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Das Management um Konzernchef Frank Appel geht inzwischen davon aus, dass sich das Frachtgeschäft erst im Schlussquartal des laufenden Jahres normalisiert. Bislang hatte der Vorstand mit einer Normalisierung ab dem zweiten Halbjahr gerechnet. Die Unternehmensführung bestätigte ihre Jahresprognose sowie die Ziele für 2024.
Die Deutsche Post-Aktie legte am Morgen vorübergehend um mehr als drei Prozent zu, büßte die deutlichen Kursgewinne aber später wieder ein. Am Dienstagnachmittag drehte das Papier ins Minus und entwickelte sich damit schwächer als der Leitindex, der leicht zulegte. Letztlich notierte die Deutsche Post-Aktie 0,32 Prozent tiefer bei 40,20 Euro. JPMorgan-Analyst Samuel Bland verwies darauf, dass auch bei den Wettbewerbern DSV und Kühne + Nagel starke Resultate den Aktienkursen nicht sonderlich geholfen hätten.
Von März 2020 bis September 2021 hatte sich der Kurs der Post-Aktie mehr als verdreifacht und von coronabedingten Einschränkungen und dem Boom des Online-Handels profitiert. Nach dem Rekordhoch vor acht Monaten bei 61,38 Euro war die Luft dann raus. Seit Jahresbeginn beträgt der Kursverlust fast 30 Prozent, womit die Aktie zu den größten Verlierern im DAX zählt.
In den drei Monaten bis Ende März erzielten die Bonner ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von knapp 2,2 Milliarden Euro und übertrafen damit ihren Rekordwert aus dem Vorjahr um 13 Prozent. Der Nettogewinn stieg noch etwas stärker auf 1,35 Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs gar um ein Fünftel auf fast 22,6 Milliarden Euro.
Dabei legte vor allem das DHL-Frachtgeschäft zu und war mit einem Wachstum von mehr als der Hälfte auf 7,4 Milliarden Euro erstmals die umsatzstärkste Sparte. Das operative Ergebnis des Segments verdreifachte sich nahezu auf mehr als 600 Millionen Euro. So verringerten die coronabedingten Lockdowns unter anderem in Shanghai einerseits die Transportkapazitäten. Zugleich profitierte die Post von dem daraus resultierenden starken Wettbewerb um Frachtraum, der die Preise und Marge steigen ließ. In diesen Geschäftsbereich fällt außerdem der Kauf des Mainzer Seefracht-Spezialisten J.F. Hillebrand, den die Post Ende März abschloss.
Die Übernahme habe sich im ersten Quartal aber noch nicht auf die Geschäftszahlen ausgewirkt, erklärte Finanzchefin Melanie Kreis am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Post hatte im vergangenen August mitgeteilt, die Hillebrand Group für 1,5 Milliarden Euro kaufen zu wollen. Mit 1,4 Milliarden Euro wurde der Großteil des Kaufpreises nun im ersten Quartal wirksam. Dadurch lag der freie Barmittelzufluss (Free Cash Flow) im ersten Quartal bei minus 197 Millionen Euro. Bereinigt um die Übernahme lag er aber auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
Kreis schloss weitere Zukäufe nicht aus: "Unser Fokus liegt weiterhin auf dem operativen Wachstum, aber wir sind auch offen für anorganisches, sofern die Voraussetzungen stimmen." Dabei sähen die Bedingungen vor, dass der potenzielle Übernahmekandidat im Logistik-Kerngeschäft der Post liege, "klar und einfach integrierbar" sei und positive Ergebnisbeiträge liefern könne.
Eher schwach lief es im ersten Quartal hingegen in den Bereichen Post & Paket Deutschland sowie eCommerce Solutions. Dies habe das Management aber so erwartet, sagte Kreis. Der Online-Handel habe sich zwar auf einem höheren Niveau stabilisiert, die Sendungsmengen hätten sich nach der Boom-Phase während der Pandemie aber normalisiert. Die Menge der in Deutschland beförderten Pakete sank im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp ein Fünftel. Ob die Paketmenge im Gesamtjahr ebenfalls sinken wird, wollte Post-Chef Appel noch nicht abschätzen.
Seinen Einschätzungen zufolge ist den Menschen angesichts einer Krise wie dem Ukraine-Krieg nicht nach Shoppen zumute. Eine ähnliche Zurückhaltung habe die Post bereits in der Frühphase der Pandemie Anfang 2020 beobachtet. Zudem litt der Konzern unter einem Strategiewechsel beim Onlinehändler Amazon. Denn der wichtige Großkunde setzt mittlerweile stärker auf die eigene Zustellung, und so hat sich das Volumen der von DHL beförderten Amazon-Pakete reduziert. Außerdem belasteten deutlich gestiegene Kosten im deutschen Brief- und Paket-Geschäft aufgrund von Ausfällen durch Corona-Erkrankungen und den erforderlichen Tests der Zusteller.
Es gab aber auch einen Lichtblick für die Sparte: Das Briefgeschäft, das im Digitalzeitalter lange geschrumpft war, zeigte sich erstaunlich robust und legte sogar zu - hier stieg das Volumen um sieben Prozent. Das lag daran, dass Firmenkunden wieder mehr Werbung verschickten als noch im ersten Quartal 2021, als viele Shops geschlossen waren oder die Konsumenten die Innenstädte aus Angst vor Corona generell mieden.
Weiterhin musste der Post-Konzern im ersten Quartal Abschreibungen auf seine russischen Betriebsstandorte vornehmen. Wie bereits bekannt, macht der Logistikkonzern in Russland, Belarus und der Ukraine weniger als ein Prozent Umsatz. Die gesunkenen Geschäftserwartungen in Russland führten im ersten Quartal zu Wertminderungen in Höhe von 30 Millionen Euro. Der Großteil davon entfiel auf das Geschäft mit zeitkritischen Express-Sendungen.
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BONN (dpa-AFX)
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