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Friday, September 8, 2023

Fresenius trennt sich von Helios-Chef De Meo - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Das Stühlerücken im Gesundheitskonzern Fresenius nimmt kein Ende. Nachdem im vergangenen Jahr fast der komplette Vorstand ausgetauscht wurde, inklusive der Konzernspitze, bekommen nun auch die Helios-Kliniken einen neuen Vorstandschef – und das mit sofortiger Wirkung. Der langjährige Helios-Vorstand Francesco De Meo wird nach 15 Jahren im Vorstand das Unternehmen verlassen, hieß es am Freitag sehr knapp aus dem Dax-Konzern.

Warme Worte zum Abschied waren der Mitteilung ebenfalls nicht zu entnehmen, was mit der sofortigen Absetzung und unmittelbaren Neubesetzung des Postens Bände über das Verhältnis zwischen dem Unternehmen und seinem durchaus für seinen Eigensinn bekannten nun Ex-Helios-Manager spricht.

Nach 18 Jahre ist für Manager Francesco De Meo bei Fresenius Schluss.

Nach 18 Jahre ist für Manager Francesco De Meo bei Fresenius Schluss. : Bild: Helmut Fricke

Für De Meo übernimmt Robert Möller. Der 56 Jahre alte Mediziner ist als bisheriger Chef der deutschen Helios-Kliniken kein Unbekannter in Bad Homburg und übernimmt nun zusätzlich auch das länderübergreifende Management in Spanien und Lateinamerika.

Praktische Lösung für Konzernchef Sen

Für Fresenius-Chef Michael Sen, der seit Übernahme der Gesamtverantwortung im Oktober 2022 den komplexen Gesundheitskonzern umgestaltet, ist die Lösung mit Möller praktisch. Der gebürtige Flensburger kennt das Geschäft, die deutschen Kliniken, er weiß, was dort gut läuft oder was von den profitableren und stärker wachsenden spanischen Krankenhäusern zu lernen ist, und er kann damit direkt die Arbeit aufnehmen. Für den Konzern ist das nicht unwichtig, immerhin spielen die Kliniken neben der Medikamentensparte Fresenius Kabi die zweite tragende Rolle in der neuen Strategie der Bad Homburger.

Helios ist Europas führender privater Gesundheitsdienstleister mit insgesamt rund 126.000 Mitarbeitenden und steuerte 2022 gut 28 Prozent zum Konzernumsatz der Fresenius-Gruppe bei. Mit der laufenden Dekonsolidierung des US-Dialysespezialisten Fresenius Medical Care (FMC), der bisher größten Fresenius-Sparte, steigt die Bedeutung von Krankenhäusern im Konzerngefüge. Entsprechend wichtig ist hier die Nachbesetzung von De Meo und die Herausforderung für Möller.

Er soll ab sofort die Kliniksparte im Konzern führen: Mediziner Robert Möller

Er soll ab sofort die Kliniksparte im Konzern führen: Mediziner Robert Möller : Bild: Lucas Wahl

Dessen Fokus für die Gesundheitsversorgung liegt dabei auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Qualität. Schon unter De Meos Führung hatte sich der Deutschlandchef intensiv um die Zukunftsausrichtung der hiesigen Helios-Kliniken gekümmert. Anders als viele seiner Branche fremdelt Möller, der nach der Schule zunächst eine Lehre zum Bankkaufmann gemacht hat und erst im Zivildienst sein Interesse an der Medizin entdeckte, weniger mit der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angestrebten Krankenhausreform. Statt jedoch auf die Politik zu warten, sieht Möller Gesundheitsakteure selbst am Zug.

In seiner neuen erweiterten Funktion wird sich Möller allerdings auch dem anderen wichtigen Klinikbetreiber Quirónsalud in Spanien zuwenden. Hier dürfte es ihm im Sinne der laufenden Konzernstrategie verstärkt um das Heben von Synergien gehen. Zwar herrschen in beiden Ländern unterschiedliche Rahmenbedingungen durch das jeweilige Gesundheitssystem. Erfolgreiche Konzepte lassen sich womöglich dennoch übernehmen – in beide Richtungen.

Viele Lob für den Nachfolger

Dass Möller dieser Herausforderung gewachsen ist, scheint zumindest in der Konzernzentrale außer Frage zu stehen. Während zu De Meo eisern geschwiegen wird, lobt Aufsichtsratschef Wolfgang Kirsch dessen Nachfolger als „ausgewiesenen Krankenhausmanager“ und „hervorragende Ergänzung des Managementteams“. „Mit der Weiterentwicklung des Krankenhausgeschäfts wird er einen wichtigen Beitrag auf dem erfolgreich eingeschlagenen Weg zu #FutureFresenius leisten“, ließ sich der Aufsichtsratsvorsitzende in der Pressemitteilung zitieren.

Auch Konzernchef Sen war voll der Anerkennung für Möller, dessen Ernennung den Personalreigen im Fresenius-Management nun voraussichtlich beenden dürfte. Seit Sen Stephan Sturm vor fast einem Jahr abgelöst hat, gab es viel Bewegung im obersten Führungsgremium. Die von Sturm noch als FMC-Chefin eingesetzte Carla Kriwet warf nach nur 66 Tagen im vergangenen Dezember hin und wurde mit Helen Giza ersetzt. Die Britin und vormalige Finanzchefin von FMC hat dort nun die große Aufgabe, den ebenfalls börsennotierten Blutwäschespezialisten außerhalb der Konzernstruktur, aber noch unter den wachsamen Augen von Sen als Aufsichtsratsvorsitzenden, weiterzuentwickeln.

Darüber hinaus kamen Pierluigi Antonelli, der seit Frühjahr die zuvor von Sen geleitete Medikamentensparte Kabi führt, und Michael Moser hinzu, der in den Vorstand seit kurzem für die Themen Recht, Compliance, Risikomanagement, ESG und den Unternehmensbereich Vamed zuständig ist. Arbeitsdirektor Sebastian Biedenkopf wird das Unternehmen Ende des Jahres verlassen. Finanzchefin Sara Hennicken kam im September 2022 kurz vor der Trennung des Unternehmens von Sturm in den Vorstand.

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