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Friday, June 25, 2021

Discounter Aldi steigt bei Frischfleisch um auf höchstes Tierwohl - agrarheute.com

Aldi Tierwohl Frischfleisch

In einer gemeinsamen Pressekonferenz, der zweiten überhaupt erst in der Firmengeschichte, kündigten Aldi Nord und Süd heute (25.6.) an, bei Frischfleisch schrittweise auf Ware der Haltungsformen 1 und 2 zu verzichten. „Wir meinen es ernst“, sagte ein Sprecher der Handelsketten. Schon im laufenden Jahr sollen 15 Prozent des Umsatzes mit Frischfleisch von Rind, Schwein, Hähnchen und Pute aus der Haltungsform 3 erzielt werden. Derzeit liegt der Umsatzanteil dieser Stufe laut Firmenangaben bei 12 Prozent.

Ab 2025 wird Aldi dann kein Frischfleisch dieser Tierarten mehr aus Haltungsform 1 verkaufen. Bis 2030 soll das Sortiment zu 100 Prozent auf Haltungsform 3 und 4 umgestellt werden.

"Nicht auf dem Rücken der Landwirte"

„Das ist der konsequenteste Schritt hin zu mehr Tierwohl, die der Handel in Deutschland je gemacht hat“, so ein Unternehmenssprecher. Das bedeute für Aldi ein hohes wirtschaftliches Risiko. Tierwohl solle in Deutschland aber eine Selbstverständlichkeit werden und für jedermann leistbar.

Zudem versicherte der Sprecher: „Wir tragen den Haltungswechsel nicht auf dem Rücken der Landwirte aus.“ Angaben zum möglichen Einfluss auf das Verbraucherpreisniveau machte das Unternehmen nicht. Klar sei aber, dass diese Haltungsformen höhere Kosten auslösten. "Höher Qualität heißt auch höhere Abnahmepreise", so der Sprecher. Allerdings wolle Aldi auch weiterhin die Preisführerschaft im Lebensmitteleinzelhandel behalten.

Aldi will mit seiner Marktmacht die Tierhaltung verändern

Laut GfK haben die beiden Aldi-Discounter in Deutschland bei Frischfleisch einen Marktanteil von 24 Prozent. Dieses Schwergewicht wollen die Unternehmen einsetzen, um den Markt in Bewegung zu setzen.

Aldi hofft, dass die Konkurrenten möglichst schnell nachziehen. "Allein werden wir es nicht schaffen", so ein Unternehmenssprecher. Aldi sei sich aber seiner Verantwortung und der "Macht der Marke" bewusst. Wenn genug andere folgten, werde sich für die Gesellschaft, die Landwirte und vor allem für das Tier etwas ändern.

Greenpeace und der Tierschutzbund spenden Aldi Beifall

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, begrüßte die Ankündigung Aldis ausdrücklich. „Aldi zeigt der Politik, wohin die Reise gehen sollte“, sagte Schröder. Die Ankündigung bringe für Landwirte Planungssicherheit, die jetzt vor Investitionen in den Stallbau stünden und mehr Tierwohl schaffen wollten. Hier sieht der Tierschutzbund Aldi in der Pflicht, höhere Standards mit entsprechenden Verträgen und Preisen zu flankieren.

Lob kam auch von Greenpeace: Der Discounter-Riese Aldi übernehme beim Thema Tierwohl die Führung. Aldis Ankündigung sei ein Meilenstein, der der ganzen Branche zeige, wo es hingehen müsse, erklärte Greenpeace-Agrarreferentin Stephanie Töwe. Die anderen Lebensmittelhändler seien nun gefragt, nachzuziehen – allen voran Edeka als Deutschlands größte Supermarktkette.

Haltungsformen 3 und 4 erforden deutlich größeres Platzangebot im Stall

Tierwohl Factsheet Aldi

Die 1. Stufe der Haltungsformkennzeichnung „Stallhaltung“ entspricht den gesetzlichen Anforderungen beziehunsgweise dem QS-Standard.

Fleisch, das mit Stufe 2 „Stallhaltung plus“ gekennzeichnet ist, muss darüber hinaus beispielsweise bei Schweinen mit einem um 10 Prozent erhöhten Platzangebot für die Tiere erzeugt werden.

Haltungsform 3 bedeutet bei Schwein mindestens 40 Prozent mehr Platz sowie Zugang zu frischer Luft oder Auslauf.

In der Haltungsform 4 "Premium" ist in der Schweinehaltung das doppelte Platzangebot gefordert zuzüglich Auslauf und Einstreu.

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