Stand: 01.11.2021 11:31 Uhr
Beim Online-Verhandhändler Amazon kommt es im Streit mit der Gewerkschaft ver.di erneut zu Arbeitsniederlegungen. Mit Streiks an sieben Standorten will sie erreichen, dass der Konzern Flächentarifverträge anerkennt.
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat ihre Mitglieder in sieben Versandzentren von Amazon zu Streiks aufgerufen. Verdi verlangt von Amazon, die Entgelterhöhungen der in den vergangenen Wochen erzielten Tarifabschlüsse im Einzelhandel "umgehend" an die Amazon-Beschäftigten weiterzugeben. "Es kann nicht angehen, dass sich ein milliardenschwerer multinationaler Konzern dumm und dusselig verdient und sich dennoch weigert, den Beschäftigten die Lohnsteigerungen zukommen zu lassen, die andere Unternehmen der Branche den Kolleginnen und Kollegen zahlen", kritisierte Orhan Akman, ver.di-Bundesfachgruppenleiter für den Einzel- und Versandhandel.
Der lang anhaltende Konflikt über Löhne und Arbeitsbedingungen bei dem US-Konzern flammt damit wieder auf. Ver.di rief für heute die Beschäftigten in Leipzig sowie an zwei Standorten im hessischen Bad Hersfeld zu Arbeitsniederlegungen auf. Die dortigen Mitarbeiter sollten zusätzliche Aufgaben der Standorte im In- und Ausland übernehmen, an denen durch den Feiertag Allerheiligen in einigen Bundesländern und Nachbarländern nicht gearbeitet wird. Mit Beginn der ersten Arbeitsschicht in der kommenden Nacht sind dann laut ver.di auch Beschäftigte an den Standorten in Werne, Rheinberg, Koblenz und Graben zu Streiks aufgerufen.
Jahrelanger Konflikt
Die Gewerkschaft fordert seit mehr als acht Jahren von Amazon, die Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels anzuerkennen sowie einen Tarifvertrag für gute und gesunde Arbeit abzuschließen. "Falls Amazon gehofft haben sollte, dass uns die Luft ausgeht, haben sich die Manager getäuscht", hieß es von ver.di. Die Dauer der Streiks sei noch offen, sagte ein ver.di-Sprecher.
Amazon erwartet keine Auswirkungen auf die Kundinnen und Kunden. Der US-Konzern hat allein 17 Logistikzentren in Deutschland. Allerdings beliefert er seine Kunden je nach Verfügbarkeit der Produkte auch von seinen Standorten im europäischen Ausland aus. Pakete können so aus Polen und im Extremfall sogar aus den USA kommen.
Unternehmen spricht von "exzellenter Bezahlung"
Ein Amazon-Sprecher erklärte, dass der Konzern "eine exzellente Bezahlung, exzellente Zusatzleistungen und exzellente Karrierechancen" biete. Die Einstiegslöhne für alle Logistikbeschäftigten betragen demnach seit Sommer mindestens zwölf Euro brutto pro Stunde "plus Extras". Nach 24 Monaten verdienten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Schnitt 2750 Euro brutto im Monat.
Amazon habe unter dem Druck der Streiks die Löhne in den vergangenen Jahren mehrfach erhöht, teilte ver.di mit. Trotzdem zahle der Konzern weniger als vergleichbare tarifgebundene Unternehmen.
Der Konzern aus Seattle hatte in der vergangenen Woche seine Quartalszahlen vorgelegt. Dabei berichtete der neue Vorstandschef Andy Jassy von vielen Neueinstellungen und auch von Personalnot. So verursacht es bei dem Unternehmen immer mehr Kosten, auch bei Engpässen an bestimmten Standorten lieferfähig zu bleiben. Allein im dritten Quartal stellte der Konzern 133.000 neue Mitarbeiter ein. Insgesamt beschäftigt er jetzt fast 1,5 Millionen Voll- und Teilzeitkräfte - rund 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Kosten steigen schneller als die Umsätze, entsprechend fällt der Amazon-Gewinn.
Streit um Löhne: Neue Streiks bei Amazon | tagesschau.de - tagesschau.de
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