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Das Unternehmen habe eine langfristige Option zum Rückkauf der Beteiligung, teilte Vonovia weiter mit. Eine Verpflichtung zur Ausübung besteht aber nicht. Vonovia wird das Portfolio, das mehr als 21 000 Wohneinheiten an Standorten in Baden-Württemberg umfasst, weiter kontrollieren, bewirtschaften und konsolidieren. Die Transaktion soll Ende Mai abgeschlossen sein.
Mit dem Erlös generiere Vonovia für das laufende Jahr etwa die Hälfte des aus der Veräußerung von Vermögenswerten angestrebten freien Barmittelzuflusses, hieß es. Insgesamt sollen 2023 zwei Milliarden Euro an Barmittel aus dem Verkauf etwa von Immobilien zufließen. Vonovia will das Geld für den Schuldenabbau verwenden. Damit soll das sogenannte LTV, das Verhältnis des Kreditbetrags zum Verkehrswert des Immobilienportfolios, um einen Prozentpunkt auf 44,1 Prozent sinken.
Vonovia will sich nach jahrelangem Expansionskurs von rund 66 000 Wohnungen im Gesamtwert von rund 13 Milliarden Euro trennen. Allerdings halten sich Investoren aufgrund der steigenden Zinsen beim Kauf von Immobilien zunehmend zurück. "Der Markt ist nicht völlig zum Erliegen gekommen, sondern mühsam", hatte Unternehmenschef Rolf Buch noch im März bei Vorlage der Bilanz gesagt. Im Januar und Dezember sei wenig Kaufinteresse zu sehen gewesen, aktuell gebe es wieder eine höhere Nachfrage. Im vergangenen Jahr veräußerte Vonovia 19 760 Wohnungen, auch über Buchwert.
Aufgrund der kräftig gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten plant Vonovia vorerst keine neuen Bauvorhaben. Die sich bereits im Bau befindenden Projekte sollen aber zu Ende gebracht werden. 2023 werde Vonovia immer noch 3450 Wohnungen fertigstellen, hatte Buch gesagt. "Neubau, der zu vertretbaren Mietpreisen führt, ist in der aktuellen Situation einfach wirtschaftlich nicht möglich", hatte er hinzugefügt.
Verkauf von Portfoliobeteiligung durch Vonovia stützt Branche
Ein Beteiligungsverkauf hat sich am Mittwoch als kleiner Hoffnungsschimmer für die unter der Zinswende ächzenden Immobilienwerte erwiesen. Die Anleger nahmen erleichtert zur Kenntnis, dass sich Deutschlands größter Wohnimmobilien-Konzern Vonovia Geld mit der Veräußerung eines Anteils an seinem Südewo-Portfolio beschafft. Käufer ist eine von dem amerikanischen Finanzinvestor Apollo verwaltete Gesellschaft. Das Geld stammt von Versicherungsunternehmen und anderen langfristigen Investoren.Die Aktien von Vonovia zogen bis zum Mittag um 6,1 Prozent auf 19,72 Euro an und waren damit der klare Favorit im DAX. Der deutsche Leitindex gab um 0,6 Prozent nach. An der Spitze des ähnlich schwachen Index der mittelgroßen Werte MDAX gewannen die Papiere von LEG Immobilien 4,8 Prozent. Dahinter stiegen Aroundtown um 4 Prozent.
Auch im Nebenwerteindex SDAX waren mit PATRIZIA und Deutsche Wohnen zwei Branchenvertreter gefragt. Der europäische Sektorindex verzeichnete ein Plus von 1,1 Prozent und setzte sich damit an die Spitze des Branchentableaus.
Die Transaktion von Vonovia und Apollo bewertet das Portfolio der Tochter Südewo mit 3,3 Milliarden Euro. Ein Händler hob die Angabe hervor, dass dies einen Abschlag von weniger als 5 Prozent auf den Fair Value der Südewo zum 31. Dezember 2022 bedeutet. Er bezeichnete den Schritt "sicherlich nicht als ganz großen Wurf", aber als einen solchen in die richtige Richtung.
Analyst Jonathan Kownator von der US-Investmentbank Goldman Sachs sprach sogar von einem wichtigen Schritt bei den geplanten Veräußerungen des Konzerns. Die Transaktion gebe zudem Aufschluss über die Bewertung der Immobilien von Vonovia.
Kownator verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass Vonovia aktuell Gespräche mit Kommunen über die Veräußerung von Immobilien führe. Erst kürzlich habe die neue Koalition aus CDU und SPD in der Hauptstadt Berlin beschlossen, vier Milliarden Euro für den Erwerb von 15.000 Wohnungen bereitzustellen.
Der Experte Simon Stippig vom Analysehaus Warburg Research äußerte sich ebenfalls zuversichtlich. Die durch den Deal zufließenden Mittel dürften zum Schuldenabbau verwendet werden und damit den Einfluss von Zinsaufwendungen mindern.
Die aktuell steigenden Zinsen belasten den Immobiliensektor bereits seit Monaten, da sie die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen und am Immobilienmarkt generell verschlechtern. Auch immer mehr Mieter spüren die Folgen der Inflation, die mit der Zinswende der westlichen Notenbanken bekämpft werden soll. Zudem müssen die Immobilienkonzerne nun die während der Nullzinsphase aufgeblähten Bewertungen ihrer Portfolios senken. Der mehr als ein Jahrzehnt andauernde Boom am Markt für Wohnimmobilien hat damit vorerst ein jähes Ende gefunden.
Und im Euroraum werden weitere Leitzinserhöhungen erwartet. Aktuell ist nur noch ungewiss, ob die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer nächsten Sitzung Anfang Mai eine kleinere oder größere Zinsanhebung durchführen wird.
Insofern ist der Sektor schon lange auf Talfahrt. Nachdem der Stoxx Europe 600 Real Estate Ende 2021 noch bei gut 200 Punkten gelegen hatte, sackte er im Jahr 2022 immer weiter ab und fand erst im Oktober bei etwas mehr als 100 Punkten Halt. Seitdem tut sich die Branche mit einer Erholung schwer.
Die Aktien von Vonovia haben indes seit Jahresbeginn gerechnet 10 Prozent an Wert eingebüßt, während der Dax in diesem Zeitraum um 13 Prozent gestiegen ist. Für Vonovia könnte diese Talfahrt in einigen Monaten negative Konsequenzen haben: Laut Analyst Pankaj Gupta von der US-Bank JPMorgan droht dem Unternehmen im September der Abstieg aus dem EURO STOXX 50, dem Leitindex der Eurozone.
BOCHUM / FRANKFURT (dpa-AFX)
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