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Tuesday, October 5, 2021

Rückgang der Neuzulassungen: Die Verlierer der deutschen Autokrise - WELT

Der Autohersteller BMW hat seinen ewigen Konkurrenten Mercedes-Benz in Deutschland bei den Neuzulassungen überholt. Die Münchner brachten seit Jahresbeginn rund 171.450 Fahrzeuge im Heimatmarkt auf die Straße, Mercedes dagegen 165.780. Insgesamt ist der Automobilmarkt in Deutschland seit Jahresbeginn gegenüber dem sehr niedrigen Niveau des Corona-Jahres 2020 um weitere 1,2 Prozent geschrumpft, zeigen aktuelle Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA).

Nach Zuwächsen im Frühjahr sind Produktion und Absatz im dritten Quartal eingebrochen. Der Grund dafür ist der akute Mangel an Halbleitern, der weltweit die Fahrzeugproduktion bremst. Alle Unternehmen sind davon betroffen – allerdings unterschiedlich stark.

Extrem war der Einbruch im gerade abgelaufen im September. Die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen einen Rückgang der Neuzulassungen um ein Viertel gegenüber dem Vorjahresmonat. Laut der Statistik des Verbands der Automobilindustrie (VDA) wurden im September in Deutschland nur 208.700 Neufahrzeuge produziert, ein Rückgang um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, der noch geprägt war von den Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. „Lieferengpässe bei Halbleitern waren im abgelaufenen Monat erneut das bestimmende Produktionshindernis“, stellt der VDA fest.

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Saisonbereinigt sei zwar ein leichter Anstieg gegenüber dem Jahrestief im August festzustellen, schreibt Ralph Solveen, Ökonom bei der Commerzbank. Allerdings hatten einige Hersteller die Werksferien weit in den August hinein verlängert. Die Folge aus Solveens Sicht: „Die Industrie wird die Erholung der deutschen Wirtschaft weiterhin spürbar bremsen.“

Die aktuellen KBA-Zahlen zeigen, wie unterschiedlich die Automobilhersteller von der Krise betroffen sind. Besonders hart hat es Mercedes-Benz getroffen. Kein anderer deutscher Hersteller hat auch nur annähernd so viele neue Zulassung im Heimatmarkt verloren.

Das Minus beträgt seit Jahresbeginn 19,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, im September fielen die Neuzulassungen um knapp 50 Prozent unter den Vorjahreswert. Die Marke Volkswagen kam in dem Monat auf ein Minus von 23,3 Prozent. Aktuell ist sie von massiven Produktionsausfällen betroffen, sodass der Oktober-Wert kaum besser werden wird.

Beeindruckend stabil sind dagegen die Zahlen von BMW. Die Münchner verzeichnen gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Neuzulassung-Plus in den ersten neun Monaten. Den für andere verheerenden September schließen sie mit einem Minus von 18,7 Prozent ab. Nach Ansicht von Experten hat BMW seine Lieferkette deutlich besser im Griff als die anderen internationalen Hersteller.

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Für Arndt Ellinghorst, Analyst bei der Investmentbank Bernstein, sind die Münchner „Klassenbester“ im Lieferketten-Management. „Es geht ihnen wesentlich besser als den anderen Herstellern“, sagte er auf einer Konferenz mit Investoren. Der Vorsprung reicht einige Jahre zurück: BMW strebt schon viel länger als die Konkurrenz Nachhaltigkeit in der eigenen Lieferkette an. Die Bayern kennen ihre Lieferanten und vor allem deren Sub-Lieferanten offensichtlich deutlich besser, als das VW oder Mercedes tun.

So konnten sie im vergangenen Jahr den drohenden Mangel an Halbleitern einige Wochen früher erkennen als die Einkaufsabteilungen der Konkurrenten, vermutet ein ranghoher Manager eines anderen Konzerns. Dieser Vorsprung zahlt sich für BMW nun aus. Vergangene Woche erhöhte das Unternehmen seine Gewinnprognose für das laufende Jahr auf eine Marge von 9,5 bis 10,5 Prozent. Im Wettlauf mit Mercedes-Benz lag BMW im vergangenen Jahr in Deutschland mit rund 241.000 Neuzulassungen gegenüber 303.000 Mercedes-Neuwagen deutlich auf dem zweiten Rang.

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Völlig unbeeindruckt von der Halbleiterkrise erscheinen die Zahlen des US-Elektroautoherstellers Tesla. Der weltweite Absatz des Unternehmens stieg im dritten Quartal auf 241.300 Fahrzeuge. Ellinghorst vermutet, dass Tesla seine Bestellungen bei den Chipherstellern im vergangenen Jahr nicht reduziert hat – anders als die großen Konkurrenten, die wegen des Corona-Produktionseinbruchs alle Einkaufsmengen verringert haben. Das Unternehmen von Elon Musk profitiert auch davon, dass es im wachsenden Elektro-Segment des Automobilmarkts unterwegs ist.

Die Absatzchance trifft nur Diesel- und Benzinfahrzeuge. Die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen (inklusive Plug-in-Hybriden) liegen seit Jahresbeginn um 134 Prozent über den ersten neun Monaten des Vorjahrs. Das zeigen Daten des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK). Demnach machten diese Fahrzeuge im September 29 Prozent der neu zugelassenen Pkw im Land aus.

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Eine Erholung der Zahlen ist im nächsten Monat nicht zu erwarten. Im Gegenteil: die Halbleiterkrise trifft nun Europas größten Automobilhersteller Volkswagen mit voller Wucht. Das Stammwerk in Wolfsburg steht bis Mitte des Monats still. Auch die Nummer zwei in Europa, Stellantis, wird dann deutlich weniger produzieren.

Das Opelwerk in Eisenach hat der Konzern bis Ende des Jahres stillgelegt, die Mitarbeiter gehen in Kurzarbeit. Dennoch hat Stellantis seinen Marktanteil in Deutschland kräftig gesteigert. Das liegt allerdings zum Großteil an einem statistischen Effekt: Im vergangenen Jahr waren die Zulassungszahlen von Opel wegen Modellwechseln und eines Sparkurses weit unter die Werte früherer Jahre gefallen. Jetzt erholt sich die Marke wieder.

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Allein der Absatz von Elektrofahrzeugen dürfte auch in den kommenden Monaten spürbar anziehen. Grund dafür sind einerseits die üppigen staatlichen Subventionen, die es den Herstellern erlauben, hohe Preise für die Wagen zu verlangen. Andererseits müssen die Konzerne ihre Flottenziele beim CO2-Ausstoß erreichen, die ihnen von der EU gesetzt wurden. Das tun sie am besten, indem sie mehr Elektroautos verkaufen.

Die Wagen gehen in die Flottenstatistik mit einem Emissionswert von null ein, für Plug-in-Hybride werden 50 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer angesetzt. Beides hilft enorm, um den durchschnittlichen Flottenwert von 95 Gramm pro Kilometer zu erreichen – und hohe Strafen zu vermeiden.

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