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Der CureVac-Impfstoffkandidat befindet sich schon seit Dezember - also seit rund einem halben Jahr - in der finalen und damit zulassungsrelevanten 2b/3-Studienphase. Während zahlreiche Konkurrenten ihre Vakzine längst auf den Markt gebracht haben, sammelt CureVac nach wie vor Daten. Ob CureVac nun überhaupt absehbar - und wenn, wann - liefern kann, bleibt vorerst unklar.
Die Bundesregierung hatte den CureVac-Impfstoff Berichten zufolge lange für die zweite Jahreshälfte eingeplant, auf der jüngst vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten Liste der Impfstoff-Lieferplanungen fehlte das Unternehmen aber bereits. Zuletzt hatte die Plattform "Business Insider" berichtet, es habe noch Ende Mai in internen Lieferprognosen der Bundesregierung geheißen, dass von CureVac bis Jahresende eine zweistellige Millionenmenge an Impfstoffdosen erwartet werde.
Angesichts der massiven Zeitverzögerung hatte die Firma zuletzt nicht nur ihre Aktionäre immer wieder vertröstet. Bis Anfang Juni hatte es geheißen, das Unternehmen erwarte - abhängig von den klinischen Studiendaten - die Zulassung seines Impfstoffkandidaten in der EU zumindest noch im zweiten Quartal. Doch kurz darauf wurde bekannt, dass sich das Verfahren weiter verzögern werde. Zuletzt war darüber spekuliert worden, der CureVac-Impfstoff könne möglicherweise im August in der EU zugelassen werden. Auch diese Aussichten könnten sich nach Bekanntwerden der neuen Daten erledigt haben.
Zur Frage, wie es mit dem bisherigen Impfstoffkandidaten nun weitergehen soll, äußerte sich CureVac in der Mitteilung nicht im Detail. Allerdings lud das Unternehmen "interessierte Parteien" für Donnerstag zu einer Telefonkonferenz ein.
CureVac-Vorstandschef Franz-Werner Haas teilte mit, man habe auf stärkere Ergebnisse in der Zwischenanalyse gehofft. Man wolle die laufende Studie aber dennoch bis zur finalen Analyse fortsetzen. "Die endgültige Wirksamkeit könnte sich noch verändern." SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schrieb auf Twitter: "Schade, das Team aus Tübingen hätte Erfolg verdient gehabt."
Der Impfstoffkandidat der Tübinger basiert - ebenso wie beispielsweise das bereits länger in der EU zugelassene Vakzin des Mainzer Konkurrenten BioNTech - auf sogenannter "messenger RNA" (Boten-RNA) und unterscheidet sich damit von herkömmlichen Vektorimpfstoffen wie etwa jenem von AstraZeneca. Doch anders als bei BioNTech oder auch beim US-Konkurrenten Moderna lässt die Wirksamkeit des CureVac-Impfstoffs offenbar deutlich zu wünschen übrig.
Die Firma teilte mit, dass die Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten von der untersuchten Altersgruppe und den Virusstämmen abhänge. In die Analyse sei die Wirksamkeit gegen mindestens 13 COVID-Varianten eingegangen. Der Epidemiologie Lauterbach folgerte aus den von CureVac bekanntgegebenen Daten: "Verschiedene Varianten waren betroffen. Damit dürfte die Wirkung gegen die Delta-Variante alleine noch niedriger sein." Nach Ansicht vieler Virologen ist diese zuerst in Indien bekanntgewordene Virus-Variante deutlich ansteckender und verursacht schwerere Krankheitsverläufe.
Jefferies-Analyst Eun Yang kürzte in einer aktuellen Studie sein Kursziel für CureVac von 58 auf 45 Dollar und blieb bei seiner Empfehlung, die Aktie zu halten ("Hold"). Der Experte sprach von einer Enttäuschung, die die lange erwarteten Daten nun gebracht hätten. Die Wirksamkeit des CureVac-Vakzins liege deutlich unter den Werten, die der US-Konzern Novavax erst kürzlich aus seiner zulassungsrelevanten Studie der Phase 3 bekanntgegeben habe. Novavax hatte am Montag über eine Gesamtwirksamkeit von 90,4 Prozent berichtet und die Wirksamkeit gegen "überwiegend zirkulierende, besorgniserregende Varianten und unter Beobachtung stehende Varianten" mit rund 93 Prozent angegeben.
Anders als bei CureVac basiert der Novavax-Impfstoff nicht auf der mRNA-Technologie, sondern er enthält winzige Partikel des Spike-Proteins, mit dem das Coronavirus an die Zellen des Menschen andockt und diese infiziert. Das menschliche Immunsystem soll so durch die Bildung von Antikörpern auf den tatsächlichen Erreger vorbereitet werden, damit es dessen Eindringen abwehren kann.
Während der ersten Corona-Infektionswelle 2020 wurde CureVac zu einem so großen Hoffnungsträger, dass sich der deutsche Staat im Rahmen einer Finanzierungsrunde über die Förderbank KfW mit 300 Millionen Euro am Unternehmen beteiligte - wohl auch deshalb, um Fremdzugriffe auf das Know-How zu verhindern. Angeblich hatten die USA unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump zuvor versucht, sich exklusiv die Rechte an einem Impfstoff gegen das Coronavirus von CureVac zu sichern. Später erhielt CureVac für die Forschung an einem Coronaimpfstoff noch eine Finanzspritze des Bundes von 252 Millionen Euro. Zuletzt war der Bund noch mit rund 16 Prozent an den Tübingern beteiligt, durch den rasanten Kurseinbruch sinkt der Wert der Staatsbeteiligung um rund eine Milliarde auf aktuell 1,4 Milliarden Euro.
Zudem verschaffte sich CureVac 2020 über einen Börsengang in New York sowie mehrmals über Kapitalerhöhungen frisches Geld. Das Unternehmen vereinbarte eine Partnerschaft mit dem Leverkusener Pharmakonzern Bayer, und WACKER CHEMIE hat eine Vereinbarung mit CureVac für eine Auftragsproduktion des Impfstoffes.
Historisch noch enger verzahnt ist CureVac allerdings mit dem SAP-Mitgründer und Investor Dietmar Hopp, der nach wie vor mit rund 47 Prozent größter Aktionär des Unternehmens ist. Hopp sorgte zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 für Schlagzeilen, als er überraschend verkündete, CureVac könne möglicherweise schon im Herbst 2020 einen Corona-Impfstoff liefern. Das blieb ein unerfüllter Wunsch.
CureVac begründet geringe Wirksamkeit mit verändertem Coronavirus
CureVac hat den Rückschlag bei der Entwicklung seines Corona-Impfstoffs mit neuen Virusvarianten begründet. "Wir bekämpfen eigentlich ein anderes Virus", sagte Vorstandschef Franz-Werner Haas bei einer Telefonkonferenz am Donnerstag. So sei der Wildtyp des Coronavirus bei der Zwischenanalyse in weniger als einem Prozent der Infektionsfälle nachgewiesen worden. Alle anderen Infektionen entfielen auf neuere Virusvarianten.
CureVac wartet für weitere Diskussion über Zulassung finale Studiendaten ab
Der Tübinger Impfstoffforscher bleibt auch nach den enttäuschenden Studiendaten zu seinem COVID-19-Vakzin optimistisch gestimmt. "Wir sehen keinen Grund, irgendetwas zu verlangsamen", sagte Konzernchef Franz-Werner Haas am Donnerstag auf einer Telefonkonferenz. Dies gelte sowohl mit Blick auf die laufende Forschung als auch für die Vorbereitungen zur Produktion eines potenziellen Impfstoffes von CureVac.
Das Unternehmen hatte am Mittwochabend einen Rückschlag bei seinen Forschungen an einem hochwirksamen Corona-Impfstoff einräumen müssen. Demnach hatte CureVacs Impfstoffkandidat CVnCoV in einer Zwischenanalyse nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Corona-Erkrankung "jeglichen Schweregrades" erzielt. In den kommenden zwei bis drei Wochen soll die finale Auswertung der Studiendaten veröffentlicht werden, in die weitere Krankheitsfälle einbezogen werden sollen. Damit dürfte sich die Quote zur Wirksamkeit noch deutlich ändern, hieß es von CureVac.
Welche Bedeutung die bisher enttäuschende Wirksamkeit in Bezug auf die erhoffte Zulassung des Impfstoffs durch die europäische Medikamentenaufsicht EMA hat, wollte CureVac-Chef Haas nicht kommentieren. Das Unternehmen stünde im engen Kontakt mit der Behörde über den weiteren Weg. Erst wenn die finalen Daten vorlägen, könne weiter entschieden werden. Haas stellte auch die Möglichkeit einer Zulassung etwa nur für eine bestimmten Personengruppe in den Raum. So hatte der Impfstoff etwa bei jüngeren Studienteilnehmern eine Wirksamkeit erzielt, Rückschlüsse zur Wirkung bei Personen über 60 Jahren konnten aber nicht gezogen werden.
Abseits des eigenen Impfstoffs hofft CureVac auf eine Zulassung im kommenden Jahr für einen sogenannten mRNA-Impfstoff der zweiten Generation gegen Virus-Varianten, den das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline entwickelt. Die vorklinischen Ergebnisse seien vielversprechend hieß es, die klinischen Studien hierzu sollen in etwa drei Monaten beginnen.
Bund hält an CureVac-Beteiligung fest
Der Bund hält auch nach dem Rückschlag der Tübinger Biopharmafirma CureVac bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs an seiner Beteiligung an dem Unternehmen fest. "Mit der Beteiligung an CureVac verfolgte und verfolgt die Bundesregierung gesundheits- und industriepolitische Ziele", erklärte das Wirtschaftsministerium am Donnerstag. Es gehe nicht nur darum, mehr Impfstoffproduktion in Deutschland und Europa anzusiedeln, sondern auch um Forschungsaktivitäten. Für die mRNA-Technologie, die auch bei den Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna zum Einsatz kommt, gebe es vielfältige Anwendungsbereiche, etwa in der Krebsbekämpfung, betonte eine Sprecherin.
Der Bund war im vergangenen Jahr über die Aufbaubank KfW mit 300 Millionen Euro bei CureVac eingestiegen und hält laut KfW damit einen Anteil von 16 Prozent. Dabei habe die Bundesregierung allerdings keinen Einfluss auf das operative Geschäft, erklärte die Ministeriumssprecherin.
CureVac hatte mitgeteilt, dass sein Impfstoffkandidat in einer Zwischenanalyse nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine COVID-19-Erkrankung erzielt habe. Damit habe er vorgegebene Kriterien nicht erfüllt. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums hat der Rückschlag aber keine Auswirkungen auf das Tempo der Impfkampagne in Deutschland.
Von mehreren Seiten kam Kritik an der Beteiligung des Bundes. Der FDP-Wirtschaftspolitiker Reinhard Houben erklärte, der Einstieg sei "ein Indiz für die verfehlte Beteiligungspolitik von Wirtschaftsminister Altmaier". Unternehmenserfolg entstehe auf dem Markt, nicht durch den Staat. Der Bund habe nie glaubhaft erklären können, warum es notwendig gewesen sei, Anteile von CureVac zu kaufen. "Jetzt ist es höchste Zeit, dass die Bundesregierung ihre Beteiligung an CureVac verkauft und das Geld in zugelassenen Impfstoff investiert", forderte Houben.
Auch der Chef des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Achim Wambach, übte Kritik. "Zur Beschleunigung der Impfstoffentwicklung hätten andere Instrumente zur Verfügung gestanden, wie sie bei Biontech/Pfizer oder AstraZeneca verwendet wurden", sagte er der "Rheinischen Post". Die öffentliche Hand solle sich nicht aus Spekulationsgründen an Unternehmen beteiligen, sondern um diesen in einer Krise beizustehen oder sie bei Forschung und Entwicklung zu unterstützen.
Top-Ökonom kritisiert Staatseinstieg bei CureVac - "Ohne Not"
Der Einstieg des deutschen Staates bei dem nun mit der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs vorläufig gescheiterten Tübinger Biotechunternehmen CureVac sorgt für Kritik.
"Der Fall CureVac zeigt wieder einmal, dass Politiker keineswegs die besseren Investoren sind", sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Der Staat ist ohne Not in das Unternehmen eingestiegen, das ja im letzten Frühjahr auch genügend private Investoren gefunden hatte. Auch diese verlieren jetzt Geld, aber es ist ihr eigenes, nicht das der Steuerzahler."
Der Bund hält über die Förderbank rund 16 Prozent an CureVac, größter Investor ist der SAP-Gründer Dietmar Hopp mit fast 47 Prozent. Felbermayr hatte bereits nach dem Staatseinstieg vor rund einem Jahr die Entscheidung scharf kritisiert.
Der COVID-19-Impfstoff des Tübinger Unternehmen ist nach vorläufigen Daten in der entscheidenden Zulassungsstudie gefloppt. Die Wirksamkeit lag demnach nur bei 47 Prozent.
Mehr als ein kleiner Piks - Jefferies senkt CureVc-Ziel deutlich
Dass Corona-Impfstoffe keine Selbstläufer sind, hat der Fehlschlag von CureVac gezeigt. Nachdem der Hoffnungsträger des Tübinger Unternehmens die Erwartungen nicht erfüllt hat, fiel die Aktie zeitweise um mehr als die Hälfte - für Anleger eher ein tiefer Stich als ein kleiner Pieks. Analyst Eun Yang von der Investmentbank Jefferies senkte das Kursziel für die Aktie nun von 58 auf 45 US-Dollar, auch wenn er an der Einstufung "Hold" festhält.
Für den Analysten ist die Nachricht, dass der Impfstoffkandidat CVnCoV in einer klinischen Studie nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Corona-Erkrankung "jeglichen Schweregrades" erzielt und damit die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien nicht erfüllt hat, mehr als ein singulärer Rückschlag, wie er in der Pharmaforschung häufig vorkommt. Er werfe zugleich Fragen nach der Technologie des Tübinger Unternehmens auf. CureVac entwickelt Medikamente mit Hilfe des Botenmoleküls mRNA, wobei der Schwerpunkt auf Infektionskrankheiten liegt. Sieht man von dem Corona-Impfstoff ab, ist derzeit ein Tollwut-Impfstoff am weitesten fortgeschritten.
Die Enttäuschung wiegt für den Analysten auch deshalb schwer, weil Wettbewerber wie das US-Unternehmen Novavax zuletzt eine deutlich höhere Wirksamkeit bei Impfstoffkandidaten gemeldet hatten. Die Amerikaner, die auf vergleichsweise traditionelle Methoden der Impfstoffentwicklung setzen, hatten erst am Montag nach den Ergebnissen einer Phase-3-Studie eine Wirksamkeit von 90,4 Prozent gemeldet. Der Schutz vor mittelschweren und schweren Erkrankungsverläufen lag sogar bei 100 Prozent.
Analyst Yang hofft nun auf Erläuterungen von CureVac im Rahmen einer Telefonkonferenz. Hoffnung gebe es noch angesichts eines weiteren Projekts, eines avancierten Corona-Impfstoffs angesichts der Mutationen des Erregers, so Yang. Allerdings sollten die klinischen Studien erst im dritten Quartal aufgenommen werden. Mit seinem neuen Kursziel lässt Yang die Corona-Impfstoffe bei der Bewertung von CureVac zunächst außen vor.
Entsprechend der Einstufung "Hold" erwarten die Analysten von Jefferies, dass die Aktie auf Zwölfmonatssicht eine Gesamtrendite (Kursgewinn + Dividende) von bis zu 15 Prozent, aber auch einen Kursverlust (abzüglich Dividende) von bis zu 10 Prozent erreichen kann.
Bund: CureVac-Rückschlag hat keine Auswirkungen auf Impfkampagne
Der Rückschlag der Tübinger Biopharmafirma CureVac bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs bringt die Impfkampagne in Deutschland laut Bundesregierung nicht durcheinander. "Eine Auswirkung auf das Tempo unserer Impfkampagne hat diese Mitteilung nicht", sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Donnerstag in Berlin. Die Nachrichten über vorläufige Studienergebnisse könne das Ministerium nicht kommentieren.
CureVac hatte mitgeteilt, dass sein Impfstoffkandidat in einer Zwischenanalyse nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine COVID-19-Erkrankung erzielt habe. Damit habe er vorgegebene Kriterien nicht erfüllt. Ursprünglich hatte das Tübinger Unternehmen den Impfstoff schon im Juni zugelassen spritzen wollen.
Die Bundesregierung hatte den CureVac-Impfstoff ursprünglich in der Impfkampagne eingeplant. Nach den damaligen Lieferprognosen erwartete das Gesundheitsressort im März für das gesamte Jahr 323,7 Millionen Impfdosen. Davon sollten 24,5 Millionen von CureVac kommen. Fürs zweite Quartal war mit 1,4 Millionen CureVac-Dosen gerechnet worden. Zum Vergleich: 50 Millionen Dosen sollen allein von BioNTech/Pfizer in dem Zeitraum kommen. Aktuell rechnet das Ministerium ausweislich seiner im Internet veröffentlichten Listen nicht mehr mit Lieferungen durch CureVac.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte im Februar ein schnelles Prüfverfahren für den Impfstoff der Tübinger Firma gestartet. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hatte im April eine deutsche Notfallzulassung gefordert und die Prüfungen als bürokratisch kritisiert. Nach Angaben vom Mai schreibt CureVac aufgrund hoher Forschungskosten für den Corona-Impfstoff rote Zahlen. Damals hatte CureVac die Zulassung noch im Juni erwartet. Der Impfstoff sollte ab Anfang Juni in einer Studie in Großbritannien auf seine Sicherheit und Wirksamkeit als Booster-Impfung überprüft werden. Mit Booster-Impfungen soll ein Schutz einige Zeit nach einer abgeschlossenen Impfung aufgefrischt werden.
EU-Kommission: CureVac-Rückschlag keine Bedrohung für Impfziel
Der Rückschlag für den Corona-Impfstoff von CureVac stellt aus Sicht der EU-Kommission keine Bedrohung für das Ziel dar, bis Ende Juli 70 Prozent der erwachsenen EU-Bevölkerung zu immunisieren. "Wir haben von Anfang an auf ein breites Portfolio an Impfstoffen gesetzt", sagte ein Behördensprecher am Donnerstag in Brüssel. Das sei auch gemacht worden, um für den Fall vorbereitet zu sein, dass ein Impfstoff ausfalle. Die Kommission gehe weiter davon aus, dass bis Ende kommenden Monats genügend Impfdosen geliefert werden könnten, um den EU-Staaten die Impfung von 70 Prozent ihrer erwachsenen Bevölkerung zu ermöglichen.
CureVac hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass sein Impfstoffkandidat in einer Zwischenanalyse nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine COVID-19-Erkrankung erzielt habe. Damit habe er vorgegebene Kriterien nicht erfüllt. Die EU-Kommission hatte 220 Millionen Dosen des Impfstoffs vorbestellt, Deutschland sollte 24,5 Millionen Dosen erhalten.
Es sei nun abzuwarten, ob sich die vorläufigen Ergebnisse bestätigen, hieß es von der Kommission. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hatte im Februar ein schnelles Prüfverfahren für den Impfstoff der Tübinger Firma gestartet. Für den Fall, dass es zu keiner Marktzulassung in der Europäischen Union kommt, gibt es in dem Vertrag der Kommission mit dem Hersteller eine Ausstiegsklausel.
EMA: Vorerst keine Folgen für Zulassungsverfahren von CureVac
Die enttäuschenden Zwischenergebnisse zur Wirksamkeit des Impfstoffes des Tübinger Herstellers haben vorerst keine Folgen für das Prüfverfahren bei der Europäischen Arzneimittelbehörde. Es gebe keine harte Mindestgrenze bei der Wirksamkeit, erklärte die EMA am Donnerstag in Amsterdam. Vor einer Bewertung müssten alle Ergebnisse vorliegen.
Bei klinischen Studien werde zwar von einer Mindestgrenze von 50 Prozent Wirksamkeit ausgegangen, sagte die EMA. Aber vor allem im Zusammenhang mit den neuen Virusvarianten müsse man die Daten sehr gut prüfen und Vorzüge gegen Nachteile abwägen.
Die Experten der EMA prüfen zur Zeit vier Impfstoff-Kandidaten. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen sei, sei noch nicht abzusehen. Die Hersteller müssen nach Angaben der Behörde noch zusätzliche Daten liefern.
OB Palmer: Curevac-Rückschlag hat keine Auswirkungen auf Standort
Der Rückschlag des Biotech-Unternehmens CureVac bei der Entwicklung seines Corona-Impfstoffs hat nach Darstellung von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer keine Auswirkungen auf den Standort. Vorstandschef Franz-Werner Haas habe ihm in einem Telefonat versichert, dass das Unternehmen an geplanten Investitionen festhalte, sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag. Die Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten CVnCoV fällt einer Zwischenanalyse zufolge deutlich geringer aus als bei anderen bereits zugelassenen Corona-Impfstoffen.
Palmer zeigte sich enttäuscht über das Ergebnis. Er betonte aber, die Studie belege, dass die Technologie von CureVac funktioniere. Das Präparat des Unternehmens CureVac, das mit dem Pharmakonzern Bayer kooperiert, ist ein sogenannter mRNA-Impfstoff - wie die von BioNTech /Pfizer (Deutschland/USA) und Moderna (USA).
CureVvac wurde 2000 gegründet und ist seitdem in der Universitätsstadt ansässig. Von den mehr als 700 Mitarbeitern arbeiten viele am Stammsitz.
Wenig Hoffnung auf bessere Wirksamkeit bei Curevac-Vakzin
Nach dem Rückschlag für den Corona-Impfstoff von CureVac dämpft ein Experte die Hoffnung auf eine deutliche Zunahme der Wirksamkeit im weiteren Studienverlauf. Nach der Zwischenauswertung könne die Effizienz eines Impfstoffes bis zur finalen Zulassung noch um wenige Prozent steigen, sagte ein Sprecher des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (vfa). "Eine enorme Zunahme ist aber nicht zu erwarten."
CureVac hatte am Mittwochabend bekanntgegeben, der Impfstoff zeige bei einer Zwischenauswertung eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine COVID-19-Erkrankung "jeglichen Schweregrades". Andere in der EU zugelassene Impfstoffe sind deutlich effizienter. So liegt die Wirksamkeit etwa beim Impfstoff von BioNTech/Pfizer laut Studien bei mehr als 90 Prozent.
Die geringe Effizienz des CureVac-Impfstoffs könnte unmittelbare Folgen für die Zulassung haben. Ein Impfstoff mit einer Wirksamkeit von 47 Prozent sei in der EU nicht zulassungsfähig, sagte der Sprecher. Das Mindestmaß seien 50 Prozent. Der CureVac-Impfstoff durchläuft derzeit ein beschleunigtes Prüfverfahren bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA).
Auf die Impfkampagne in der EU dürfte der Rückschlag bei CureVacs Impfstoff aus Sicht des Experten aber keine großen Auswirkungen haben. Es gebe bereits mehrere zugelassene Corona-Impfstoffe, die deutlich wirksamer seien, sagte der Sprecher. Zudem seien bereits mehrere weitere Impfstoffkandidaten in fortgeschrittenen Studienphasen.
Ein Rückschlag wie bei CureVac sei nicht ungewöhnlich und könne in jeder Studienphase geschehen. "Dass ein Impfstoff alle Studienphasen ohne größere Probleme durchläuft, ist die große Ausnahme." Die schnelle Zulassung gleich mehrerer Corona-Impfstoffe im Laufe des vergangenen Jahres bezeichnete der Experte als "das ganz große Glück".
Hoffnung setzt der Sprecher nun vor allem auf die zweite Generation des CureVac-Impfstoffkandidaten. Diese verfüge über eine grundlegende Veränderung im Aufbau des Präparats. Sollte sich dieser Impfstoff bewähren, wäre CureVac bei der künftigen Impfstoffversorgung sicher dabei, so der Sprecher.
CureVac-Börsenwert nach Impfstoffenttäuschung kräftig unter Druck
Der schwere Rückschlag des Impfstoffforschers CureVac mit seinem Corona-Vakzin hat den Aktionären nahezu eine Kurshalbierung eingebrockt. In den USA, dem Haupthandelsort für die CureVac-Aktie, gibt das Papier am Donnerstag im NASDAQ-Handel zeitweise um 43,26 Prozent auf 53,79 US-Dollar nach.
Der Impfstoffkandidat CVnCoV hat einer Zwischenanalyse zufolge nur eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Corona-Erkrankung "jeglichen Schweregrades" erzielt. Er verfehlte damit die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien. Vorstandschef Franz-Werner Haas sagte, man habe auf stärkere Ergebnisse gehofft. Die laufende Studie soll aber bis zur finalen Analyse fortgeführt werden.
Während Konkurrent BioNTech aus Mainz seinen Impfstoff, der wie das Vakzin von CureVac auf der mRNA-Technologie basiert, schon seit gut einem halben Jahr auf dem Markt hat, hatte sich die Forschung bei den Tübingern lange hingezogen. Vor Veröffentlichung der Zwischenanalyse war bereits bekannt geworden, dass sich die Zulassung weiter verzögert.
Die Ergebnisse der Studie säten Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit der mRNA-Entwicklungsplattform von CureVac, schrieb Analyst Eun Yang von der US-Bank Jefferies. Die erzielte Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten sei "ziemlich enttäuschend". Die Expertin bereinigte die Schätzungen um den Hoffnungsträger des Unternehmens und errechnete ein neues Kursziel von 45 US-Dollar - nicht einmal die Hälfte des Schlusskurses von knapp 95 Dollar an der Technologiebörse Nasdaq vom Vortag. Dort findet der Haupthandel mit den Papieren statt und dort dürfte sich vermutlich der bereits hierzulande stattfindende Kurseinbruch mit der Eröffnung der US-Börsen fortsetzen.
Marktstratege Jim Reid von der Deutschen Bank stellte fest, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs von CureVac "deutlich" hinter jenen Vakzinen vom Duo BioNTech/Pfizer sowie von Moderna zurückbleibe. Das liege möglicherweise auch daran, dass der Studie des Unternehmens etliche Varianten des Virus zugrunde gelegen hätten. Die Aktien des Konkurrenten BioNTech profitierten derweil mit einem Kursgewinn von fünf Prozent vom Fiasko für CureVac.
Im Herbst vergangenen Jahres hatten die Spekulationen um den Impfstoff von CureVac den Aktienkurs der Tübinger binnen fünf Wochen auf XETRA von gut 40 auf mehr als 120 Euro nach oben schießen lassen. Etwa zu dieser Zeit hatte CurVvac die Zulassung in der EU und in Lateinamerika ins Auge gefasst - aus der bisher aber nichts wurde. An diesem Donnerstag stand der CureVac-Kurs wieder auf dem Niveau aus der Zeit vor dieser Rally.
TÜBINGEN / FRANKFURT / BERLIN / NEW YORK (dpa-AFX / Reuters)
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