Das hessische Familienunternehmen Viessmann, Hersteller von Heizungen, Klimageräten und Wärmepumpen, steht offenbar vor einem Verkauf in die USA. Der Klimaanlagenhersteller Carrier Global aus Florida befinde sich in fortgeschrittenen Verhandlungen über eine Übernahme, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Viessmann werde dabei mit mehr als zwölf Milliarden US-Dollar (umgerechnet elf Milliarden Euro) einschließlich Schulden bewertet, sagte einer der Insider. Der Verkauf könnte in dieser Woche offiziell werden.

Zuvor hatte auch das Wall Street Journal über die Pläne berichtet. Einem Insider zufolge bekommt die Familie den Kaufpreis zum Teil in Aktien, teilweise aber auch in bar. Viessmann wollte sich zu den Informationen nicht äußern. Carrier war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Anleger reagierten auf die Gerüchte negativ: Carrier-Aktien fielen in New York um sieben Prozent. Der Konzern ist damit aber immer noch 35 Milliarden Dollar wert.

Deutliche Umsatzsprünge bei Viessmann

Wärmepumpen gelten gerade in Deutschland als bevorzugte Heizungsform der Zukunft, nachdem die Energiewende nach den Vorstellungen der Bundesregierung das Aus für Gas- und Öl-Heizungen bringen soll.

Das 1917 von Johann Viessmann gegründete Unternehmen hat im vergangenen Jahr den Umsatz nach eigenen Angaben um 19 Prozent auf vier Milliarden Euro gesteigert, mehr als die Hälfte davon wurde im Ausland erwirtschaftet. Sowohl der Vorstandsvorsitz als auch der Aufsichtsratschefposten sind in Familienhand. Viessmann beschäftigt etwa 14.500 Mitarbeiter.

Carrier Global will mit der Übernahme sein Geschäft internationalisieren. Von zuletzt 20,4 Milliarden Dollar Umsatz kommen bisher 60 Prozent aus Nord- und Südamerika und nur 23 Prozent aus Europa. Das Unternehmen war 2020 entstanden, als der Mischkonzern United Technologies sich in drei Firmen für Flugzeugtechnik (Raytheon), Aufzüge (Otis) und Klimatechnik (Carrier) aufspaltete.