Die Schweizer Großbank UBS hat die krisengeplagte Credit Suisse auf Anweisung der Politik übernehmen müssen. Nicht wenige sorgen sich nun um die Wettbewerbslage. Die UBS ist um Beschwichtigung bemüht. Für Beruhigung soll auch ein neuer Bankenchef sorgen - es kommt ein alter Bekannter zurück.
Die Schweizer Großbank UBS hat Sorgen vor der Dominanz der neuen Mega-Bank auf dem Heimmarkt nach der Notübernahme der Credit Suisse zu zerstreuen versucht. "Es gibt in der Schweiz mit rund 250 Banken ausreichend Wettbewerb", erklärte Verwaltungsrats-Vizepräsident Lukas Gähwiler auf der Aktionärsversammlung der UBS. Dennoch schloss er nicht aus, dass das Schweizer Geschäft der Credit Suisse abgestoßen werden könnte. "Es sind alle Optionen auf dem Tisch." Der Konzern wolle die beste Lösung für die Aktionäre, die Kunden, die Mitarbeiter und die Gesamtinteressen der Schweiz suchen.
Politiker, weite Teile der Schweizer Öffentlichkeit und auch Ökonomen befürchten, dass die Marktmacht des neuen Instituts den Wettbewerb einschränken könnte. Zudem haben sie Sorge, dass die Schweiz womöglich nicht die Kraft besitzt, bei einer Schieflage der neuen Mega-Bank rettend einzugreifen. "Wir sind besorgt über den neuen Bankriesen", sagte der Direktor des Stimmrechtsberaters Ethos. Er forderte, eine Abspaltung des Schweizer Geschäfts in ein bis zwei Jahren zu prüfen.
Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher erklärte, zuerst müsse die Transaktion über die Bühne gehen. Dies könnte einige Monate in Anspruch nehmen. Zudem müsse die Credit Suisse stabilisiert werden. Gähwiler warnte vor zu hohen Erwartungen an eine mögliche Trennung von dem Geschäft. "Eine Abspaltung könnte schwierig und finanziell weniger attraktiv sein als gemeinhin angenommen." Er verwies auf die komplexe IT-Architektur, den hohen Refinanzierungsbedarf und die fehlende internationale Anbindung. Zudem sehe die Bank viel Potenzial in dem Geschäft. "Aber: Wir als UBS werden alle Optionen ergebnisoffen angehen und analysieren."
Ex-Chef übernimmt UBS erneut
Zu der Mega-Übernahme dürfen sich Eigner auf der Generalversammlung allerdings genauso wenig äußern wie die Credit-Suisse-Aktionäre auf ihrem Treffen am Dienstag. Der Deal wurde mit Notrecht durchgesetzt. Die Schweizer Regierung hatte Mitte März eine Zwangsheirat zwischen den beiden Großbanken arrangiert, nachdem ein Kundenansturm die Credit Suisse an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht hatte. Dabei handle es sich um den ersten Zusammenschluss von zwei weltweit systemrelevanten Banken, erklärte Kelleher. "Die Ausführung ist alles andere als leicht und bringt ein enormes Risiko mit sich." Die Integration dürfte drei bis vier Jahre dauern, erklärte er weiter.
Diese Herkulesaufgabe will Kelleher einem neuen Steuermann anvertrauen. Statt des niederländischen Retail-Bankers Ralph Hamers führt ab Donnerstag der gelernte Investmentbanker Sergio Ermotti die UBS. Der 62-jährige hatte die UBS während seiner früheren neunjährigen Amtszeit tiefgreifend umgebaut und vor allem das riskante Investmentbanking eingedampft. Schon damals hatte er sich mit der Idee einer Großübernahme getragen.
Dass es mit der Credit Suisse nun soweit kommt, geht auf eine lange Reihe von Fehlschlägen und Skandalen zurück, die die 167-jährige Traditionsbank zum Sorgenkind Nummer eins der europäischen Geldhäuser machte. Alleine im letzten Geschäftsjahr erlitt die Bank einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken. Die UBS fuhr 2022 mit 7,63 Milliarden Dollar dagegen das beste Ergebnis seit 16 Jahren ein.
Die Anleger goutierten den Deal. Seit der Ankündigung hat die UBS-Aktie acht Prozent an Wert gewonnen und den europäischen Bankensektor damit hinter sich gelassen. Die UBS bekommt die CS für nur drei Milliarden Franken, ein Teil des Risikos des Deals übernimmt zudem der Schweizer Staat.
"Alle Optionen auf dem Tisch": UBS schließt Teilverkauf der Credit Suisse nicht aus - n-tv NACHRICHTEN
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