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Wednesday, March 2, 2022

Ukraine-Krieg: Europatochter von Russlands Sberbank muss schließen – Vor allem deutsche Sparer betroffen - Handelsblatt

Frankfurt Die von Sanktionen betroffene Europatochter der russischen Sberbank, Sberbank Europe AG, muss den Betrieb einstellen. Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) hat dem Institut auf Anweisung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Fortführung des Geschäftsbetriebs untersagt. Das teilte die FMA in der Nacht zu Mittwoch mit.

Eine Sanierung oder Abwicklung der Bank gemäß der Europäischen Bankensanierungs- und Abwicklungsrichtlinie sei nicht im öffentlichen Interesse, hieß es vom Single Resolution Board (SRB), der europäischen Abwicklungsbehörde für Banken. Die Sberbank Europe AG mit Sitz in Wien ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des größten russischen Geldhauses Sberbank.

Mit diesem Schritt läuft automatisch die Entschädigung der Anleger an. Kundenguthaben sind bis zu 100.000 Euro pro Person durch die Einlagensicherung Austria (ESA) gesichert. Ein Zugriff auf die Konten ist nicht mehr möglich.

Etwa 35.000 Kunden sollen insgesamt Einlagen in Höhe von einer Milliarde Euro bei der Sberbank Europe AG halten. Davon würden 913 Millionen unter die österreichische Einlagensicherung fallen, teilte die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) auf ihrer Webseite mit. Die Kunden stammen fast ausschließlich aus Deutschland. In Deutschland ist die Sberbank Europe über die Zweigniederlassung Sberbank Direct vertreten.

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Deshalb entschädigt zwar die österreichische Einlagensicherung, die operative Abwicklung übernimmt aber die EdB. „Die EdB wird sich im Namen der ESA in Kürze mit den Einlegerinnen und Einlegern in Verbindung setzen, um die Entschädigung vorzunehmen. Kundinnen und Kunden müssen nicht selbst aktiv werden“, heißt es beim EdB.

Sberbank-Rückzug aus Europa angekündigt

Für die rund 120 österreichischen Kunden, vor allem Firmenkunden, werde die ESA das Entschädigungsverfahren direkt abwickeln, teilte die Einlagensicherung Austria mit. Für die Entschädigungssumme müssen anteilig die österreichischen Banken aufkommen. Die Gelder würden auf einem eigens für diesen Sanierungsfall eingerichteten Auszahlungskonto der ESA bereitstehen, hieß es.

„Die Entschädigungseinrichtung der deutschen Banken wird in Abstimmung mit der ESA dafür sorgen, dass auch in Deutschland alle anspruchsberechtigten Einleger rasch und unkompliziert zu ihrem Geld kommen“, sagte ESA-Geschäftsführer Stefan Tacke. Die ESA werde nach derzeitigen Informationen über ein Insolvenzverfahren den größten Teil der von ihr nun für die Entschädigung verwendeten Finanzmittel wieder zurückbekommen.

Die russische Sberbank kündigte inzwischen an, sich aus dem europäischen Markt zurückzuziehen. Die europäischen Filialen seien mit starken Bargeldabflüssen konfrontiert, und es gebe Drohungen gegen Mitarbeiter und Gebäude, teilte das Geldinstitut am Mittwoch mit.

Sberbank Europe war nach eigenen Angaben zuletzt in acht Ländern Zentral- und Osteuropas tätig und kam per Ende 2020 auf eine Bilanzsumme von 13 Milliarden Euro. Das Institut betreute 800.000 Kunden, betrieb 187 Filialen und hatte mehr als 3900 Mitarbeiter. In Tschechien, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien verfügt die Sberbank Europe AG, anders als in Deutschland, über rechtlich selbstständige Tochtergesellschaften.

Was mit den Sberbank-Ablegern in Europa passiert

Laut SRB werden sowohl der kroatische als auch der slowenische Ableger verkauft. So übernimmt die kroatische Postbank (HPB) den heimischen Sberbank-Ableger, während der slowenische Ableger von der slowenischen Bankengruppe NLB aufgekauft wird. Nach den Einschränkungen der vergangenen zwei Tage würden die beiden Banken am Mittwoch wie gewohnt öffnen, ohne dass es zu Beeinträchtigungen für die Kunden komme, teilte der SRB mit.

In Tschechien und Ungarn, wo die Aufsicht nicht der EZB und der SRB untersteht, werden die Töchter laut Bloomberg in die Insolvenz geschickt. Für Einleger dort gelten bis 100.000 Euro ähnliche Regeln und Absicherungen wie in Österreich.

Das Serbiengeschäft geht laut Bloomberg an AIK Banka. Im serbischen Teil von Bosnien und Herzegowina übernimmt zunächst die Regierung, im Rest der Föderation die ASA Banka aus Sarajevo. Der Rückzug aus Europa betrifft laut der Bank aber nicht die Geschäftsaktivitäten des Instituts in der Schweiz.

Mehr zu den Folgen der Finanzsanktionen:

In den USA steht die russische Sberbank wegen Russlands Angriff auf die Ukraine bereits auf Sanktionslisten, und auch die EU hat schon Sanktionen gegen Banken verhängt, die zu mehr als 50 Prozent dem russischen Staat gehören. Das trifft auf die Sberbank zu. Zu den Instituten, die von der EU vom Zahlungsverkehrssystem Swift ausgeschlossen wurden, zählt die größte russische Bank indes nicht.

Die bisherigen Sanktionen hatten bereits am Montag dazu geführt, dass die EZB erklärte, dass die Sberbank Europe AG sowie ihre kroatischen und slowenischen Ableger zahlungsunfähig sind oder es demnächst sein werden.

„Die Sberbank Europe AG und ihre Tochtergesellschaften mussten aufgrund der Auswirkungen der geopolitischen Spannungen auf ihren Ruf erhebliche Einlagenabflüsse hinnehmen“, erklärte die EZB. „Dies führte zu einer Verschlechterung ihrer Liquiditätslage.“ Es gebe keinen Weg, der eine realistische Chance bieten würde, die Liquidität wiederherzustellen.

Daraufhin verhängte die FMA über die Sberbank Europe AG ein Zahlungsmoratorium. Sie durfte demnach „keinerlei Auszahlungen, Überweisungen oder andere Transaktionen durchführen“. Die einzige Ausnahme gab es für Einleger, die zur Sicherung des „nötigsten täglichen Bedarfs“ maximal 100 Euro pro Tag abheben durften. Das Zahlungsmoratorium wäre in der Nacht zu Mittwoch ausgelaufen.

Mehr: Europatochter der russischen VTB Bank stoppt Neugeschäft

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