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An einem Mehrheitsanteil sei die Schweizer Reederei MSC mit der Lufthansa als industriellem Partner an der Seite interessiert, erklärten MSC und ITA am Montag. "Das Interesse rührt von der Möglichkeit her, positive Synergieeffekte zu schaffen... sowohl im Fracht- als auch im Passagierbereich", erklärte MSC dazu. Für diesen Vorschlag hätten die beiden Unternehmen um eine exklusive Prüffrist von 90 Tagen gebeten. ITA erklärte, die Interessensbekundung überprüfen zu wollen. MSC und Lufthansa hätten den Wunsch geäußert, dass der italienische Staat als Minderheitsaktionär an ITA beteiligt bleibe.
Ein Lufthansa-Sprecher bestätigte den Plan, eine kommerzielle Partnerschaft mit ITA als MSC-Partner eingehen zu wollen. Die Alitalia-Nachfolgegesellschaft sucht einen Investor. Noch am Wochenende hatten Insider Reuters gesagt, die Lufthansa sei in Gesprächen über einen Anteil an ITA von 40 Prozent. Im November hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr einen Anteilserwerb ausgeschlossen. Die Airline hielt sich zu dem Thema jüngst bedeckt.
Eine mit dem Vorgang vertraute Person sagte Reuters, der Deal über MSC ermögliche der Lufthansa, ohne finanzielles Risiko Potenziale einer Zusammenarbeit mit den Italienern ausschöpfen zu können. Alitalia war überschuldet und schrieb über Jahrzehnte Verluste. Die Lufthansa ist an dem wichtigen Markt Italien schon lange interessiert, doch ein Einstieg bei der mittlerweile geschrumpften Airline birgt Analysten zufolge hohe Risiken. "Italien ist vielleicht der schwierigste Markt in Europa, um Geld zu verdienen", sagte Ruxandra Haradau-Doser, Branchenexpertin von Kepler Cheuvreux.
Inlandsflüge und Europa-Verbindungen seien stark umkämpft, da es auf dem Festland viele schnelle Zugverbindungen gebe und die Billigflieger Ryanair und Wizz viele Europa-Strecken besetzten. Bei Langstreckenflügen von Mailand aus gebe es starke Konkurrenz von Airlines aus Nahost und den USA. "Das oberste Ziel der Lufthansa in Italien ist, Zubringerflüge zu den eigenen Hubs nach Frankfurt, München oder Zürich zu bekommen. Dafür reicht unserer Meinung nach eine kommerzielle Partnerschaft aus, mit der Umsätze ohne zusätzliche Kosten hereingeholt werden können", sagte die Analystin. Mit ITA würde sich die Lufthansa neue Probleme an Bord holen - und das, wo sie noch an einer besseren Profitabilität der Töchter Austrian Airlines und Brussels Airlines arbeiten müsse.
ITA-Chef: Logik der Lufthansa-MSC-Offerte "sehr überzeugend"
Die italienische Staatsairline ITA hat den Übernahmeplan der Lufthansa und der Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) begrüßt.Die industrielle Logik der Offerte sei sehr überzeugend und äußerst interessant, zitierte das "Handelsblatt" ITA-Verwaltungsratschef Alfredo Altavilla am Dienstag. "Ich freue mich sehr über diese Interessensbekundung." MSC und ITA hatten am Montag mitgeteilt, die Schweizer Reederei wolle mit der Lufthansa als industriellem Partner die Mehrheit an der im Oktober nach einer umfangreichen Sanierung neu gestarteten Fluggesellschaft übernehmen. Die Lufthansa erklärte, als "potenzieller kommerzieller Partner" der ITA über MSC zur Verfügung zu stehen.
Eine Verbindung von Airline und Reederei kann Altavilla zufolge sowohl im Tourismus- als auch im Frachtgeschäft Vorteile bringen. MSC befördere jährlich drei Millionen Passagiere auf Kreuzfahrten und brauche Flugzeuge, um die Urlauber zu den Häfen zu bringen, sagte er dem "Handelsblatt" weiter. "Das ist für uns sehr wichtig, weil es Langstreckenflüge sind, mit denen man Geld verdient." Und Cargo sei der Sektor mit höchsten Gewinnspannen zurzeit. ITA Airways könne als Partner von MSC, dem größten Frachtunternehmen weltweit, als "Protagonist in den Frachtverkehr" einsteigen. Der Anteil der Lufthansa an einem ITA-Aktienpaket müsse noch festgelegt werden, sei aber kleiner als der von MSC. Sollte es zu einem Abschluss kommen, würde ITA die Luftfahrt-Allianz Skyteam wieder verlassen und zur Star Alliance wechseln, der die Lufthansa angehört. Auch Teil des Lufthansa-Meilenprogramms Miles & More wolle man werden, kündigte Altavilla an.
Positiv bewertete auch die italienische Luftfahrt-Gewerkschaft FNTA den Vorschlag. MSC und Lufthansa seien zwei äußerst solide Partner, die künftiges Wachstum der ITA mit einer exzellenten Positionierung auf internationaler Ebene garantieren könnten, hieß es in einer Erklärung.
Lufthansa prüft bei ITA-Übernahme auch eigene Beteiligung
Bei der geplanten Übernahme der Alitalia-Nachfolgerin ITA prüft der Lufthansa-Konzern auch einen Einstieg mit eigenem Kapital. Man werde die 90-Tage-Frist nutzen, um sämtliche Optionen einschließlich einer Beteiligung zu überprüfen, sagte am Dienstag ein Unternehmenssprecher in Frankfurt. Am Vortag hatte die weltgrößte Reederei MSC ihre Absicht erklärt, die ITA mehrheitlich zu übernehmen, wobei die Lufthansa als "kommerzieller Partner" mitwirken sollte.
Bislang hatte Lufthansa eine direkte Beteiligung an der noch im Staatsbesitz befindlichen Airline ausgeschlossen. MSC und Lufthansa haben 90 Arbeitstage für exklusive Gespräche zu dem möglichen Geschäft verlangt. Der ITA-Verwaltungsrat soll die Details der Interessensbekundung in einer bevorstehenden Sitzung prüfen, hieß es. ITA war am 15. Oktober als Nachfolgerin von Alitalia gestartet, nachdem die italienische Traditionsfluggesellschaft wegen jahrelanger Verluste nicht mehr zukunftsfähig war.
ITA-Verwaltungsratspräsident Alfredo Altavilla feierte bereits die Offerte als großen Erfolg, weil es gelungen sei, das Interesse von Lufthansa und MSC zu wecken. Die industrielle Logik der Offerte sei "sehr überzeugend" und "äußerst interessant", betonte Altavilla im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Er sehe Möglichkeiten beim Transport der Kreuzfahrt-Kunden von MSC sowie im Frachtbereich. Die Reederei hat ihren Hauptsitz zwar in Genf, ist aber im Besitz einer italienisch-stämmigen Familie.
Im XETRA-Handel stiegen Lufthansa-Papiere letztlich um 1,78 Prozent auf einen Schlusskurs von 6,68 Euro.
ROM/GENF/FRANKFURT/MAILAND (Reuters / dpa-AFX)
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