Mangel an IT-Fachkräften treibt Gehälter durch die Decke
Der Fachkräftemangel treibt die Gehälter von IT-Spezialisten immer höher. Dabei hinterlässt der US-Markt auch in Deutschland seine Spuren.
Die Gehälter für IT-Fachkräfte in Deutschland steigen weiter aufgrund des Fachkräftemangels. Aber auch US-Unternehmen benötigen dringend Spezialisten und schauen sich zunehmend auf dem deutschen Markt um – und bieten üppige Gehälter. Das im Vergleich zu US-Unternehmen geringere Gehalts-Niveau in Deutschland steige in Folge einer Sogwirkung weiter nach oben, berichtet das Handelsblatt.
Deutschland ist "Billiglohnland"
Demnach will Microsoft sein Budget für Boni und Aktienoptionen von US-Angestellten deutlich erhöhen. Amazon habe sein maximales Basisgehalt für Spezialisten von umgerechnet 150.000 Euro auf fast 330.000 Euro mehr als verdoppelt. Im Silicon Valley liege die Basisvergütung für Softwarearchitekten im Mittel derzeit bei 140.000 Euro – mit den in den USA üblichen Boni und Aktienoptionen sogar bei 216.000 Euro, heißt es im Handelsblatt [2].
Mit Blick auf die Gehälter können sich Google, Apple und Co. jeden Mitarbeiter leisten, erklärt der deutsche Gründer Jan Becker gegenüber dem Handelsblatt, der für sein Startup im Silicon Valley Mitarbeiter sucht. "Für einen brillanten Entwickler legen die auch eine Million Dollar auf den Tisch." Das mittlere Einkommen für Softwareentwickler liege in Deutschland bei etwa 85.000 Euro. "Deutschland ist im IT-Sektor ein Billiglohnland", sagt ein anonymer Manager eines großen Tech-Konzerns. "Wer sich nicht dumm anstellt, kann sich nach ein bis zwei Jahrzehnten im Tech-Sektor im Valley zur Ruhe setzen."
Im deutschen Homeoffice für US-Unternehmen
Seit der Pandemie arbeiten Fachkräfte regelmäßig im Homeoffice [3]. So nutze des US-Softwareunternehmen Zendesk die Möglichkeit, um den hohen Gehältern in den USA auszuweichen und "beschäftigt die Hälfte der Belegschaft sogar außerhalb der USA" erklärt der COO Jeff Titterton. Das wirke sich auch direkt und indirekt auf die Gehälter in Deutschland aus. Google und Microsoft seien international der Benchmark für die Bezahlung in der IT-Branche – andere Märkte außerhalb der USA würden in der Regel entsprechend nachziehen.
Das Mediangehalt von IT-Systemarchitekten sei zwischen 2019 und 2021 um 24 Prozent gestiegen, in den letzten sechs Jahren sogar um bis zu 60 Prozent. Die Entwicklung werde sich demnach auch nicht so einfach stoppen. Laut Experten gibt es dem Bericht zufolge den größten Bedarf bei IT-Kräften mit einer Gehaltsklasse zwischen 80.000 und 160.000 Euro. Hier gebe es einfach nicht genug Leute, die die Arbeit erledigen. Das Bildungsministerium will mit 45 Millionen die Fachkräftelücke schließen [4].
350.000 Euro Fixgehalt für den Technologiechef
Während größere Unternehmen die Gehaltsentwicklung kompensieren könnten, müssten sich mittelständische Unternehmen genau überlegen, wie viele IT-Experten sie sich im Zuge der Digitalisierung überhaupt leisten können. Experten schätzen, dass für ein mittelständisches Unternehmen mit ein bis zwei Milliarden Euro Umsatz inzwischen 350.000 Euro Fixgehalt für den Technologiechef nötig sind. Immer mehr große Private-Equity-Firmen aus den USA investierten viel Geld in Softwareunternehmen und seien auch in Deutschland auf der Suche nach guten Leuten.
Manager der US-Techriesen ziehe es aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten in den US-Metropolen verstärkt nach Deutschland – was die Gehälter zusätzlich in die Höhe treibe. Vorteile sehen sie etwa in der hohen Lebensqualität und dem Bildungs- und Gesundheitssystem. In der Umgebung von San Francisco zähle man mit 500.000 US-Dollar Jahreseinkommen lediglich zur Mittelklasse.
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[2] https://www.handelsblatt.com/karriere/big-tech-eine-million-dollar-fuer-brillante-entwickler-us-konzerne-treiben-gehaelter-fuer-it-kraefte-nach-oben/28387242.html
[3] https://www.heise.de/news/Studie-Nur-noch-fuenf-Prozent-in-Deutschland-wollen-volle-Praesenzarbeit-7126391.html
[4] https://www.heise.de/news/Bildungsministerium-will-mit-MINT-Aktionsplan-2-0-die-Fachkraefteluecke-schliessen-7130378.html
[5] https://www.heise.de/news/Arbeitsmarkt-Fehlende-Fachkraefte-kosten-Unternehmen-viel-Geld-7071199.html
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