Stand: 04.11.2021 12:45 Uhr
In Wolfsburg haben sich Tausende VW-Beschäftigte versammelt, um mehr über die Krise im Stammwerk zu erfahren. Betriebsratschefin Cavallo betonte, dass ein Umbau nur mit der Belegschaft infrage komme.
"Hier ist nicht ein Mensch zu viel an Bord", sagte Daniela Cavallo nach Angaben eines Betriebsratssprechers vor den Beschäftigten. Nicht eine Stelle sei zusätzlich verhandelbar. Konzernvorstand Herbert Diess solle seine Spekulationen über einen Stellenabbau beenden, diese seien "inhaltlicher Unfug" und verunsicherten die Belegschaft nur. Vielmehr solle er gemeinsam mit dem Betriebsrat nach Lösungen für die Zukunft suchen. "Den Wandel gibt es nur mit VW-Kultur", stellte die die Konzern- und Gesamtbetriebsratschefin dabei klar. Die Belegschaftsvertretung sei ein unverzichtbarer Teil für die Zukunftsfähigkeit des gesamten Unternehmens. Zudem machte Cavallo Diess sowohl für die schwache Auslastung des Werkes in Wolfsburg als auch den Mangel an Halbleitern verantwortlich. Bislang gebe es vonseiten des Vorstands keine konkreten Lösungsvorschläge, so die Betriebsrätin.
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Cavallos Ziel: Stammwerk soll Motor des Konzerns bleiben
Mit Blick auf die Zukunft des Standorts Wolfsburg setzte Cavallo eine klare Zielmarke: "Mein Anspruch ist, dass unser Stammwerk auch in Zukunft der Motor für den Konzern ist." Dafür sei es entscheidend, die modernste Produktion, das beste Personal und den größten Pioniergeist zu bündeln. "In der Fertigung müssten Effizienz und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen, an deren Ende die größten Stückzahlen des Konzerns stehen", so Cavallo weiter. Sie bekräftigte in dem Zusammenhang die Bedeutung eines weiteren Elektro-Modells - vor dem "Trinity" ab 2026.
Auch Diess sieht Chancen für VW-Zentrale als Aushängeschild
Konzernchef Diess wiederum verwies in seiner Rede darauf, dass VW besser als andere durch die Corona-Krise gekommen sei. Er räumte nach Informationen von NDR Niedersachsen aber ein, dass Volkswagen bei der Versorgung mit Halbleitern nur im Mittelfeld liege. Aus seiner Sicht habe die VW-Zentrale gute Chancen, "wieder zum Aushängeschild für Autoproduktion" zu werden. Doch dazu müsse das Projekt "Trinity" unbedingt ein Erfolg werden. Volkswagen müsse seine Konkurrenz genau im Blick behalten. Der US-Autobauer Tesla steht kurz vor dem Start seiner neuen "Gigafactory" für Elektroautos bei Berlin. "Der nächste 'Golf' darf kein Tesla sein. Der nächste 'Golf' darf nicht aus China kommen", sagte Diess.
Manager meidet in puncto Stellenabbau konkrete Zahlen
Auch auf die Ängste vor einem weiteren Arbeitsplatzabbau ging Diess ein - ohne dabei die zuletzt ins Spiel gebrachte Zahl von 30.000 Stellen aufzugreifen. "Ich möchte, dass Ihre Kinder und Enkelkinder auch nach 2030 noch einen sicheren Job hier bei uns in Wolfsburg haben können", sagte er. Allerdings würden die heute bestehenden Jobs innerhalb der kommenden zehn bis 15 Jahre sicher weniger - "vor allem in der Verwaltung auf Konzernebene, aber auch in der Produktion und in der Entwicklung". Gleichzeitig komme aber neue und andere Arbeit hinzu, so Diess laut seinem Redetext.
Weil und Metall-Chef Hofmann vertreten Aufsichtsrat
Zu der Versammlung erwartete die Belegschaftsvertretung auch zwei Mitglieder des Aufsichtsratspräsidiums. Neben Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann sein Kommen angekündigt. Angesichts der angespannteren Corona-Lage wurde die Betriebsversammlung als kleinere "Belegschaftsinformation" umorganisiert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten sich die nicht öffentliche Veranstaltung demnach auch im Intranet per Livestream anschauen.
Kritik am Führungsstil von Diess
Der unter Druck geratene Diess wollte statt der Einladung zur Versammlung zu folgen, zunächst einen Termin mit Investoren in den USA wahrnehmen. Nach heftiger Kritik von Betriebsratschefin Cavalllo kündigte er aber sein Erscheinen an. Bereits seit Längerem brodelt es intern: Diess steht seit Wochen unter anderem wegen seines Kommunikationsstils in der Kritik. Kern des Streits ist das von Diess geforderte Tempo beim Umbau des Volkswagen-Konzerns hin zur Elektromobilität.
Weitere Informationen
Diess unter Druck: VW informiert heute zur Lage in Wolfsburg - NDR.de
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