Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer legt für den ohnehin schon teuren Glyphosatrechtsstreit in den USA weitere Milliarden auf die Seite. Für das zweite Quartal 2021 werde eine zusätzliche Rückstellung in Höhe von brutto 4,5 Milliarden US-Dollar vor Steuern und Abzinsung gebildet.
Man wolle »mögliche langfristige Risiken abbilden«, so die Begründung des Konzerns für die Milliardenrückstellung. Es sei möglich, dass das oberste US-Gericht, der Supreme Court, einen möglicherweise wegweisenden Fall gar nicht zur Verhandlung annimmt – oder im Sinne des Klägers urteilt. In diesem Fall will der Konzern ein eigenes Programm aufsetzen, um mit weiteren Klagen in der Causa Glyphosat umzugehen. Gleichwohl zeigte sich der Konzern zuversichtlich, dass der Supreme Court ein für das Unternehmen vorteilhaftes Urteil fällt.
Konzernchef Werner Baumann setzt große Hoffnungen auf die Entscheidung des obersten US-Gerichts. Dabei geht es um den Fall des Klägers Edwin Hardeman, der Glyphosat für seine Krebserkrankung verantwortlich macht. Ihm wurden bereits insgesamt rund 25 Millionen Dollar Schadensersatz zugesprochen. Bayer ging bereits mehrfach in Berufung gegen das Urteil und will seinen Antrag auf Überprüfung des Hardeman-Falls vor dem Supreme Court nun im August einreichen, eine endgültige Entscheidung sei dann vermutlich 2022 zu erwarten. Von einem für Bayer positiven Urteil versprechen sich die Leverkusener eine Signalwirkung.
Nur drei Fälle wurden bislang vor Gerichten verhandelt, alle drei hat der Dax-Konzern verloren. Das mit dem Kauf des US-Unternehmens Monsanto übernommene Glyphosat-Problem macht dem Konzern schwer zu schaffen. In den USA hatten über 125.000 Kläger Ansprüche auf Schadensersatz angemeldet.
Das Management von Bayer versucht, einen Schlussstrich unter den milliardenteuren Rechtsstreit über das Unkrautvernichtungsmittel zu ziehen. So wurde in einem umfangreichen Vergleich der Umgang mit bereits vorliegenden Klagen geregelt, wovon laut Angaben vom Mai 96.000 Fälle endgültig beigelegt sind. Offen ist dagegen weiterhin der Umgang mit künftigen Klagen. Hierfür hatte Bayer jüngst einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt, nachdem ein Richter vorherige Lösungsvorschläge abgelehnt hatte.
Alles in allem hatte Bayer für das Gesamtpaket bisher mehr als elf Milliarden Dollar vorgesehen, zu denen nun weitere 4,5 Milliarden hinzukommen.
Rechtsstreit in den USA: Bayer stellt weitere 4,5 Milliarden für Glyphosat-Klagen zurück - DER SPIEGEL
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