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Thursday, March 9, 2023

Deutsche Post-Aktie fester: Deutsche Post erhöht die Dividende - Unbefristeter Streik trotz Votum bei Post-Urabstimmung vorerst abgewendet - finanzen.net

Die Dividende für 2022 will der Bonner Logistikkonzern steigern, auf 1,85 Euro von 1,80 Euro im Vorjahr. Das Aktienrückkkaufprogramm soll zudem um 1 Milliarde Euro ausgeweitet werden.

Im Schlussquartal sank das EBIT um 13 Prozent auf 1,922 Milliarden Euro. Nach Steuern und Dritten war der Gewinn ebenfalls rückläufig, er gab nach auf 1,335 Milliarden Euro von 1,484 Milliarden bzw auf 1,09 Euro je Aktie unverwässert. Der Umsatz stieg um 1,7 Prozent auf 23,776 Milliarden Euro.

Für das laufende Jahr rechnet die Deutsche Post mit einem Rückgang bei der Hauptkenngröße, dem operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT), auf 6,0 und 7,0 Milliarden Euro, von 8,44 Milliarden Euro im soeben abgelaufenen Jahr. Wie stark der Rückgang ausfällt, hänge davon ab, welches von drei möglichen Szenarien im Zusammenhang mit der Erholung der Weltwirtschaft eintreffe, so der DAX-Konzern.

Für 2025 peilt der Konzern ein EBIT von mehr als 8,0 Milliarden Euro an, zu den Erwartungen für 2024 äußerte sich der Konzern zunächst nicht. Bisher steht für 2024 ein prognostiziertes EBIT von rund 8,5 Milliarden Euro im Raum, das mit der neuen Prognose für 2025 hinfällig sein dürfte.

Trotz Streikvotums: Post und Verdi verhandeln wieder

Ein unbefristeter Streik bei der Deutschen Post mit erheblichen Verspätungen von Millionen Briefen und Paketen ist vorerst abgewendet. Zwar sprachen sich in einer Urabstimmung bei dem Bonner Logistikkonzern 85,9 Prozent der Befragten gegen das Tarifangebot der Post und für einen längeren Streik aus. Zugleich beschloss die Gewerkschaft Verdi aber, der Forderung des Unternehmens nachzukommen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren, wie sie am Donnerstag weiter mitteilte. Daher wird es zunächst keinen Arbeitskampf geben. Verdi fordert 15 Prozent höhere Entgelte, was die Post als wirtschaftlich nicht tragfähig ablehnt.

Schon an diesem Freitag sollen die Tarifgespräche, die Verdi im Februar für gescheitert erklärt hatte, weitergehen. Das Ergebnis der Urabstimmung versteht Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis als Stärkung ihrer Position. "Die Arbeitgeber sind gut beraten, dieses Votum sehr ernst zu nehmen", sagte sie. "Die Deutsche Post AG steht jetzt in der Verantwortung, durch eine deutliche materielle Verbesserung des abgelehnten Angebots einen unbefristeten Streik abzuwenden." Das Ergebnis der Befragung zeige "die Entschlossenheit unserer Mitglieder, für ein gutes Tarifergebnis zu kämpfen".

Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie sagte als Reaktion auf die Verdi-Entscheidung, man wolle "kurzfristig doch noch zu einem zustimmungsfähigen und wirtschaftlich tragfähigen Ergebnis kommen". Laut Finanzvorständin Melanie Kreis ist bei den Tarifverhandlungen aber nicht mehr viel Spielraum. "Dass da nicht mehr viel geht, ist [...] offensichtlich", sagte sie der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Wir können nichts machen, wo man uns dann zurecht in drei Jahren vorwirft, "mein Gott, wie konntet ihr nur?!""

Die Post bietet eine Tariferhöhung in zwei Stufen ab 2024 an, die Firmenangaben zufolge die Bezahlung um durchschnittlich 11,5 Prozent verbessern würde. Separat hierzu sollen die Beschäftigten schon ab diesem Jahr schrittweise 3000 Euro netto bekommen, die als Inflationsausgleichsprämie fließen.

Verdi ist der Auffassung, dass die Gewerkschaftsforderung nach einem Entgeltplus von 15 Prozent erfüllbar wäre und dass die Beschäftigten angesichts der hohen Arbeitsbelastung und wegen der Inflation deutlich besser bezahlt werden müssten als bisher.

Wenige Stunden vor Bekanntgabe des Urabstimmungsergebnisses hatte der Post-Vorstand am Donnerstagmorgen in seiner Jahrespressekonferenz Zahlen für 2022 vorgelegt, die insgesamt positiv ausfielen. Der operative Gewinn (Ebit) kletterte um 5,7 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro - es war der vierte Jahreshöchstwert in Folge. Der Konzernumsatz legte um 15,5 Prozent auf 94,4 Milliarden Euro zu. Der Blick nach vorn ist allerdings etwas eingetrübt. Wegen der allgemeinen Konjunkturlage rechnet die Post mit sinkenden Gewinnen.

Die profitablen Geschäfte machte die Post 2022 vor allem im Ausland, die Fracht- und Lieferkettensparten zogen kräftig an. Im heimischen Stammgeschäft hingegen, auf das sich der Tarifkonflikt bezieht und bei dem Geld mit dem Brief- und Paketversand verdient wird, musste die Post einen Dämpfer hinnehmen: Das Betriebsergebnis brach um mehr als ein Viertel ein auf 1,27 Milliarden Euro. Damit sank der Wert auf ein noch niedrigeres Niveau als die Post im Oktober prognostiziert hatte. Sie begründete die Entwicklung mit höheren Kosten für Energie, Transport und für Saisonkräfte.

Vorstandschef Frank Appel betonte das positive Gesamtentwicklung des Konzerns, den er seit 15 Jahren führt: "Es war ein sehr erfolgreiches Jahr, aus dem wir als Konzern in bester Verfassung herausgehen." Zum schwächelnden Stammgeschäft sagte er, für langfristigen Erfolg brauche man eine "Balance zwischen spürbarer Lohnerhöhung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit". "Nur gemeinsam können wir die Weichen für eine erfolgreiche Transformation des Post- und Paketgeschäfts in Deutschland stellen, ohne langfristig Arbeitsplätze zu gefährden."

Für den 61-Jährigen war es das letzte Mal, dass er die Post-Jahreszahlen als Vorstandschef präsentieren konnte. Im Oktober scheidet er aus der Chefetage aus und kann sich dann auf seine Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom konzentrieren, eines anderen Teils der früheren Bundespost. Unter Appels Führung hat sich der Konzern radikal verändert: Bei seinem Dienstantritt lag der Anteil des deutschen Brief- und Paketgeschäfts noch bei 85 Prozent, die anderen Bereiche waren gewissermaßen nur Beiwerk.

Inzwischen hat sich das Verhältnis umgekehrt: Post & Paket Deutschland kommt nur noch auf 15 Prozent des operativen Ergebnisses. Das verdeutlicht die schwindende Bedeutung des Inlandsgeschäfts eines Unternehmens, das nur noch dem Namen nach sehr deutsch ist. Von den 600 000 Beschäftigten, die weltweit für die Deutsche Post DHL arbeiten, ist nicht mal jeder Dritte für Post & Paket Deutschland tätig - Ende 2022 waren das 192 000.

Mit Spannung werden die kurzfristig einberaumten Tarifgespräche an diesem Freitag erwartet. Das Schreckgespenst des Streiks hat sich vorerst zwar etwas verflüchtigt im Bonner Post-Tower. Sollten die Verhandlungen erneut fehlschlagen, könnte es doch noch zu dauerhaften Arbeitsniederlegungen kommen. Das würde den Konzern viel Geld kosten und bei Verbrauchern zu langen Wartezeiten auf Briefe und Pakete führen. Schon im Januar und Februar hatte es zeitlich befristete Warnstreiks gegeben, bei denen Millionen Sendungen zwischenzeitlich liegengeblieben sind. Folgen eines Streiks dürften gravierender sein.

Post-Aktie legt nach Aussagen zum Ausblick zu

Aussagen der Deutschen Post zum Ausblick haben die Anleger am Donnerstag aufhorchen lassen. Die Aktie Gelb machte nach einem sehr schwachen Start eine Kehrtwende und legte deutlich zu. So ging es via XETRA letztlich 1,57 Prozent auf 41,46 Euro hoch.

Die 50-Tage-Linie hatte nach dem Handelsstart gehalten. Nun legte die Aktie im etwas schwächeren Gesamtmarkt um 1,23 Prozent auf 41,315 Euro zu und befindet sich damit auch wieder über der 21-Tage-Linie, die bei etwas über 40,80 Euro verläuft und den kurzfristigen Trend angibt.

"Die Telefonkonferenz läuft wohl gut", sagte ein Händler. Die Berechenbarkeit des Geschäftsverlaufs sei deutlich besser geworden als noch vor eineinhalb Monaten. Zudem hätten im Februar und im März die Volumina deutlich angezogen und das Paketaufkommen in Europa sei ermutigend.

Die Analysten Dirk Schlamp von der DZ Bank und Christian Cohrs von Warburg Research lobten unterdessen den freien Barmittelzufluss, der sich sehr positiv entwickele und die Erwartungen übertroffen habe. "Die Prognose für 2023 liegt bei rund drei Milliarden Euro, was deutlich über der Dividendenausschüttung liegt", merkte Cohrs an und ergänzte: "Es scheint, dass die Investitionen sorgfältig gesteuert werden, um eine hohe Cash-Generierung zu gewährleisten, die zusätzliche Aktienrückkäufe ermöglicht."

Das auf drei Milliarden Euro aufgestockte Aktienrückkaufprogramm sei in diesem Zusammenhang "eindeutig eine gute Nachricht", betonte Cohrs. Gemeinsam mit der Dividendenerhöhung auf 1,85 Euro je Aktie dürfte dies dem Warburg-Experten zufolge die Aussicht auf vorübergehend schwächere Gewinne ausgleichen.

Bernstein belässt Deutsche Post auf 'Market-Perform'

Das US-Analysehaus Bernstein Research hat Deutsche Post nach Quartalszahlen auf "Market-Perform" mit einem Kursziel von 43,50 Euro belassen. Der Logistikkonzern habe mit dem Nettoergebnis positiv überrascht, während das operative Ergebnis (Ebit) erwartungsgemäß ausgefallen sei, schrieb Analyst Alexander Irving in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Dazu komme das von zwei auf drei Milliarden Euro aufgestockte Aktienrückkaufprogramm für die Jahre bis 2024. Der Ausblick auf 2023 sei indes weniger ermutigend. So liege die Ebit-Konsensschätzung schon fast am oberen Ende der Unternehmenszielspanne, und für 2025 erwarteten die Bonner weniger als bisher. Dies könnte dem Vertrauen der Anleger einen Knacks geben, befürchtet Irving.

/gl/ck

Veröffentlichung der Original-Studie: 09.03.2023 / 06:40 / UTC

Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 09.03.2023 / 06:40 / UTC

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