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Sunday, November 7, 2021

Paxlovid: Dieses Medikament könnte einen Rekord aufstellen - ZEIT ONLINE

Dieses Medikament könnte einen Rekord aufstellen – Seite 1

Das ging schnell. Schon im zweiten Jahr nach der Entdeckung des gänzlich neuen Erregers Sars-CoV-2 haben Forschende ein Medikament maßgeschneidert, das Covid-19-Erkrankten tatsächlich entscheidend helfen könnte. Paxlovid vom US-Pharmaunternehmen Pfizer hat in einer Studie zwischen acht und neun von zehn Personen vor einem Krankenhausaufenthalt bewahrt. Das zumindest geht aus einer Pressemitteilung hervor, die Pfizer am Freitag veröffentlicht hat.

Derzufolge wurde Paxlovid bisher an 1.993 Personen getestet, die sich infiziert hatten und ein hohes Risiko besaßen, mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden zu müssen. Ziemlich genau die Hälfte davon bekam das Medikament, der anderen Hälfte wurde ein Placebo verabreicht. Die beiden Gruppen wurden während der Studie noch einmal unterteilt: Die erste erhielt ihre Therapie bereits drei Tage nach dem Beginn der Covid-19-Symptome, die andere Gruppe zwei Tage später.

Der Zeitpunkt einer Therapie gegen Infektionen kann wichtig sein. In diesem Fall schnitt das Medikament in den einzelnen Gruppen allerdings ähnlich ab. Während neun der Personen, denen das Medikament verabreicht wurde, im Krankenhaus behandelt werden mussten, waren es 68 unter jenen, die ein Placebo bekommen hatten.

17 Tote in der Placebogruppe

Keine einzige Person, die das Medikament bekam, war in den 28 Tagen, die die Studie bisher andauerte, an Covid-19 gestorben. In der Placebogruppe gab es 17 Tote. Zusammengerechnet ergab sich aus diesen Daten eine Reduktion von 89 Prozent, wenn es um das Risiko für eine Krankenhauseinweisung geht und das Medikament schon nach drei Tagen verabreicht wurde. Waren zwischen Symptombeginn und Therapie fünf Tage vergangen, lag die Risikoreduktion bei 85 Prozent. Der Schutz vor dem Tod liegt offenbar noch höher.

Der Mitteilung zufolge wurde die Aufnahme von weiteren Versuchspersonen in die Studie nun unterbrochen; eigentlich war geplant, dass etwa 3.000 Personen daran teilnehmen sollten. Pfizer werde die Daten an die US-Arzneimittelbehörde weitergeben, die bereits mit der Überprüfung für eine Zulassung begonnen hat. Ein derartiges Vorgehen ist üblich, wenn sich abzeichnet, dass ein Medikament gute Ergebnisse erzielt. Mit dem Wissen, dass es tatsächlich effektiv vor schwerer Krankheit oder dem Tod schützen kann, wäre es ethisch nicht mehr vertretbar, Infizierten ein Placebo zu verabreichen.

Derart zielgerichtete Medikamente sind schwer zu entwickeln

Dieser Behandlungserfolg ist beachtlich. Zwar ist Pfizer nicht das erste Unternehmen, dass ein Medikament gegen Covid-19 nach eigenen Angaben erfolgreich getestet hat. In den vergangenen Wochen wurde über eine Handvoll von vielversprechenden Kandidaten berichtet, darunter Molnupiravir vom US-Pharmaunternehmen Merck & Co. Doch lassen die ersten Ergebnisse auf eine vergleichsweise hohe Wirksamkeit schließen. Und Paxlovid ist in einem weiteren Punkt besonders: Es wurde in unter zwei Jahren eigens gegen das Coronavirus entwickelt. Bisher wurden überwiegend Medikamente an Corona-Kranken getestet, die eigentlich für andere Zwecke entwickelt worden waren – ein bekanntes Beispiel ist Remdesivir.

"Das ist eine bemerkenswerte Leistung"

"Das ist Geschwindigkeitsrekord – und ich denke, dass dieser nur sehr, sehr schwer zu brechen sein wird", schrieb der Medikamentenforscher Derek Lowe in einem Blogbeitrag für das Science-Magazin. Das Mittel sei so schnell entwickelt worden, wie man es für so ein maßgeschneidertes Medikament überhaupt je erwarten könne. "Das ist eine bemerkenswerte Leistung."

Dass Fachleute so beeindruckt sind, liegt an der Tatsache, dass man die Mechanismen, mit denen ein Virus Menschen infiziert – also in Zellen eindringt, sich darin vermehrt und anschließend weitere Zellen befällt –, sehr genau erforschen muss, um ein passgenaues Medikament zu entwickeln. So etwas braucht viel Zeit und ist oft deutlich aufwendiger, als einen Impfstoff zu erstellen. Da muss man nämlich vor allem herausfinden, auf welche Strukturen an der Oberfläche das Immunsystem reagiert, um den Körper vor einer echten Infektion zu warnen. Für Medikamente müssen Wissenschaftlerinnen das Virus besser verstehen: etwa, wie der Erreger an winzige molekulare Strukturen an Zellen andockt, um einzudringen. Oder welche Enzyme es nutzt, um Milliarden Kopien von sich selbst erstellen zu lassen. Anschließend – und das ist die nächste große Aufgabe – müssen die Entwickler noch ein Mittel finden, das den Erreger dabei stört.

Das hat ein Forscherteam nun wohl geschafft: Bei PF-0732132, dem Wirkstoff in Paxlovid, handelt es sich um einen sogenannten Proteasehemmer: Er hindert ein Enzym, die Protease-3CL, an seiner Arbeit, wodurch ein wichtiger Teil der Vermehrungskettenreaktion von Sars-CoV-2 unterbrochen wird. Gegeben wird es mit Ritonavir, einem weiteren Wirkstoff, der dafür sorgen soll, dass PF-0732132 vom Körper langsamer abgebaut wird und somit länger wirken kann.

Und wie schon Molnupiravir hat das Mittel von Pfizer einen weiteren Vorteil: Es kann als Tablette eingenommen werden. Das macht es einfacher, schon früh nach Symptombeginn und schon von Zuhause aus mit der Therapie zu beginnen. So können viele Krankenhauseinweisungen von Hochrisikopatientinnen direkt verhindert werden – was eine enorme Entlastung des Gesundheitssystems bedeuten würde.

Noch sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen

Dass mittlerweile einige Medikamentenkandidaten vielversprechende Ergebnisse zeigen, ist eine gute Nachricht. Noch sollte man die Ergebnisse zu Paxlovid allerdings mit Vorsicht genießen: Sie wurden weder mit wissenschaftlichem Gutachten in einer Fachzeitschrift veröffentlicht noch von einer Zulassungsbehörde geprüft. Wichtig wird auch die Bewertung sein, wie sicher das Medikament für die Infizierten ist. Bisher beobachtete Nebenwirkungen hätten "geringe Intensität", heißt es bisher in der Pressemitteilung. Aber auch dazu fehlen noch wichtige Details, um den Erfolg endgültig bewerten zu können.

Für all jene, die etwa wegen einer Erkrankung oder Medikamenten immungeschwächt sind, bedeutet er dennoch eine überlebenswichtige Hoffnung. Im Gegensatz zum Rest der Gesellschaft wirkt das effektivste Mittel, das man gegen ein Virus entwickeln kann, bei ihnen nur schlecht: die Impfstoffe. Jetzt, wo es auf den Winter zugeht und die Infektionszahlen höher steigen dürften als jemals während dieser Pandemie, steigt für sie auch das Infektionsrisiko weiter. Und damit die Wahrscheinlichkeit, ernsthaft zu erkranken. Je schneller die Zulassungsbehörden wirksame Medikamente gegen Covid-19 gründlich prüfen können, desto mehr Menschenleben können gerettet werden.

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