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Wednesday, July 28, 2021

Geldpolitik: US-Notenbank fährt weiter lockeren Kurs – doch signalisiert erstmals mögliche Änderungen - Handelsblatt

Jerome Powell

Der Chef der US-Notenbank Fed bleibt bei seinem Kurs.

(Foto:&#160Bloomberg)

New York Jerome Powell tastet sich in Babyschritten voran. Der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hält zwar weiter an der ultralockeren Geldpolitik fest, wie er am Mittwoch mitteilte. Zum ersten Mal signalisierte er jedoch, dass eine Strategieänderung bevor stehen könnte. Die Geldpolitiker haben bei ihrer Sitzung am Dienstag und Mittwoch über einen möglichen Abbau der Anleihekäufe (Tapering genannt) diskutiert. Dabei sei es vor allem um „Timing, Geschwindigkeit und Ausgestaltung” gegangen, erklärte Powell auf einer Pressekonferenz.

Seit dem Beginn der Pandemie kauft die Fed jeden Monat Staatsanleihen im Wert von 80 Milliarden Dollar und Hypothekenanleihen, sogenannte Mortgage Backed Securities (MBS) in Höhe von 40 Milliarden Dollar. Das habe erheblich zur Stabilität der Märkte und der Wirtschaft beigetragen, bekräftigte der Notenbankchef. Die Geldspritzen sollen in voller Dosierung beibehalten werden, bis „erhebliche Fortschritte“ bei Preisstabilität und Arbeitslosigkeit erreicht sind, wie Powell im Dezember klarstellte.

Zum ersten Mal sei die Fed nun diesem Ziel nähergekommen. „Und wir werden diesen Fortschritt in den kommenden Sitzungen weiter evaluieren“, so Powell. Mit einem konkreten Fahrplan für die Reduzierung der Anleihekäufe rechnen Experten allerdings erst für den Herbst. Wie so oft lassen sich die Notenbanker nicht vorzeitig festlegen. Powell hatte angekündet, den Investoren deutlich im Voraus anzukünden, wenn eine Abkehr der derzeitigen Strategie bevorstehe.

Angesichts der rapide steigenden Coronazahlen in den USA wollen die Währungshüter noch eine Weile beobachten. Zuletzt hätten sich steigende Fallzahlen nicht mehr so deutlich auf die Wirtschaft ausgewirkt wie zu Beginn der Pandemie. „Wir haben gelernt damit zu leben“, sagte Powell und verwies auf Hausbesichtigungen, die bei Bedarf virtuell stattfinden könnten und die ausgebauten Lieferkapazitäten von Restaurants. Allerdings sei es durchaus denkbar, dass angesichts der steigenden Infektionszahlen die Rückkehr in die Schulen nach den Sommerferien in einigen Regionen verschoben werden könnte. Das wiederum könnte auch Eltern davon abhalten, an den Arbeitsmarkt zurückzukehren.

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Preise steigen weiter

Im Moment habe sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessert. „Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist sehr hoch“, sagte Powell. Auch im Dienstleistungsbereich, der besonders hart von der Krise getroffen wurde, habe sich einiges getan, auch wenn das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht sei. Die Rückkehr zur Vollbeschäftigung steht in den Kalkulationen der Fed im Mittelpunkt. Davon sei man jedoch noch ein ganzes Stück weit entfernt. Bei welcher Arbeitslosenquote Powell die Vollbeschäftigung sehe, ließ er jedoch offen.

Verbraucher und Unternehmen ,müssten sich indes darauf einstellen, dass die Inflation in den kommenden Monaten weiter steigen könnte. Insgesamt hält Powell die Effekte jedoch für „großteils vorübergehend“. Er räumte jedoch auch ein, dass die Preissteigerungen langfristiger sein könnten als zunächst gedacht. Sollte das der Fall sein, dann würde die Fed Maßnahmen ergreifen.

„Die US-Notenbanker haben heute keine wesentlichen neuen geldpolitischen Pflöcke eingerammt, aber sie signalisieren, dass ein Zurückfahren des Anleihekaufprogramms langsam, aber sicher näher rückt“, sagte LBBW-Ökonom Elmar Völker. Durch die Delta-Virusmutation drohten neue Risiken für den Konjunkturausblick, so Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe: „Sofern Konjunktur und Finanzmärkte in nächster Zeit keinen Strich durch die Rechnung machen, dürften die konkreten Tapering-Entscheidungen im vierten Quartal fallen.“ Die Umsetzung werde dann voraussichtlich das ganze Jahr 2022 in Anspruch nehmen.

Die Märkte reagierten nur minimal auf Powells Äußerungen. Die Technologiebörse Nasdaq legte leicht zu. Der breiter gefasste S&P 500 und der Leitindex Dow Jones gaben leicht nach. Die Renditen auf zehnjährige US-Staatsanliehen schlossen praktisch unverändert. „Es könnte ein Tapering ohne Tantrum gehen“, so Citigroup-Stratege Ebrahim Rahbari. Gemeint ist ein Abverkauf bei Anleihen und eine Korrektur bei Aktien. Der Begriff Taper-Tantrum entstand 2013, als die Märkte aus Furcht vor steigenden Anleiherenditen eine Art Panikattacke bekamen. Powell will das mit allen Mitteln verhindern.

Mehr: Die hohe US-Inflation ist ein gutes Zeichen, kommentiert Frank Wiebe

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