Düsseldorf Der Chemiekonzern BASF treibt nach dem deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang im zweiten Quartal seine Sparbemühungen voran. Mit dem zu Jahresbeginn angekündigten Programm will das Unternehmen bis Ende 2023 bereits jährliche Einsparungen von mehr als 300 Millionen Euro erzielen.
„Zusammen mit den bereits laufenden Initiativen in unseren weltweiten Serviceeinheiten werden wir die Fixkosten bis Ende 2026 senken, sodass sie ab dann Jahr für Jahr rund eine Milliarde Euro weniger betragen werden“, sagte Finanzchef Dirk Elvermann am Freitag.
Durch strukturelle Anpassung am Stammsitz Ludwigshafen sollen bis 2026 mehr als 200 Millionen Euro jährlich gespart werden. Dort schließt BASF mehrere energieintensive Anlagen. Weltweit sollen gut 2600 Stellen wegfallen. BASF will auch Investitionen verschieben, die Kosten für Sachinvestitionen senken und überflüssige Ausgaben, etwa für Reisen, wo es geht minimieren.
Die BASF-Aktie gab am Freitagmorgen zunächst nach, lag am Mittag aber mit einem Plus von 2,5 Prozent an der Spitze des Dax. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank erklärt das vor allem mit der Bestätigung der Ausschüttungspolitik, an der Anleger zuletzt gezweifelt hätten: „BASF hat bestätigt, eine Dividende zu zahlen und nicht zu kappen, selbst wenn sich der Chemiemarkt nicht schnell verbessern würde“, sagt Mayer.
Dass die Halbjahreszahlen von BASF enttäuschen würden, war spätestens seit der Gewinnwarnung Mitte Juli klar. Der Umsatz schrumpfte im zweiten Quartal um fast ein Viertel auf 17,3 Milliarden Euro. Der Nachsteuergewinn sank auf 499 Millionen Euro – nach 2,1 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. „Wir verzeichneten eine geringe Nachfrage aus unseren wichtigsten Abnehmerbranchen, mit Ausnahme der Autoindustrie“, sagte Vorstandschef Martin Brudermüller.
BASF erlebt gerade wie die gesamte Chemieindustrie schwere Zeiten. Die Nachfrage nach den Produkten ist niedrig, viele Kunden sitzen noch auf hohen Lagerbeständen. Die Branche gilt als Indikator für die Weltkonjunktur – und für die sieht es dementsprechend schlecht aus. Der Verband der chemischen Industrie (VCI) prognostiziert, dass die Umsätze im Gesamtjahr um 14 Prozent sinken. Außerdem würden acht Prozent weniger produziert werden als im Vorjahr.
Die Branche kritisiert vor allem die Standortbedingungen in Deutschland. Insbesondere die Energiekosten bewerteten 88 Prozent der Unternehmen in einer VCI-Mitgliederumfrage als schlechter im Vergleich zum Ausland. Auch die Bürokratie, Genehmigungsverfahren und Steuern machten den Standort laut der Umfrage unattraktiver.
Im ersten Quartal hatte BASF trotz eines starken Rückgangs des Betriebsergebnisses noch besser abgeschnitten, als von Analysten erwartet. Nun zeigte sich Konzernchef Brudermüller deutlich vorsichtiger.
Für das zweite Halbjahr rechne BASF auf globaler Ebene zwar nicht mit einer weiteren Abschwächung der Nachfrage. „Allerdings erwarten wir nur eine zaghafte Erholung, da wir davon ausgehen, dass die weltweite Nachfrage nach Konsumgütern schwächer wachsen wird als bisher angenommen“, sagte der Manager am Freitag. Damit würden auch die Margen unter Druck bleiben.
Für Aktionäre sei die Aussage aber durchaus ein positives Zeichen, sagt Analyst Mayer. „BASF geht davon aus, dass der Boden erreicht ist und sieht eine leichte Verbesserung.“ Das könne sich auch auf andere Chemiewerte auswirken.
Vor allem im Segment Geschäft mit Basischemikalien ging der Umsatz stark zurück, um 38,4 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. BASF begründet das mit gesunkenen Rohstoffpreisen, massivem Angebotsüberschuss und einer geringeren Nachfrage. Auch im Bereich Materials, wo Kunststoffvorprodukte hergestellt werden, ging der Umsatz stark zurück.
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In der Agrochemie lief das Geschäft ebenfalls verhalten. Schuld war vor allem das Wetter. Bauern brauchten weniger Pflanzenschutzmittel auf ihren Felder. Das trifft nicht nur BASF, sondern etwa auch Bayer, das zuletzt ebenfalls eine Gewinnwarnung herausgeben musste. BASF konnte in dem Bereich zwar Preissteigerungen durchsetzen, dennoch verringerte sich der Umsatz um 9,3 Prozent.
BASF spart in Europa und investiert in China
Auch die fehlende Erholung in China macht dem Konzern zu schaffen: Zuletzt machte BASF in der Volksrepublik fast 14 Prozent des gesamten Umsatzes – in Deutschland waren es zehn Prozent.
Im ersten Quartal spürte der Chemiekonzern dort noch einen besonders starken Rückgang: Während der Umsatz weltweit um 13,4 Prozent sank, ging er in der Region „Greater China“ um mehr als 28 Prozent zurück. Im abgelaufenen Quartal sah es etwas besser aus: Während der Umsatz in China um 17 Prozent abnahm, betrug der Rückgang weltweit knapp 25 Prozent.
Während sich BASF bei seinem Kosteneinsparprogramm vor allem auf Europa fokussiert, investiert der Konzern derzeit mehr als zehn Milliarden Euro in eine neue Verbundanlage im chinesischen Zhanjiang – es ist die größte Investition, die ein deutsches Unternehmen je in China getätigt hat.
Auch wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht, sieht BASF die Zukunft wohl vor allem in dem Land: Der Verbundstandort Zhanjiang soll ein „Vorreiter für eine nachhaltige und smarte Chemieproduktion“ sein, heißt es in einer Pressemitteilung.
Als „Leuchtturmprojekt auf dem Weg zu netto null CO2-Emissionen“ bezeichnete Brudermüller einen geplanten Offshore-Windpark in Zhanjiang kürzlich, der das komplette Verbundwerk vollständig mit Energie aus erneuerbaren Quellen versorgen soll. Dafür hat BASF ein Joint Venture mit dem chinesischen Windkraftanlagenbauer Mingyang gegründet. Der Windpark soll eine Kapazität von 500 Megawatt haben.
Mehr: Öl- und Gaspreisrückgang belastet Wintershall Dea.
Erstpublikation: 28.07.2023, 07:37 Uhr (zuletzt aktualisiert am 28.07.023, 12:01 Uhr)
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