Strebt Facebook mit dem Metaverse mal wieder eine Monopolstellung an? Das geht zumindest aus einem früheren Firmenmemo hervor.
Hinter der geplanten Entwicklung des sogenannten Metaversum durch den IT-Konzern Facebook soll angeblich auch ein ausführliches Memo von Jason Rubin stecken. Wie der US-Sender CNBC berichtete, sendete Rubin die 50-seitige Präsentation im Jahr 2018 an die Facebook-Spitze. Darin soll Rubin die Entwicklung eines virtuellen "Metaverse" als Voraussetzung für den Erfolg von virtueller Realität beschrieben habe. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat in der vergangenen Woche angekündigt, dass die bisherigen Facebook-Dienste unter der Holding Meta subsumiert werden.
Rubin hat das inzwischen zu Sony gehörenden Entwicklerstudio Naughty Dog gegründet und wechselte 2014 zum VR-Brillen-Entwickler Oculus, der im selben Jahr von Facebook gekauft wurde. Sein Titel bei Meta lautet nun Vizepräsident für Metaverse-Inhalte. Rubin schickte das Memo damals unter anderem an den Softwareentwickler und Investor Marc Andreessen sowie den Chef von Facebooks Hardware-Abteilung, Andrew Bosworth.
In seinem Memo von 2018 konstatiert Rubin, dass die Nutzung der virtuellen Realität noch nicht über Erstanwender und Pioniere hinausgekommen sei. Der durchschnittliche Verbraucher warte noch auf den Tag, an dem die Technik "voll ausgereift" sei. "Wir glauben, dass 'voll ausgereift' das Metaverse bedeutet", schrieb Rubin damals. Nur eine geballte Einführung werde die Aufmerksamkeit der VR-Zweifler und "VR-vielleicht-morgen-Leute" auf sich ziehen.
Es soll nur ein Metaverse geben
Dem Memo zufolge soll Facebook in der virtuellen Welt ebenso eine Quasi-Monopolstellung anstreben, wie ihm das bei den sozialen Netzwerken gelungen ist. "Das erste Metaverse, das wirklich an Fahrt gewinnt, wird wahrscheinlich das letzte sein", schrieb Rubin. "Wir müssen zuerst handeln und groß werden, oder wir riskieren, einer dieser Möchtegerns zu sein."
Dabei habe Facebook das Potenzial, Konkurrenten wie Google, Apple, Sony, HTC und Valve effektiv aus dem VR-Markt auszuschließen. Facebook solle deshalb auch nicht mit anderen Anbietern kooperieren, sondern der Ort werden, an dem alle Benutzer ihre virtuellen Erfahrungen machten. "Lasst uns das Metaverse nicht mit dem Plan aufbauen, anderen Plattformen zu helfen, Nutzer zu gewinnen und an sich zu binden", schrieb Rubin damals und fügte hinzu: "Lasst uns das Metaverse bauen, um sie davon abzuhalten, überhaupt auf sinnvolle Weise im VR-Geschäft zu sein."
Rubin bestätigte auf Anfrage von CNBC die Urheberschaft für das Memo. Nun strebe das Unternehmen jedoch an, das Metaversum offen und interoperabel zu betreiben und es nicht nur auf eine Firma einzuschränken.
Einnahmen auch durch virtuelle Waffenverkäufe
Dem Konzept zufolge soll ein typischer Nutzer mehr und mehr Zeit im Metaverse verbringen. Das solle auch durch die Integration von Diensten wie Netflix, Instagram oder Facebook ermöglicht werden. Rubin rechnet dabei mit einem Verkauf von 100 Millionen Metaverse-Geräten in den ersten zehn Jahren, von denen die Hälfte von Oculus produziert worden sein soll. Weitere zehn Jahre später soll das Metaversum so populär sein wie Fernsehen in den 1990er Jahren oder Facebook in den vergangenen Jahren.
Am wichtigsten für Facebook: "Der Nettoumsatz nach der Bezahlung der Entwickler beträgt Milliarden pro Jahr", schrieb er. Das Geld stamme unter anderem aus dem Verkauf von virtuellen Immobilien, Waffen und Statussymbolen. Weitere Einnahmen sollten - selbstredend bei Facebook - aus dem Verkauf von Werbeanzeigen kommen.
"Schrecken und Ehrfurcht" hervorrufen
Eine wichtige Empfehlung des Memos beherzigte Facebook-Chef Mark Zuckerberg am Ende jedoch nicht. Nach Ansicht Rubins sollte das Unternehmen das Metaverse nicht ankündigen, solange es noch kein fertiges Produkt vorzuweisen habe. Stattdessen müsse die Präsentation "Schrecken und Ehrfurcht" hervorrufen. Ein Ausdruck, der zwölf Mal in dem Memo auftauchen soll.
Diesen Shock-and-awe-Moment hat es am vergangenen Donnerstag jedoch nicht gegeben. Vielmehr glauben viele Beobachter, dass Zuckerberg mit der Umbenennung des Facebook-Konzerns in Meta von der aktuellen Debatte um die schädliche Wirkung des Unternehmens ablenken will.
Facebook: Was hinter den Plänen zum Metaverse stecken soll - Golem.de - Golem.de
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