In der Corona-Krise pumpt die US-Notenbank Milliarden in Anleihekäufe, um die Wirtschaft anzukurbeln. Doch damit ist nun Schluss. Ab diesem Monat werden die Hilfsprogramme deutlich zurückgefahren.
Die US-Notenbank leitet angesichts hoher Inflation und soliden Wirtschaftswachstums den Ausstieg aus ihren enormen Hilfsprogrammen zur Bewältigung der Corona-Krise ein. Die Federal Reserve (Fed) kündigte für November eine Reduzierung ihrer konjunkturstützenden Wertpapierkäufe im derzeitigen Volumen von 120 Milliarden Dollar pro Monat um 15 Milliarden Dollar an. Mit dem Programm pumpt die Fed zusätzliches Geld in die Finanzmärkte, um die Kreditzinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln.
"Der Startschuss für das Tapering ist gefallen. Läuft alles nach Plan, dürfte dieses Mitte 2022 beendet sein", sagte Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Das allmähliche Zudrehen des Geldhahns bedeutet eine geldpolitische Trendwende. Das Ende der Zukäufe gilt als Voraussetzung für eine Zinserhöhung. Zwar beließen die Währungshüter den Leitzins in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Doch signalisierten sie bereits im September, dass es nächstes Jahr eine Erhöhung geben könnte.
Der Leitzins könnte den Projektionen zufolge bis Ende 2023 auf ein Prozent steigen, erläutert Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank: "Die Fed scheint es eilig zu haben. Die rasche wirtschaftliche Erholung und die gestiegenen Inflationsrisiken schlagen sich also durchaus im angedachten geldpolitischen Kurs nieder."
"Wir rechnen aktuell mit einem ersten Zinsschritt im vierten Quartal 2022", sagte LBBW-Analyst Elmar Völker. "Sollte der Inflationsdruck jedoch hartnäckiger als gedacht bleiben, dann könnte sich sowohl der Ausstieg aus den Anleihekäufen als auch der Weg zu steigenden Leitzinsen merklich verkürzen."
Ende der Hilfen bereits im Juni 2022 möglich
Die geldpolitischen Entscheidungen waren an den Finanzmärkten so erwartet worden, die Fed hatte Anleger bereits entsprechend vorbereitet. Die Drosselung der Anleihekäufe dürfte in den kommenden Monaten schrittweise in gleicher Größenordnung weitergehen, so dass das Programm im Juni 2022 auslaufen würde. Die Währungshüter behalten sich jedoch vor, das Tempo je nach wirtschaftlicher Entwicklung bei Bedarf anzupassen. Die US-Aktienmärkte reagierten zunächst gelassen auf die geldpolitischen Beschlüsse.
Die Fed hatte auf die Corona-Krise mit einer extremen Lockerung ihrer Geldpolitik reagiert. Doch inzwischen ist die Notenbank unter Druck, einen Gang herunterzuschalten. Die US-Inflationsrate legte im September auf 5,4 Prozent zu und erreichte damit - wie schon im Juni und Juli - das höchste Niveau seit 2008. Die Teuerung liegt damit deutlich über dem Fed-Zielwert von zwei Prozent. Angesichts hoher Energiepreise und anhaltender Lieferprobleme im Welthandel wird immer deutlicher, dass die erhöhte Inflation kein - wie von der Fed zunächst angenommen - relativ rasch vorübergehendes Phänomen ist.
Unterdessen hat sich die US-Wirtschaft weitgehend von der Krise erholt. In den Sommermonaten verlor das Wachstum zwar wegen Lieferengpässen in der Industrie und steigender Corona-Fallzahlen wieder deutlich an Schwung. Doch kritisch scheint die Lage nicht mehr. So beschleunigte sich etwa der Stellenaufbau in der Privatwirtschaft laut Daten des Arbeitsmarktdienstleisters ADP im Oktober unerwartet. Mit Spannung wird der breiter gefasste Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag erwartet. Im September war die Arbeitslosenquote in den USA auf 4,8 Prozent gefallen.
Fed fährt Anleihenkäufe zurück: US-Notenbank drosselt Konjunkturhilfen - n-tv NACHRICHTEN
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