marktbericht
Nach zuletzt drei Verlusttagen in Folge hat sich der DAX heute in einer technischen Gegenbewegung erholt. Das Marktumfeld bleibt angesichts von Zins- und Konjunktursorgen trotzdem herausfordernd.
Erholung am Aktienmarkt: Nach drei Verlusttagen in Folge sind heute einige Anleger an die Börse zurückgekehrt. Die Gegenbewegung trieb den DAX in der Spitze auf 16.579 Punkte, am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 16.567 Punkten um 0,83 Prozent höher. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte gewann 1,2 Prozent auf 26.552 Zähler.
Auch auf Einzeltitelebene waren einige Index-Aktien gefragt, die zuletzt unter Druck standen, so etwa Siemens Energy oder Infineon. Kapitalintensive Versorger wie E.ON oder RWE litten hingegen unter der Aussicht auf weiter höhere Zinsen, vor allem in den USA.
Experten wollten den Stabilisierungsversuch im deutschen Leitindex allerdings nicht überbewerten, Marktbeobachter Pierre Veyret von ActivTrades etwa sprach von einer technischen Erholung nach dem jüngsten Kursrückschlag, denn das makroökonomische Umfeld habe sich nicht geändert.
Zuletzt hatten vor allem gedämpfte Hoffnungen auf schon baldige Leitzinssenkungen in den USA auf die Kurse an den Börsen gedrückt. Vor diesem Hintergrund war der DAX zur Wochenmitte im Handelsverlauf auf das Kursniveau von Anfang Dezember zurückgefallen. Eine wichtige Unterstützung im Bereich von 16.300 Punkten hielt aber. Auch andere europäische Indizes stabilisierten sich heute.
Die fundamentale Lage bleibt derweil angespannt, sodass weitere Rücksetzer möglich bleiben. Vor allem die Frage nach kommenden Zinssenkungen beschäftigt die Investoren: "Die Zweifel, ob die US-Notenbank die Zinsen wirklich schon im März senkt, werden größer", unterstreicht Christian Henke, Marktbeobachter beim Broker IG.
"Juni statt März, Sommer statt Frühjahr - so schnell wie die Anleger Ende vergangenen Jahres ihre Zinssenkungserwartungen nach oben schraubten, so schnell werden sie jetzt von den Vertretern von US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) wieder eingefangen", so Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Auch das konjunkturelle Umfeld bleibt schwierig. Während die US-Wirtschaft zuletzt Stärke zeigte, sieht es in Europa und auch in China weniger gut aus.
Die US-Aktienmärkte tendieren am Mittag (Ortszeit) uneinheitlich. Die Standardwerte an der Wall Street setzen - belastet von der anhaltenden Unsicherheit über die künftige Zinsentwicklung - ihren moderaten Abwärtstrend fort. Der Leitindex Dow Jones, der zunächst im Minus startete, ringt derzeit mit seinem Schlusskurs. Dagegen erholten sich die Technologietitel an der Nasdaq von ihren jüngsten Verlusten. Frische US-Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten fielen gemischt aus.
Für gute Stimmung sorgt insbesondere, dass der taiwanische Chipkonzern TSMC ein schwieriges Jahr 2023 unerwartet stark beendet hat. Das Schlussquartal lief für den wichtigen Apple- und Nvidia-Zulieferer weitaus besser als das vorangegangene Jahresviertel. Mit einem Nettogewinn von knapp 239 Milliarden Taiwan-Dollar (rund 7 Milliarden Euro) in den drei Monaten bis Ende Dezember übertraf der weltgrößte Chipauftragsfertiger die Erwartungen von Analysten.
Auch andere Aktien aus dem Halbleiter-Sektor legen zu - Aktien des Chipkonzerns AMD um gut 1,5 Prozent. Papiere mit Bezug zum Thema Künstliche Intelligenz sind ebenfalls gefragt, denn in diesem Bereich ist TSMC sehr aktiv. Damit gewinnen zum Beispiel die Anteilsscheine von Nvidia, die schon zuletzt gut gelaufen waren, rund 2,0 Prozent.
Die zuletzt schwächelnden Papiere von Apple steigen als Dow-Spitzenreiter um 3,2 Prozent. Zuvor hatte die Bank of America die Titel des Technologiekonzerns von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 208 auf 225 Dollar angehoben. Nach der zuletzt unterdurchschnittlichen Kursentwicklung dürften viele Risiken in den Erwartungen enthalten sein, schrieb Analyst Wamsi Mohan. Der Experte sieht für Apple zudem Wachstumspotenzial in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Virtuelle Realität.
Bei den Einzelwerten stechen Humana mit einem Kursverlust von fast zwölf Prozent negativ heraus. Anleger werfen die Titel aus den Depots, da der US-Krankenversicherer für das vierte Quartal mit höheren medizinischen Kosten als ursprünglich angenommen rechnet. Das könne auch Auswirkungen auf die Prognose 2024 haben, warnte Humana. Auch andere Aktien aus der Branche wie Dow-Schlusslicht UnitedHealth, Cigna und CVS Health geben nach.
Nach sehr robusten Daten vom US-Arbeitsmarkt fällt der Euro zurück und wird derzeit bei 1,0861 Dollar leichter gehandelt. In der vergangenen Woche seien 187.000 neue Hilfsanträge registriert worden, teilte das Arbeitsministerium mit. Das sind 16.000 weniger als in der Woche zuvor. Analysten hatten im Schnitt mit 205.000 Hilfsanträgen gerechnet.
Der robuste Arbeitsmarkt ist für die Notenbank Federal Reserve (Fed) ein wichtiges Kriterium ihrer Zinspolitik. Eine hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt schürt tendenziell das Lohnwachstum und damit die Inflation. Die Fed dürfte sich daher weiter abwartend verhalten und die Zinsen hoch halten, was den Dollar stützt. "Niedrigere Zinssenkungserwartungen und eine risikoscheue Stimmung wirken sich positiv auf den Dollar aus", sagte Nordea-Chefanalyst Niels Christensen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0875 (Mittwoch: 1,0877) Dollar fest.
Die Ölpreise sind heute in einem Umfeld mit anhaltenden geopolitischen Spannungen etwas gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März kostete zuletzt 78,22 Dollar. Das waren 34 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Februar stieg um 50 Cent auf 73,06 Dollar.
Im Jemen haben die US-Streitkräfte weitere Militärschläge gegen die von Iran unterstützten Huthi-Milizen durchgeführt. Zuvor hatten die Rebellen abermals ein Schiff im Roten Meer angegriffen. Daneben verstärken sich die Spannungen zwischen Pakistan und Iran. Nachdem zunächst Iran Extremisten in Pakistan angegriffen hatte, schlug am Donnerstag Pakistan offenbar zurück.
Eine schwächere Entwicklung in Deutschland hat die Erholung des europäischen Neuwagen-Marktes im vergangenen Jahr gedämpft. In der Europäischen Union kamen 2023 mit 10,5 Millionen Pkw knapp 14 Prozent mehr Neuwagen auf die Straße als im Vorjahr, teilte der Herstellerverband ACEA mit. Dabei legten die großen Märkte Frankreich, Italien und Spanien um 16 bis 19 Prozent zu, während das Schwergewicht Deutschland nur ein Plus von 7,3 Prozent verzeichnete. Das Rekordniveau von 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie, als 15,3 Millionen Autos neu registriert wurden, ist noch weit entfernt.
Der Umbau des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer unter dem neuen Chef Bill Anderson wird wie erwartet vielen Mitarbeitern ihren Job kosten. Im Zuge der geplanten Verschlankung der Verwaltung und der angestrebten Beschleunigung von Entscheidungsprozessen dürfte es zu einem erheblichen Personalabbau in Deutschland kommen, teilte das Unternehmen mit. Zudem wird im Management über eine strategische Neuausrichtung des Konzerns diskutiert, allerdings noch nicht unmittelbar. Die Unsicherheit um den Leverkusener Konzern drückte die Bayer-Aktie ans DAX-Ende.
Übernahmen und Fusionen stehen für den Deutsche-Bank-Chef nach den Worten von Christian Sewing derzeit nicht an erster Stelle. "Ehrlich gesagt, würde ich nicht sagen, dass es ganz oben auf meiner Prioritätenliste steht", sagte Sewing dem Fernsehsender CNBC am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Er habe immer wieder betont, dass Fusionen und Übernahmen in der Bankenbranche, insbesondere in Europa, irgendwann kommen müssten. Aber am wichtigsten dafür sei, dass bestimmte Voraussetzungen erfüllt seien. Sewing verwies dabei auf regulatorische Vorbedingungen sowie auf die Vollendung der Bankenunion in Europa.
Unlängst waren nach einem Agentur-Bericht Spekulationen über einen Zusammenschluss des deutschen Branchenprimus mit der Commerzbank oder der niederländischen ABN Amro wieder aufgelebt. Dem Bericht zufolge hat der Finanzkonzern entsprechende Szenarien durchgespielt. Von der Deutschen Bank hatte es dazu keinen Kommentar gegeben.
Die Lufthansa verstärkt ihr Angebot im boomenden Luftfahrtmarkt Indien und zieht dafür Flugkapazitäten aus anderen Ländern ab. "Indien wächst schneller als alle unsere anderen Ziele. Wir nehmen unsere Kapazitäten aus anderen Märkten und setzen sie in Indien ein", sagte Vertriebschef Heiko Reitz heute am Rande einer Konferenz in Hyderabad. Die Angebotskapazität sei bereits 14 Prozent höher als vor der Corona-Krise. Die Lufthansa Group bietet derzeit 64 wöchentliche Flüge nach Indien an, vor der Pandemie waren es 56.
Indien ist der fünftgrößte Markt der Welt für Passagierflüge. Es wird erwartet, dass sich die Fluggastzahl im Inland von 152 Millionen im vergangenen Jahr auf 350 Millionen Reisende im Jahr 2030 mehr als verdoppeln wird. Die Zahl der international Reisenden soll auf 160 Millionen steigen. Indische Airlines haben Rekordbestellungen an neuen Flugzeugen aufgegeben.
Um von dem Wachstum zu profitieren, plant die Lufthansa sogar den Einsatz des Riesen-Airbus A380, den sie ausmustern wollte, ehe die starke Erholung des Luftverkehrs vom Corona-Einbruch einsetzte. Die Konkurrenz der Airlines wächst. Doch Reitz ergänzte, dass es in Indien "für viele Fluggesellschaften Platz gibt, um auf diesem Markt zu wachsen".
Steigender Kostendruck und schlechte Aussichten im Geschäft mit dem autonomen Fahren führen beim Autozulieferer Bosch zu Stellenstreichungen. Im Geschäftsfeld "Cross-Domain Computing Solution", das sämtliche digitale Anwendungen für Fahrzeuge entwickelt, stünden weltweit rund 1.200 Stellen bis 2026 zur Disposition, wie das nicht-börsennotierte Großunternehmen heute mitteilte.
Samsung setzt auf Künstliche Intelligenz, um mit seinem nächsten Top-Smartphone gegen Apples iPhone anzutreten. In der Galaxy-S24-Serie soll KI-Software unter anderem Bilder verbessern, Texte zusammenfassen und Unterhaltungen übersetzen. Markantes Detail der neuen Generation: Der kantige Rahmen der Basis-Varianten S24 und S24+ erinnert sehr stark an die Konturen jüngster iPhones.
Der US-Flugzeugbauer Boeing hat trotz der jüngsten Sicherheitsprobleme einen Großauftrag aus Indien bekommen. Die vor zwei Jahren erst gestartete indische Airline Akasa Air platzierte eine feste Order für 150 Jets aus den Baureihen 737-Max 8 und Max 10. Der Auftrag umfasst keine der jüngst nach einem Beinahe-Unglück in die Schlagzeilen geratenen Maschinen vom Typ Max 9. Die bestellten Flugzeuge sollen bis 2032 an Akasa geliefert werden.
Der deutsche Sandalen-Hersteller Birkenstock rechnet für das laufende Geschäftsjahr erneut mit einem deutlichen Umsatzplus. Bis Ende September dürften die Erlöse um 17 bis 18 Prozent steigen, wie Birkenstock heute im ersten Quartalsbericht nach dem Börsengang in New York Anfang Oktober mitteilte. Die Aktie gibt trotzdem rund 9 Prozent nach. Anleger hatten wohl mehr erwartet, nachdem das Papier zuletzt gefragt gewesen war.
Aktien des Luxuskonzerns aus der Schweiz reagierten an der Schweizer Börse mit einem Kurssprung von rund elf Prozent auf die Umsatzzahlen für das dritte Geschäftsquartal. Der Hersteller von Cartier-Schmuck und IWC-Uhren schaffte im Weihnachtsgeschäft dank einer boomenden Schmucknachfrage und der Rückkehr chinesischer Kunden ein unerwartet starkes Umsatzzuwachs von acht Prozent.
Marktbericht: Anleger wagen sich wieder vor | tagesschau.de - tagesschau.de
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