Marktbericht
Stand: 03.12.2021 22:15 Uhr
Zum Wochenschluss haben sich die Anleger an den US-Börsen auf breiter Front von Aktien verabschiedet. Vor allem die Technologiebörse Nasdaq geriet wegen Corona-Ängsten in schweres Fahrwasser.
Ein Ausverkauf bei Technologieaktien hat die Stimmung an den US-Börsen zum Wochenschluss getrübt. Anleger scheuten angesichts der weltweiten Verbreitung der Corona-Mutation Omikron und einer hohen Inflation Risiken und verkauften Aktien. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor hingegen nur leicht und notierte am Ende um 0,17 Prozent tiefer bei 34.580 Punkten.
Die Technologiebörse Nasdaq gab deutlich stärker nach, auch wenn sie im späten Geschäft die Verluste noch etwas eingrenzen konnte. Am Schluss stand ein Minus von 1,92 Prozent auf 15.085 Punkte zu Buche. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 musste herbe Verluste von 1,74 Prozent hinnehmen, er ging letztlich bei 15.712 Zählern aus dem Handel. Bei den Tech-Indizes gab es nach dem guten Start damit heute extreme Tagesschwankungen von rund 500 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 sackte um 0,84 Prozent auf ab 4538 Zähler ab.
Die Kurse von US-Staatsanleihen haben nach einem kaum veränderten Start hingegen zugelegt. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg im späten Handel um 0,66 Prozent auf bei 132,11 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere sank deutlich auf 1,35 Prozent.
US-Arbeitsmarkt kommt nur schleppend voran
Schwächer als erwartet ausgefallene November-Daten vom Arbeitsmarkt hatten den Aktienmarkt im frühen Geschäft noch gestützt und den Dow bis auf ein Tageshoch von 34.801 Punkten getrieben. Aber die Daten erwiesen sich auf den zweiten Blick als schwierig zu interpretieren.
Konkret entstanden lediglich 210.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft, wie die Regierung heute in Washington mitteilte. Experten hatten mit 550.000 gerechnet. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote fiel zugleich auf 4,2 von zuvor 4,6 Prozent und damit deutlicher als von Experten erwartet.
Der Arbeitsmarkt ist damit weiter auf dem Weg der Besserung nach dem massiven personellen Aderlass zu Beginn der Pandemie-Krise in den USA im Frühjahr 2020. Doch der personelle Aderlass zu Beginn der Pandemie in den USA im Frühjahr 2020 wirkt nach: Der Verlust an Jobs gegenüber dem Vorkrisenniveau beläuft sich laut Experten auf noch immer knapp vier Millionen Stellen. "Der Arbeitsmarktbericht bringt die Fed in die Bredouille", meint Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Denn der Arbeitsplatzaufbau komme nicht recht voran.
Notenbankchef Jerome Powell erklärte jüngst, die Wirtschaft sei sehr stark und zugleich der Inflationsdruck hoch. Trotzdem fasst die Notenbank einen schnelleren Abbau ihrer Anleihenkäufe auf dem Weg zu einer Zinserhöhung ins Auge.
Die schwächeren Zahlen sorgen nun dafür, dass die Fed dabei nicht unter Druck steht. "Das kann der Fed Luft verschaffen, um zu entscheiden, im Dezember nicht schneller zu werden", sagte Thomas Hayes, geschäftsführendes Mitglied beim Vermögensverwalter Great Hill Capital in New York.
DAX schließt leichter nach wildem Ritt
Auch der Wochenschluss an der Frankfurter Aktienbörse war nichts für schwache Nerven. Der DAX wechselte im Verlauf mehrfach das Vorzeichen und schwankte zwischen 15.422 und 15.117 Punkten. Am Ende des Tages hatten die Bären dann das bessere Ende für sich, der DAX gab um 0,61 Prozent nach und schloss bei 15.169 Zählern. Im Wochenvergleich ergab sich damit ein Verlust von rund 0,6 Prozent.
Insgesamt bleibt die Volatilität im DAX, also die Schwankungsbreite der Kurse, weiter hoch. Anleger schwankten zwischen der Corona-Angst und der Verlockung, deutlich gefallene Kurse zum Einstieg zu nutzen. Am Ende überwogen die Sorgen um die Pandemie.
Die neu entdeckte Corona-Variante Omikron dürfte Experten zufolge auch in den kommenden Wochen noch für einige Kursturbulenzen sorgen. Für Beachtung sorgten in diesem Zusammenhang heute Äußerungen von Biontech-Chef Ugur Sahin.
BioNTech-Chef geht bei Omikron von neuem Impfstoff aus
Sahin geht angesichts der stark mutierten Omikron-Variante von der Notwendigkeit eines modifizierten Covid-19-Impfstoffs aus. Er erwartet, dass sich Omikron als Antikörper-Escape-Variante entwickeln wird. "Das bedeutet, dass diese Variante möglicherweise in der Lage ist, geimpfte Personen zu infizieren." Dies gelte auch für Genesene.
Bei Escape-Mutationen hat sich das ursprüngliche Virus so verändert, dass es der Immunantwort Genesener oder Geimpfter teilweise entgehen kann. Zwei Tatsachen seien aber weiterhin gültig: Impfungen schützten vor schweren Covid-Erkrankungen. Und BioNTech könnte bei Bedarf seinen Impfstoff relativ schnell anpassen, bekräftigte Sahin. Bei der Delta-Variante sei dies noch nicht nötig gewesen.
Index-Änderungen in MDAX und SDAX
Am Abend gab die Deutsche Börse dann noch Änderungen in ihren Indizes bekannt. Für Zooplus, das übernommen wird, rücken Deutsche Wohnen in den MDAX auf. Im Kleinwerteindex SDAX ersetzen Heidelberger Druckmaschinen den Rüstungskonzern Hensoldt. Ebenfalls im SDAX ersetzt die vom Autozulieferer Continental abgespaltene Antriebstochter Vitesco Home 24 und GFT Technologies rücken für Westwing in den Index ein. Die Änderungen werden zum Montag, 20. Dezember, umgesetzt. Im Leitindex DAX gab es keine Veränderungen.
Volatiler Euro
Die Gemeinschaftswährung reagiert ebenfalls heftig. Im US-Handel wird sie wieder leicht über der Marke von 1,13 Dollar gehandelt, die sie zwischenzeitlich sogar schon deutlicher unterschritten hatte. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1291 (Donnerstag: 1,1339) Dollar fest.
Konjunkturdaten aus der Eurozone bewegten die Devisenkurse kaum, da sie überwiegend bereits bekannt waren. Die Unternehmensstimmung im Euroraum hellte sich nach drei Rückgängen in Folge wieder auf, wie IHS Markit auf Basis einer zweiten Umfragerunde mitteilte. Die Einzelhändler des Währungsraums weiteten ihre Umsätze im Oktober leicht aus.
Mehr Aufträge für die US-Industrie
Fundamentalen Rückenwind erhielt der Dollar von den Auftragsdaten aus der Industrie im Oktober. Die US-Industrie hat ihr Neugeschäft stärker gesteigert als erwartet. Die Aufträge legten um 1,0 Prozent zum Vormonat zu, wie das Handelsministerium heute mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit einem Zuwachs von 0,5 Prozent gerechnet.
Trotz Störungen der globalen Lieferketten hat die US-Industrie bei ihrem bereits hohen Wachstumstempo im November noch einen Zahn zugelegt, wie aus der jüngst veröffentlichten Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht.
Ölpreise geben Gewinne wieder ab
Die Ölpreise konnten heute anfänglich stärkere Gewinne nicht behaupten, legten aber trotzdem noch moderat zu. Auftrieb erhielten die Notierungen durch die stockenden Verhandlungen zum iranischen Atomprogramm. Diplomaten zeigten sich enttäuscht über die Haltung Irans. Sollten die Gespräche scheitern, bleiben auch Sanktionen der USA in Kraft, die sich unter anderem gegen den Ölexport des Landes richten.
Ansonsten wirken derzeit auf die Ölpreise zahlreiche, teils gegenläufige Faktoren ein. Für Belastung sorgen vor allem Ängste vor konjunktureller Belastung aufgrund der neuentdeckten Corona-Variante Omikron. Auch das weiter steigende Ölangebot spricht tendenziell gegen steigende Erdölpreise. In dieser Woche hat sich der mächtige Ölverbund Opec+ darauf geeinigt, seine Produktion im Januar weiter zu erhöhen. Zugleich ließen sich die 23 Fördernationen eine Hintertür offen, falls sich die Corona-Lage eintrüben sollte.
Fitch senkt Rating-Ausblick für Türkei auf "negativ"
Derweil verdüstern sich die Perspektiven für die türkische Lira weiter. Die US-Ratingagentur Fitch hat den Bonitäts-Ausblick für die Türkei von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Als Grund für den Schritt führte Fitch unter anderem die hohe Inflation in dem Land an, die Ende dieses Jahres 25 Prozent betragen dürfte. Im November war die türkische Inflationsrate auf 21,3 Prozent gestiegen. Experten geben daran dem türkischen Präsidenten Erdogan die Hauptschuld.
Die türkische Notenbank intervenierte unterdessen zum zweiten Mal in dieser Woche am Devisenmarkt, um die taumelnde Landeswährung Lira zu stützen. Die Wirkung des Eingriffs verpuffte jedoch größtenteils. Entscheidend für den Sturzflug der Lira ist die lockere Geldpolitik der Zentralbank, obwohl die hohe Inflation dafür eigentlich keinen Spielraum lässt
Allianz lockt mit neuer Dividendenpolitik
Die Allianz-Aktie gehörte lange zu den gefragtesten Werten im DAX, gab am Schluss aber auch noch leicht nach. Der Versicherer will seinen Aktionären künftig jährlich steigende Dividenden auszahlen. Die Ausschüttung je Aktie solle zumindest um fünf Prozent über dem Vorjahreswert liegen. Diese Regelung soll bereits für die Dividende des Geschäftsjahres 2021 gelten.
Delivery Hero wegen Fahrerlöhnen unter Druck
Aktien von Delivery Hero standen am DAX-Ende. Am Markt wurde als neue Belastung auf einen Bloomberg-Bericht verwiesen, der steigende Lohnkosten für die Fahrer in der Essenslieferbranche befürchten lässt. Demnach soll es ein EU-Plan sein, deren Rechte zu stärken, indem sie als Arbeitnehmer deklariert werden. Das könnte die Branche etwa 4,5 Milliarden Euro im Jahr zusätzlich kosten.
Emirate kaufen zwölf Airbus-Hubschrauber
Die Vereinigten Arabischen Emirate kaufen von Airbus zwölf taktische Mehrzweck- und Transporthubschrauber des Typs Caracal. Zudem erwerben sie 80 französische Kampfflugzeuge des Typs Rafale. Der Vertrag mit dem Hersteller Dassault Aviation wurde während eines Besuchs des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Dubai unterzeichnet.
Daimler hält an Termin für Truck-Börsengang fest
Trotz der jüngsten Börsen-Turbulenzen will die Lkw-Sparte von Daimler an ihrem Terminplan für eine Erstemission nicht rütteln. "Der Börsengang von Daimler Truck am 10. Dezember wird stattfinden", sagte eine Daimler-Truck-Sprecherin "Euro am Sonntag". Unterdessen will die Daimler-Pkw-Tochter Mercedes in den nächsten fünf Jahren mehr als 60 Milliarden Euro investieren. Der Fokus soll auf Elektrifizierung, Digitalisierung und automatisiertem Fahren liegen.
Chipmangel belastet Autobranche
Die Lieferengpässe bei Halbleitern machen der Autoindustrie weiter zu schaffen: Im November sind erneut deutlich weniger Autos neu zugelassen worden als im Jahr davor, wie aus den aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) in Flensburg hervorgeht. Demnach kamen im vergangenen Monat 198.258 Pkw neu auf die Straßen und damit rund ein Drittel weniger als im November des Vorjahres.
Auch mit Blick auf das bisherige Gesamtjahr verzeichnet die Branche einen deutlichen Rückgang: Dem Verband der Automobilindustrie zufolge sind zwischen Januar und November insgesamt rund 2,4 Millionen Autos neu zugelassen worden - acht Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
"Hauptgrund für die geringeren Zulassungszahlen ist ein deutlich verringertes Produktionsvolumen bei den Herstellern, da der globale Halbleitermangel auch die deutsche Automobilindustrie einschränkt", teilte der VDA am Freitag mit.
Eurowings fürchtet Pleitewelle im Luftfahrtsektor
Der Chef der Lufthansa-Tochter Eurowings, Jens Bischof, hat angesichts der Folgen der Corona-Pandemie vor einer Pleitewelle im Luftfahrtsektor gewarnt. Trotz der leichten Erholung in den zurückliegenden Monaten könnte für einige Fluggesellschaften noch die Rechnung kommen, sagte Bischof dem "Tagesspiegel". Er sieht dabei vor allem Wettbewerber im Markt bedroht.
Aurubis schaut zuversichtlich nach vorn
Der Hamburger Kupferkonzern Aurubis begeisterte die Anleger mit einem optimistischen Ausblick. Im laufenden Geschäftsjahr will das Unternehmen ein operatives Vorsteuerergebnis zwischen 320 und 380 Millionen Euro erzielen - der Analystenkonsens liegt am unteren Ende der Spanne. Auch der auf 1,60 Euro je Anteilsschein angehobene Dividendenvorschlag liegt über den Erwartungen.
Umstrittenes Ölfeld - Shell zieht sich zurück
Der Energieriese Shell zieht sich von seiner 30-Prozent-Beteiligung aus der Entwicklung eines umstrittenen Ölfelds im nördlichen Atlantik zurück. Die wirtschaftlichen Argumente für die Investition seien nicht stark genug, so das Unternehmen. Das als Cambo bezeichnete Projekt zur Erschließung eines Ölfelds am Meeresgrund westlich der Shetland-Inseln wird von Umweltschutzorganisationen seit langem heftig kritisiert.
Evergrande und Kaisa steht das Wasser bis zum Hals
Die Lage auf dem chinesischen Immobilienmarkt bleibt kritisch: Heute teilte der Immobilienentwickler Kaisa mit, der Versuch, eine kommende Woche fällige Zahlung zu verschieben, sei gescheitert. Es gebe "keine Garantie", dass Kaisa bis dahin seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen könne.
Die größte Gefahr für den Immobilienmarkt geht aber vom Immobilienriesen Evergrande aus, der nach Jahren einer auf Pump finanzierten Expansion auf einem Berg von Schulden in Höhe von 260 Milliarden Euro sitzt und ebenfalls große Schwierigkeiten hat, seine Kredite zu bedienen. Evergrande warnte am Freitagabend erneut vor einem Zahlungsausfall. Unternehmensgründer Xu Jianyin wurde daraufhin von der Regierung der Provinz Guangdong einbestellt - dort, in Shenzhen, hat das Unternehmen seinen Sitz.
Die Führung in Peking hatte vor mehreren Monaten damit begonnen, den Immobiliensektor schärfer zu regulieren, um die Spekulation mit Gebäuden einzuschränken. So will die Partei auch soziale Unruhen wegen stetig steigender Preise für Häuser und Wohnungen verhindern. Die Unternehmen haben seitdem Schwierigkeiten, neue Kredite aufzunehmen.
Walgreens erwägt Boots-Verkauf
Gegen den Trend legten die Aktien der Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance im Dow Jones zu. Das US-Unternehmen könnte einem Medienbericht zufolge die britische Tochter Boots für einen Milliardenbetrag verkaufen. Die Investmentbank Goldman Sachs solle die Optionen für Boots prüfen, was auch zu einer Veräußerung der 172 Jahre alten Kette führen könnte, berichtete der britische Wirtschaftssender "Sky News" am Abend unter Berufung auf nicht näher spezifizierte Quellen.
Dabei könnte Boots insgesamt mit bis zu 5 Milliarden britischen Pfund (5,9 Milliarden Euro) bewertet werden. Auch eine Abspaltung mit einem anschließenden Börsengang sei eine Option. Boots betreibt eigenen Angaben zufolge mehr als 2300 Geschäft, von Apotheken bis hin zu Parfümerien.
Musk verkauft weitere Tesla-Aktien
Tesla-Chef Elon Musk hat erneut Aktien seines Konzerns versilbert. Der Unternehmer veräußerte rund 934.000 Papiere für etwa eine Milliarde US-Dollar. Damit hat sich Musk insgesamt schon von rund zehn Millionen Tesla-Aktien im Wert von knapp elf Milliarden Dollar getrennt, seit er Anfang November den Verkauf eines Teils seiner Anteile am Elektroautobauer angekündigt hatte. Tesla-Aktien gaben an der Nasdaq deutlich nach.
Ausverkauf an der Nasdaq: US-Tech-Aktien unter Druck | tagesschau.de - tagesschau.de
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