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Friday, February 25, 2022

Märkte am Morgen: Trotz Ukraine-Invasion: Wall Street und Asiens Börsen überraschen mit einem Comeback - Handelsblatt

Kapitalmarktexperte Mohamed El-Erian, der unter anderem die Allianz berät, bezeichnete das Comeback als eines „der beeindruckendsten der vergangen Jahre“: Anleger hielten die neuen Sanktionen, die US-Präsident Joe Biden am Donnerstag verkündet hatte, offenbar für weniger gefährlich als zunächst angenommen.

Biden verhängte weitere Sanktionspakete, dieses Mal gegen fünf russische Großbanken, sowie weitere Einzelpersonen mit engen Verbindungen zu Russlands Präsident Putin. Auch soll es Exportkontrollen geben. Auf diese Weise soll Russland der Zugang zu Halbleitern und anderen Technologiegütern abgeschnitten werden, die unter anderem für das Militär, die Flug- und die Biotech-Branche wichtig sind.

Allerdings sah Biden davon ab, Sanktionen auf Russlands wichtige Energiebranche zu verhängen. Das ließ die Ölpreise etwas nachgeben, nachdem sie in der Nacht zum Donnerstag erneut deutlich angezogen waren. Die Sorten Brent und WTI legten jeweils um etwa zwei Prozent zu. Biden signalisierte zudem, dass die USA erneut strategische Ölreserven auf den Markt bringen könnten, um die Benzinpreise zu drücken, die zuletzt deutlich angezogen waren.

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Der Leitindex Dow Jones stieg um 0,3 Prozent auf 33.223 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 legte 1,5 Prozent auf 4288 Punkte zu. Die Technologiewerte der Nasdaq schafften sogar ein Plus von 3,3 Prozent, nachdem der Index zuvor über drei Prozent im Minus gelegen war.

„Ich bin ziemlich verwundert, das habe ich nicht kommen sehen“, räumte Karen Feinermann von Metropolitan Capital auf CNBC ein. Bidens Regierung drängte US-Unternehmen, auf russische Cyberattacken vorberietet zu sein. Das gab Cybersecurity-Aktien am Donnerstag deutlich Auftrieb. Palo Alto Networks stieg um 13 Prozent auf 540 Dollar. Fortinet legte um 11 Prozent auf 316,46 Dollar zu.

Asien nimmt den Optimismus von der Wall Street mit

Angeführt von den Technologiewerten legten auch die asiatischen Börsen nach den Vortagsverlusten wieder zu. Der japanische Nikkei-Index stieg am Freitag um knapp zwei Prozent auf 26.477 Punkte und machte damit seine Einbußen vom Donnerstag wieder wett.

Die Börse Schanghai legte 0,6 Prozent auf 3449 Zähler zu. Mut machte Investoren die Trendwende an der Wall Street. Dies verhalf japanischen Tech-Werten wie Tokyo Electron oder Advantest zu Kursgewinnen von bis zu 7,7 Prozent.

>> Lesen Sie auch: Märkte in Aufruhr: Aktien im Ausverkauf, Anleger schichten in sichere Anlageklassen um

In China gehörte CATL mit einem Plus von 4,2 Prozent zu den Favoriten. Börsianern zufolge profitierte der Elektroautobatterie-Produzent unter anderem vom starken Zufluss ausländischen Kapitals.

Analysten zufolge wird sich der Ukraine-Konflikt kaum auf die chinesische Konjunktur auswirken, das sich die Regierung in Peking nicht an den westlichen Sanktionen beteiligt. Die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Staaten würden voraussichtlich sogar intensiviert.

„Buy the Dip“ auch bei Kryptowährungen

Auch auf dem Kryptomärkten griffen am Donnerstag nach einem anfänglichen Ausverkauf die Schnäppchenjäger zu. Die größte Kryptowährung Bitcoin legte um 2,3 Prozent zu und überschnitt wieder die 39.000 Dollar Marke, nachdem der Kurs zuvor auf 34.400 Dollar abgestürzt war. Der Preis von Ethereum konnte sich ebenfalls von seinem Tiefpunkt von 2300 Dollar erholen und schaffte es zurück auf über 2700 Dollar.

Analysten warnen vor Optimismus

Strategen warnen jedoch vor zu viel Optimismus. Schließlich sind Energie-Sanktionen nicht komplett vom Tisch. Biden hatte in den vergangenen Tagen immer wieder betont, dass die Sanktionen der westlichen Länder anziehen werden, wenn Russlands weiter auf Aggression setzt.

Jason Trennert vom Analysehaus Strategas Research hielt die Rally am Donnerstag für ein wichtiges Signal. Er warnte jedoch, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) es nun noch schwieriger haben werde, die Inflation zu bekämpfen. Notenbanker betonten am Donnerstag unterdessen, dass sie sich bei der nächsten Fed-Sitzung Mitte März für eine reguläre Anhebung der Zeitzinsen um 0,25 Prozentpunkte aussprechen würden.

Zuvor war über eine Anhebung von 0,5 Prozentpunkten diskutiert worden. Das sei angesichts der derzeitigen Lage jedoch nicht das richtige Signal, sagte Patrick Larker, Chef der regionalen Fed in Philadelphia. „Wir haben derzeit so viel Unsicherheit, daher sollten wir jetzt noch mehr für Verunsicherung sorgen. Wir sollten die Zinswende mit einem Anstieg von 0,25 Prozentpunkten beginnen“, stellte er klar.

Art Cashin, der für die UBS die Geschicke auf dem Parkett der New York Stock Exchange leitet, erwartet, dass die Märkte noch mehrere Wochen volatil bleiben könnten. „Selbst wenn die Militäraktionen aufhören, dann bleibt das Risiko eines Cyberkrieges bestehen“, sagte er auf CNBC. „Das werden die Trader noch eine Weile im Hinterkopf behalten.“

Mehr: Strategien gegen die Angst – Wie Anleger ihr Depot richtig absichern

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