Stand: 01.03.2022 18:52 Uhr
Der anhaltende Krieg in der Ukraine bremst auch die deutsche Autoindustrie. Weil Zulieferer einzelne Teile nicht rechtzeitig liefern können, müssen VW, BMW und Mercedes die Produktion drosseln.
Kommt nach der Chipkrise nun die Sanktionskrise? In mehreren deutschen Werken der Autohersteller könnten in den nächsten Tagen die Bänder still stehen. Schon jetzt sei die Produktion der E-Autos im VW-Werk in Zwickau und Dresden vorübergehend eingestellt, erklärte ein Sprecher des Konzerns. Mehrere Tausend Mitarbeiter sollten in Kurzarbeit geschickt werden. Schuld an den Produktionsausfällen sind fehlende Bauteile, insbesondere Kabel aus der Ukraine. Wegen des Kriegs habe sich die Lage bei den dort ansässigen Zulieferern verschärft, warnte VW. Das habe Lieferengpässe zur Folge.
Wolfsburger Werk könnte ab Mitte März stillstehen
Nach den Werken in Sachsen in dieser Woche kommen nun auch auf andere Standorte entsprechende Einschränkungen zu, teilten heute in einem Brief Einkaufsvorstand Murat Aksel, Personalvorstand Gunnar Kilian und Betriebsratschefin Daniela Cavallo der Belegschaft mit. Demnach wird voraussichtlich ab der kommenden Woche die Fertigung am Stammsitz Wolfsburg "gestuft auf verschiedenen Linien" verringert. In der übernächsten Woche (ab 14. März) müsste dann in Wolfsburg die Produktion ganz ruhen.
Auch in Hannover könne es ab der nächsten Woche einen Stillstand der Autoproduktion geben. "Im Werk Emden befinden wir uns noch in Ausplanung." Auch die konzerninternen Zulieferwerke seien betroffen. Die Lage müsse für jeden Standort differenziert betrachtet werden, hieß es vom größten deutschen Autobauer. Der im Zuge der Ukraine-Eskalation eingerichtete Krisenstab im Unternehmen arbeite weiterhin "bereichs- und markenübergreifend an Lösungen".
Auch bei BMW und Mercedes Produktionsstopps möglich
Laut dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sind neben der Hauptmarke VW auch die Marken Audi, Porsche, Seat und Škoda betroffen. Und: Nicht nur VW, sondern auch andere deutsche Autohersteller spüren die Folgen des Kriegs in der Ukraine. Schon in den kommenden Tagen könnte es bei BMW und Mercedes-Benz zum Ausfall einzelner Schritten und Produktionsstopps in europäischen Werken kommen. "Es wird die ganze Branche treffen", zitiert der "Spiegel" Branchenbeobachter. "Wir schließen einen wochen- bis monatelangen Produktionsstillstand nicht aus“, sagte ein namentlich nicht genannter Experte. BMW äußerte sich zu dem Medienbericht bislang noch nicht. Bei Mercedes-Benz hieß es, das Unternehmen prüfe die Situation "fortlaufend".
In den letzten Monaten hatte bereits die Chipkrise die Produktion und den Absatz in der deutschen Autoindustrie gebremst. Wegen des Hableitermangels erlitt VW massive Produktionseinbußen. Im Wolfsburger VW-Werk wurden nach Betriebsratsangaben im vergangenen Jahr wegen fehlender elektronischer Bauteile über 300.000 Autos weniger gebaut als geplant. Die im Zusammenhang mit der Chip-Krise verbundenen Lieferengpässe könnten laut den Top-Managern der Autobranche noch bis ins nächste Jahr dauern.
Fehlende Teile wegen Ukraine-Kriegs: Autobauern drohen Produktionsausfälle | tagesschau.de - tagesschau.de
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