.

Ein Grund für diese Verlagerung ist auch, dass auf Konten einiger kleinerer regionaler Finanzhäuser überproportional Beträge über der gesetzlichen Versicherungsgrenze von 250.000 Dollar liegen. Hier muss die Einlagensicherung FDIC eigentlich nicht eingreifen. Bei der Silicon Valley und der Signature Bank sprach die US-Regierung zwar eine weitreichende Garantie aus, um einen landesweiten Sturm auf die Bankschalter zu verhindern. Bei anderen Instituten ist die Situation bislang allerdings noch nicht ganz klar. Laut Wall Street Journal wurden bei First Republic in wenigen Tagen rund 70 Milliarden Dollar abgezogen, das sind etwa 40 Prozent der gesamten Einlagen der Bank.