Ifo Institut: Aufträge beschäftigen deutsche Industrie so lange wie nie zuvor - DER SPIEGEL
Die Bücher deutscher Unternehmen sind voll mit Aufträgen, sie sorgen noch viele Monate für Beschäftigung. Grund ist auch ein Nachholeffekt wegen bislang fehlender Vorprodukte und Rohstoffe.
Die deutsche Industrie kann einer Umfrage zufolge mit ihren aktuellen Auftragsbeständen so lange produzieren wie nie zuvor. Sie reichen für die nächsten 4,5 Monate, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. »Das gab es noch nie, seit wir diese Frage im Jahr 1969 zum ersten Mal gestellt haben«, sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser. »Die Auftragseingänge der vergangenen Monate konnten nicht abgearbeitet werden, weil den Unternehmen wichtige Vorprodukte und Rohstoffe fehlten.«
Wird dieser Mangel erst einmal beseitigt, könnte sich ein Aufschwung anschließen. »Sollten sich die Engpässe in den kommenden Monaten auflösen, könnte die Produktion in der deutschen Industrie durchstarten«, sagte Wollmershäuser. »Das dürfte die Wirtschaftsleistung dann kräftig anschieben.« Der Materialmangel hat sich zu Jahresbeginn ein wenig entschärft: 67,3 Prozent der Industriebetriebe klagten im Januar noch über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten wie Halbleitern und Rohstoffen. Im Dezember waren es noch rund 82 Prozent.
Besonders groß ist der Auftragsbestand in der Autoindustrie bei Herstellern sowie Zulieferern mit einer geschätzten Produktionsdauer von acht Monaten, im Maschinenbau (6,1 Monate) und bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten (fünf Monate). Am wenigsten weit reichen die Aufträge der Drucker mit 1,9 Monaten, so das Ifo-Institut.
Die Engpässe hatten im vergangenen Jahr die deutsche Wirtschaft merklich ausgebremst. Dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge lag die Industrieproduktion um etwa zwölf Prozent unter dem Niveau, das angesichts hoher Auftragseingänge eigentlich möglich gewesen wäre. »Dies entspricht einer entgangenen Wertschöpfung von etwa 70 Milliarden Euro«, sagte dazu IfW-Konjunkturchef Nils Jannsen.
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