Stand: 09.06.2021 18:59 Uhr
Schwere Zeiten für Ex-VW-Chef Winterkorn. Der 74-Jährige wird wegen Falschaussage vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss angeklagt. Und er hat sich mit VW auf Schadenersatz geeinigt.
Volkswagen hat am Mittwoch bekannt gegeben, sich mit dem früheren Konzernchef Winterkorn und drei weiteren Ex-Topmanagern im Diesel-Skandal auf Schadenersatz verständigt zu haben. Winterkorn zahlt demnach die Rekordsumme von 11,2 Millionen Euro, Ex-Audi-Chef Rupert Stadler 4,1 Millionen Euro, wie der Wolfsburger Autobauer mitteilte. Die ehemaligen Entwicklungsvorstände von Audi und Porsche, Stefan Knirsch und Wolfgang Hatz, hätten sich bereit erklärt, eine Million beziehungsweise 1,5 Millionen Euro zu zahlen.
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Weitere 270 Millionen Euro kommen aus Manager-Haftpflicht
Nur der ehemalige Audi-Vorstand Ulrich Hackenberg war nicht zu einer Einigung mit Volkswagen bereit. Gegen ihn will der Konzern deshalb gerichtliche Schritte vorbereiten. Neben den Zahlungen der ehemaligen Vorstände bekommt VW auch Geld aus einer spezialisierten Haftpflichtversicherung für Manager: Von dort fließt mit weiteren rund 270 Millionen Euro der Löwenanteil.
Staatsanwalt bezichtigt Winterkorn der Falschaussage
Für Winterkorn steht nach der Einigung weiterer Ärger ins Haus. Der Berliner Staatsanwaltschaft zufolge hat der Ex-Manager 2017 im Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Abgasaffäre "bewusst falsche Angaben" gemacht. Dabei sei es um die Frage gegangen, zu welchem Zeitpunkt der damalige Vorstandsvorsitzende über den Einsatz einer Software zur Manipulation der Abgaswerte unterrichtet war, wie die Behörde am Mittwoch mitteilte.
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Wusste Winterkorn schon im Mai 2015 Bescheid?
Winterkorn habe angegeben, erst im September 2015 über solche Abschalteinrichtungen informiert gewesen zu sein. Der Anklage zufolge soll ihm jedoch bereits "seit Mai 2015 bekannt gewesen sein, dass die Motorsteuerungssoftware bestimmter VW-Kraftfahrzeuge mit einer Softwarefunktion zur Manipulation der Abgaswerte im Testbetrieb ausgestattet worden war". Dafür gebe es Beweise. Das Thema sei auch beim "Schadenstisch" - einer Runde aus Winterkorn mit Ingenieuren und Juristen zu Qualitätsproblemen - im Juli 2015 besprochen worden, so die Ermittler. Zumindest diesen Vorwurf bestätigt auch der VW-Konzern selbst.
Vorwürfe gegen VW werden seit 2015 aufgearbeitet
Der Diesel- oder auch Abgas-Betrug im Volkswagen-Konzern war im September 2015 öffentlich geworden. Der Autobauer räumte damals ein, bei bestimmten Dieselmotoren eine Software verbaut zu haben, die den Ausstoß von Stickoxid nur auf dem Prüfstand senkt, nicht aber im Straßenverkehr. Winterkorn sowie weitere ehemalige oder aktuelle Manager wurden in der Affäre bereits angeklagt oder stehen vor Gericht. Die Affäre hat VW inzwischen rund 30 Milliarden Euro - unter anderem durch Entschädigungen - gekostet. Die heute bekannt gewordenen Entschädigungszahlungen sind vor diesem Hintergrund nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
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Einigung: Winterkorn und Co. zahlen VW 17,8 Millionen Euro - NDR.de
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