Rechercher dans ce blog

Tuesday, August 8, 2023

Biotech-Unternehmen: Biontech-Zahlen könnten deutsches BIP deutlich drücken - Handelsblatt

Ugur Sahin

Der Biontech-Chef muss einen deutlichen Umsatzrückgang verkraften.

(Foto:&#160imago images/photothek)

Düsseldorf, Berlin Biontech leidet deutlich unter dem Ende der Coronapandemie und dem damit verbundenen Nachfrage-Einbruch bei Impfstoffen. Das Mainzer Biotech-Unternehmen hat im zweiten Quartal einen Verlust von 190 Millionen Euro eingefahren. Der Umsatz betrug nur fünf Prozent von dem Wert, den das Unternehmen noch im Vorjahresquartal erzielt hatte.

Dennoch blickt Biontech optimistisch nach vorn, vor allem wegen des angepassten Coronaimpfstoffs, der ab September auf den Markt kommen soll. Fünf Milliarden Euro will das Unternehmen insgesamt in diesem Jahr mit Impfstoffen umsetzen. Zum Vergleich: 2021 machte Biontech knapp 19 Milliarden Euro Erlös, 2022 waren es noch 17,3 Milliarden Euro.

„Das Marktumfeld für Covid-19-Impfstoffe entwickelt sich weiterhin dynamisch und bleibt unberechenbar“, sagt Jens Holstein, Biontechs Finanzchef, bei der Präsentation der Ergebnisse. Ziel sei es, ein Unternehmen „mit einer Reihe zugelassener Produkte zu werden“ – also auch außerhalb des Coronageschäfts.

Das hat Biontech auch dringend nötig: Bisher beruhten die Einnahmen des Unternehmens quasi vollständig auf dem Coronaimpfstoff Comirnaty, den das Unternehmen gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Pfizer entwickelt und vermarktet hatte.

Durch das Ende der Pandemie leiden die Verkaufszahlen stark. Zwar ist das Coronavirus nicht verschwunden, Auffrischungsimpfungen werden weiterhin empfohlen. Aber die Lage wird mittlerweile als Endemie bezeichnet.

Biontech enttäuscht beim Umsatz

Der Umsatz sei enttäuschend, kommentiert Markus Manns, Fondsmanager bei Union Investment. Aber: „Es ist positiv, dass Biontech seine Ausgaben den Umsätzen anpasst und offensichtlich maßvoll mit seinem Cash-Bestand umgeht.“ Das Unternehmen hat die Kosten für Forschung- und Entwicklung reduziert, ebenso die Vertriebs- und Verwaltungsausgaben. Die Investitionen sollen niedriger ausfallen als geplant.

Den Nettoverlust begründet Biontech auch mit der saisonalen Nachfrage: Da das Virus vor allem zwischen November und April auftrete, schwanke die Nachfrage nach dem Coronaimpfstoff stark. Außerdem seien verschiedene Zahlungen erst nach dem Berichtszeitraum eingegangen, etwa vom Partner Pfizer und von der Europäischen Kommission im Zusammenhang mit dem geänderten Covid-19-Impfstoffliefervertrag. Abschreibungen von Pfizer auf Lagerbestände von Comirnaty, die abgelaufen oder kurz davor seien, hätten sich ebenfalls negativ auf Umsatz und Gewinn ausgewirkt.

Sorgt Biontech dafür, dass die deutsche Wirtschaft schrumpft?

Biontech könnte auch zum Faktor dafür werden, dass die deutsche Wirtschaft gewissermaßen schrumpft. Die Unternehmensberatung Barkow hat ausgerechnet, wie sich die weitere Entwicklung von Biontech auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die zentrale Kennzahl der Konjunktur, auswirkt. Die Analyse liegt dem Handelsblatt exklusiv vor.

Barkow rechnet damit, dass Biontech in diesem Jahr rund 5,5 Milliarden Euro Umsatz machen dürfte – gut ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Unter sonst gleichen Bedingungen würde das einen negativen Effekt auf das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 von 0,33 Prozent bedeuten. Im Jahr 2021 hatte der Erfolg von Biontech noch geschätzt ein Fünftel zum deutschen Wirtschaftswachstum beigetragen.

Der negative Biontech-Effekt ist fast genauso groß wie der Rückgang des BIPs, den der Internationale Währungsfonds (IWF) für die gesamte deutsche Wirtschaft erwartet. Der IWF hat Ende Juli seine Prognose für Deutschland auf minus 0,3 Prozent gesenkt.

Zwar wird bei dieser Betrachtung mit der BIP-Veränderung eine reale, also um Preise bereinigte, Größe mit einem nominalen Wert, dem Biontech-Umsatz, verglichen. Der Unterschied dürfte sich laut Barkow aber in Grenzen halten.

Barkow-Partner Wolfgang Schnorr sagt: „Biontech ist selbstverständlich nicht verantwortlich für die zahlreichen derzeit diskutierten Strukturprobleme in Deutschland.“ Das Unternehmen sei vielmehr eine der zu wenigen Erfolgsgeschichten des Landes. Der Fall zeige aber die Fallstricke, wenn der Fokus nur auf dem BIP liegt.

Biontech: Neue Krebsmittel im Fokus

Wenn die Coronamittel nicht mehr ziehen, dann müssen die Krebsmedikamente zum Erfolgsschlager werden. Ob Biontech da auf dem richtigen Weg sei, wisse man noch nicht, sagt Fondsmanager Manns. Der Markt warte aktuell auf erste Krebsdaten des Partners Roche bis zum Jahresende.

Erst kürzlich stellte der französische Pharmakonzern Sanofi ein mit Biontech entwickeltes Krebsmittel ein. Die Ergebnisse einer erweiterten Phase-I-Studie scheinen nicht überzeugt zu haben. Bei Biontech entdeckt man diese Info lediglich in einer Fußnote der Quartalspräsentation. An sich ist das nichts Ungewöhnliches: In der Pharmaforschung scheitern rund 90 Prozent der Wirkstoffe allein in den klinischen Tests. Allerdings zeigt es auch, dass sich Biontech auf dem Glücksfall Comirnaty bei Weitem nicht ausruhen kann.

Mehr: Die Zeiten von Billigfleisch sind vorbei – Fünf Gründe, warum Schweinefleisch teuer bleibt

Erstpublikation: 07.08.2023, 12:20 Uhr (zuletzt aktualisiert: 07.08.2023, 17:01 Uhr).

Adblock test (Why?)


Biotech-Unternehmen: Biontech-Zahlen könnten deutsches BIP deutlich drücken - Handelsblatt
Read More

No comments:

Post a Comment

adidas-Aktie nachbörslich deutlich tiefer: adidas übertrifft eigene Prognose - Yeezy-Verkäufe sorgen für schwarze Zahlen - finanzen.net

Der Sportartikelkonzern adidas hat im vergangenen Jahr besser abgeschnitten als von ihm zuletzt prognostiziert. Der Nike -Rivale kündigte...