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Thursday, April 6, 2023

Luftfahrt: 20.000 Mitarbeitende und 130 Küchen: Lufthansa findet Käufer für Catering-Tochter - Handelsblatt

Frankfurt Der Lufthansa-Caterer LSG Group bekommt einen neuen Besitzer. Der Finanzinvestor Aurelius übernimmt die Tochter zu einem nicht genannten Preis. Das gaben beide Unternehmen am Mittwoch bekannt. Die Transaktion soll im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden. Analysten hatten den Wert von LSG zuletzt in einer Spanne von 500 Millionen bis zu einer Milliarde Euro geschätzt.

„Wir sind auf Abspaltungen von Konzernen spezialisiert“, sagte Dirk Markus, Gründungspartner von Aurelius, dem Handelsblatt. Wenn Randbereiche zum Verkauf stünden, bleibe häufig Potenzial ungenutzt liegen. „Wir wollen dem Management von LSG die Möglichkeit geben, sich voll auf das Geschäft und die Strategie zu konzentrieren.“

LSG ist in drei Geschäftsfeldern aktiv: das traditionelle Catering für Fluggesellschaften unter dem Namen LSG Sky Chefs, der Bord-Verkauf mit individualisierten Produkten – das sogenannte Retail in Motion – und die Belieferung von Kunden außerhalb der Luftfahrt etwa im Einzelhandel.

LSG arbeitet zum Beispiel mit Starbucks und der Handelskette 7-Eleven zusammen. „Mit unserem neuen Eigentümer wollen wir in allen drei Bereichen wachsen. Wir haben bereits gemeinsam einige Projekte identifiziert“, sagte Erdmann Rauer, CEO von LSG.

Schon vor der Pandemie hatte das Lufthansa-Management den Verkauf der Catering-Tochter beschlossen. CEO Carsten Spohr will die Lufthansa-Gruppe zu einem Airlinekonzern umbauen. In der Vergangenheit hatte sich Lufthansa in vielen Luftfahrtbereichen engagiert. Über Lufthansa Technik bietet die Gruppe zum Beispiel die Flugzeugwartung an, die Tochter Airplus kümmert sich um Geschäftsreisen und deren Abrechnung. LSG wiederum versorgt die Flugzeuge mit Speisen und Getränken.

LSG-Chef Erdmann Rauer

Der Chef des Caterers LSG Sky Chefs will zusammen mit einem neuen Eigentümer wachsen – auch über Zukäufe.

(Foto:&#160Pressebild)

Künftig soll sich die Gruppe stärker auf den Transport von Menschen und Waren fokussieren. Neben LSG steht deshalb auch Airplus zum Verkauf. Bei Lufthansa Technik wiederum wird ein Investor gesucht, der bis zu 20 Prozent der Anteile übernimmt. Der Prozess läuft derzeit.

Lufthansa verkaufte Europa-Geschäft von LSG schon 2020

Gleichzeitig soll der Airlinebereich gestärkt werden. Die Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA steht kurz bevor. Auch an der portugiesischen TAP hat Spohr bereits Interesse angemeldet. Die Regierung in Lissabon will die während der Pandemie komplett verstaatlichte Airline wieder privatisieren.

2019 hatte Lufthansa mit der Schweizer Gategroup Holding AG zunächst einen Käufer für das europäische Geschäft von LSG gefunden. Es sollte anders als jetzt die internationale LSG an einen Investor mit Erfahrung in der Branche gehen, damit die Versorgung der Flugzeuge an den europäischen Heimatflughäfen der Lufthansa-Gruppe sichergestellt bleibt.

>> Lesen Sie auch: LSG-Chef zur Zukunft des Flugzeug-Caterings: „Die Vision, sein Essen zu konfigurieren, wird Realität“

Als die Pandemie begann, wackelte der am 9. Dezember 2019 verkündete Deal mit der Gategroup kurzzeitig, wurde aber dann doch durchgezogen und im Dezember 2020 abgeschlossen. 7750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wechselten das Unternehmen. Ein Preis für diesen LSG-Bereich, der im letzten Jahr vor der Pandemie gut 1,1 Milliarden Euro umgesetzt hatte, wurde nie genannt.

Nun wechselt auch das internationale Geschäft den Besitzer. Es umfasst 131 Küchen in Schwellenmärkten (Emerging Markets), Asien-Pazifik und Amerika. Laut Geschäftsbericht von Lufthansa beschäftigte LSG dort Ende 2022 rund 20.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Fachkräftemangel bereitet LSG-Chef Sorgen

Der Caterer erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 1,96 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug minus elf Millionen Euro, nach einem Betriebsgewinn von 31 Millionen Euro ein Jahr zuvor. LSG kämpft wie viele Unternehmen mit hohen Energie- und Materialkosten. Zu diesen Zahlen kommt zusätzlicher Umsatz von gut einer Milliarde Euro, den das Unternehmen in diversen Gemeinschaftsunternehmen erzielt, der aber nicht konsolidiert wird.

Grafik

Die Belegschaft von LSG muss wegen der Übernahme offenbar keine Angst um ihre Jobs haben, CEO Rauer sucht vielmehr neues Personal: „Wir haben uns auf die steigenden Kosten bei Material und Energie eingestellt. Was uns mehr Sorge bereitet, ist der Arbeitskräftemangel.“

Vor gut drei Jahren hatte der Verkauf des Europageschäfts von LSG für viel Unmut unter der Belegschaft gesorgt. Viele fürchteten um ihre Arbeitsplätze sowie liebgewonnene Besitzstände des Lufthansa-Konzerns, inklusive der Altersvorsorge. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte 2019 sogar mit einem Streik der LSG-Belegschaft gedroht, diesen dann aber kurzfristig wieder abgesagt, weil es seitens der Arbeitgeber ein neues Angebot gab.

Rauer will nun mit einer sich weltweit erholenden Luftfahrt im Rücken auf Wachstumskurs gehen: „Und wir denken über Zukäufe nach – sowohl was Kapazitäten angeht als auch beim Thema Food-Technologien.“

LSG will mit Aurelius auch in Europa wachsen

Dabei schaut der Manager auch auf Europa. Dass er damit in Wettbewerb mit der Gategroup gehen wird, die vor drei Jahren LSG Europa übernahm, ist für ihn kein Hinderungsgrund: „Wenn wir unserem neuen Eigentümer keine Perspektive in Europa bieten würden, wären wir ja kein globales Unternehmen.“

Wachstumschancen sieht er zudem im Bereich „Retail in Motion“. Dabei kann der Fluggast an Bord zum Beispiel sein Menü selbst zusammenstellen. Auch wenn er Economy reist, ist es möglich, einen Wein aus der Business-Klasse zu bestellen. Bei den meisten Airlines geht das bisher noch nicht. „Dieses Geschäft wurde in Europa entwickelt, in anderen Ländern stehen wir hier erst am Anfang. Da gibt es noch sehr viel Potenzial“, sagte Rauer.

>> Lesen Sie auch: Lufthansa bereitet neue Airline vor – und erhöht in Tarifverhandlungen den Druck

„Die Strategie von LSG ist schlüssig. Ob das Sandwich im Flugzeug oder woanders gegessen wird, ist uns am Ende egal, solange es Umsatz und Wachstum bringt“, sagte Markus von Aurelius. Der ehemalige Berater hatte Aurelius 2006 zusammen mit seinem Kollegen Gert Purkert gegründet. Das Unternehmen ist in ganz Europa aktiv und hält Beteiligungen an diversen Firmen in Europa. Dazu zählt auch Zim, ein deutscher Hersteller von Flugzeugsitzen.

„Wir sind ein typischer Private-Equity-Investor, unsere Fonds haben eine Laufzeit von zehn bis 15 Jahren“, sagte Markus. Ein schneller Weiterverkauf von LSG ist wohl nicht zu erwarten: „Wir gehen bei unseren Engagements von sechs bis acht Jahren aus. Konzernabspaltungen brauchen eine gewisse Zeit“, so Markus.

Mehr: Private Equity: Übernahmen im Mittelstand statt spektakulärer Milliardendeals

Erstpublikation: 05.04.2023, 11:05 Uhr.

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