Freiberg. Die ersten 15.000 Liter grünes Benzin sind erstmalig in Europa aus einer Zapfsäule geflossen, und zwar in einer Freiberger Großversuchsanlage. In der sächsischen Stadt haben sich deshalb am Donnerstag Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) getroffen, um ihr Hoffnungsprojekt für den Verbrennermotor zu unterstützen.
Denn das sogenannte E-Fuel soll künftig herkömmliches Benzin im Luft-, Schiffs- und Pkw-Verkehr ersetzen. Hergestellt wird der Sprit aus Methanol, der wiederum über elektrischem Wege aus Industrieabgasen und Pflanzenresten gewonnen wurde. Die Freiberger Großversuchsanlage hat nun erstmals in industrieller Größenordnung Bio-Methanol in Benzin umgewandelt.
Freiberg nimmt damit bei der Produktion des synthetischen Kraftstoffs eine Vorreiterrolle in Deutschland ein. Insgesamt 380.000 Liter grünes Benzin plant ein Konsortium aus Forschung und Industrie innerhalb der nächsten vier Jahre in der Bergstadt industriell herzustellen und wissenschaftlich zu begleiten. Zahlreiche Kraftfahrzeug-Tests werden nun mit den ersten Litern angestellt. Am Wochenende war das in Freiberg produzierte Benzin auf einem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring in der Eifel unterwegs. Zukünftig soll es auch in Helikoptern getestet werden.
13 Millionen Euro Förderung für Freiberg
Für Volker Wissing stellen die E-Fuels eine Ergänzung zu E-Motor und Wasserstoff dar. "Es gibt noch keine Alternativen zu E-Fuels im Luftverkehr, in der Seeschifffahrt, und auch zu den Bestandsfahrzeugen", so Wissing. Auch Michael Kretschmer erklärte: "Das Auto hat seine Zukunft." Er erinnert dabei an die 1,3 Milliarden bereits fahrenden Autos weltweit, und an jene Menschen, die im ländlichen Raum Deutschlands auf den herkömmlichen Pkw angewiesen sind. Gerade dort könne der synthetische Kraftstoff als alternatives nachhaltiges Benzin eingesetzt werden.
Das FDP-geführte Bundesverkehrsministerium fördert allein das Freiberger Projekt mit 12,8 Millionen Euro. Dabei ist der Kraftstoff nicht unumstritten. Der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) geht von einem Wirkungsgrad zwischen zehn und 15 Prozent aus. Bei reiner Elektromobilität liegt die Effizienz dagegen bei 80 Prozent und mehr. Eine Windkraftanlage mit einer Leitung von drei Megawatt kann laut VDE 1.600 Fahrzeuge mit Elektromotor versorgen, aber nur 250 Fahrzeuge mit E-Fuels.
Die Projektpartner setzen deshalb auch auf andere klimatisch günstigere Regionen der Welt, wo viel Wind und Sonne vorhanden ist, um das Methanol als Vorprodukt aus erneuerbaren Energien herzustellen. Von dort soll es dann nach Deutschland transportieren werden, wo es in solchen Anlagen wie das in Freiberg zu "grünem" Benzin umgewandelt wird. Beteiligt an der industriellen Großversuchsanlage ist neben der TU Bergakademie Freiberg der Chemieanlagenbau Chemnitz und die FEV Europe GmbH, die derzeit eine Pilotanlage für klimaneutrales Methanol in Nordafrika plant.
Tausende Liter grünes Benzin aus Sachsen - Sächsische.de
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