Volkswagen richtet nach der Chipkrise seine Beschaffung neu aus und will wichtige Halbleiter künftig direkt bei den Herstellern einkaufen. Seinen Zulieferern will der Autokonzern künftig vorgeben, welche elektronischen Bauteile sie in zentrale Komponenten einbauen. Die damit einhergehende größere Transparenz solle dafür sorgen, den weltweiten Bedarf und die Verfügbarkeit der Bauelement besser einschätzen zu können, erläuterte Volkswagen am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Unterstützt werde die Beschaffung durch ein Risiko-Management, das bis auf das Niveau einzelner elektronischer Bauteile reiche. Das soll helfen, Engpässe frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig mit technischen Alternativen gegensteuern zu können.
Vereinbarungen mit Herstellern geschlossen
In der Vergangenheit war es sogenannten Tier-1-Lieferanten wie Bosch, Continental oder ZF Friedrichshafen weitgehend überlassen, welche Bauteile sie verwenden. Den Einkauf von Chips mit zentraler Bedeutung nimmt VW selbst in die Hand: Bei strategisch wichtigen Halbleitern sowie den vom Konzern geplanten Eigenentwicklungen wolle man Halbleiter künftig direkt bei den Herstellern einkaufen, sagte Dirk Große-Loheide, Beschaffungsvorstand der Marke Volkswagen Pkw und Mitglied der erweiterten Konzernleitung. Vereinbarungen dazu gebe es mit mehreren Halbleiterhersteller, darunter der taiwanesische Chipriese TSMC.
Durch eine stärkere Bevorratung will Volkswagen außerdem kurzfristige Engpässe in der Produktion von Halbleitern auffangen. Die Vielzahl an Chip-Varianten, die in einem Auto stecken, soll verringert werden, um die zur Steuerung nötige Software zu verschlanken. Dadurch sinken theoretisch die Kosten. Triebfeder sei dies aber nicht, machte VW klar.
Kein Einstieg in die Chipfertigung
In die Chipfertigung will Volkswagen selbst nicht einsteigen. „Das machen wir gemeinsam mit den Partnern, die das seit langer Zeit können“, betonte Große-Loheide.
Der weltweit grassierende Halbleitermangel hatte den Wolfsburgern – wie der Branche insgesamt – in den vergangenen Jahren schwer zu schaffen gemacht. Wegen fehlender Teile mussten die Produktionsbänder angehalten und Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden. Tausende halbfertige Autos wurden auf Parkflächen gelagert, bis die nötigen Chips geliefert wurden.
Inzwischen hat sich die Lage entspannt und die Produktion läuft wieder rund. Ganz verschwunden sein wird der Mangel aber wohl auch nächstes Jahr nicht. Die Halbleiterkrise werde erst mittel- bis langfristig gelöst werden können, wenn auch in Europa deutlich mehr Chipfabriken in Betrieb gingen, hatte Audis Beschaffungschefin Renate Vachenauer unlängst einer Zeitung gesagt.
Volkswagen stellt Halbleiter-Beschaffung neu auf - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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