Marktbericht
Stand: 11.07.2022 09:47 Uhr
Die Unsicherheit über die Zukunft der russischen Gaslieferungen lastet zu Wochenbeginn auf den europäischen Finanzmärkten. Hinzu kommen Zinsängste und negative Nachrichten aus China. Der DAX taucht ab.
Die Erholungsrally im DAX ist passé. Zum Start der neuen Börsenwoche geht es am deutschen Aktienmarkt steil bergab. Der DAX notiert zur XETRA-Eröffnung 1,8 Prozent tiefer bei 12.783 Punkten. Es ist nicht zuletzt die Furcht vor einer Gaskrise in Europa, die Anleger vor Investitionen in den DAX zurückschrecken lässt.
Unsicherheit über russische Gaslieferungen
Seit heute Morgen sechs Uhr strömt kein Gas mehr durch die Pipeline Nord Stream 1. "Die nächsten zehn Tage der planmäßigen Wartungsarbeiten werden von der Unsicherheit darüber geprägt sein, was danach passiert und ob Russland entgegen den Beteuerungen das Gas eben doch als politisches Druckmittel gegen den Westen, allen voran Deutschland, einsetzen wird", betont Jochen Stanzl, Chefanalyst des Brokers CMC Markets.
Die Unsicherheit über Gaslieferungen aus Russland bleibt auch nach Angaben des Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, bestehen. "Wir haben aus Russland ganz unterschiedliche Signale", sagte Müller im ZDF.
Jähes Ende der 600-Punkte-Rally im DAX
Der neuerlicher Kursrutsch im DAX beendet die scharfe, V-förmige Erholung, die den DAX in der Vorwoche von seinem neuen Jahrestief bei 12.391 Zählern bis über die 13.000 Punkte in die Höhe getragen hatte. Die 600-Punkte-Rally im DAX findet damit ein jähes Ende - und stellt auch die laufende Bodenbildung ein Stück weit infrage.
Aus technischer Perspektive würde erst ein Anstieg über die 13.200-Punkte-Marke den übergeordneten Abwärtstrend im DAX beenden und den deutschen Leitindex wieder zurück in ruhigeres Fahrwasser führen.
Neue China-Sorgen keimen auf
Dabei ist es nicht nur die Unsicherheit über die Gaslieferungen aus Russland, die zu Wochenbeginn auf dem DAX lastet. Sorgen bereiten Anlegern auch die wieder steigenden Coronavirus-Fallzahlen in China. Die Zahl der Neuinfektionen erreichte dort den Angaben zufolge den höchsten Stand seit Ende Mai.
"China scheint mit dem Aufkommen leichter übertragbarerer Varianten seinen Krieg gegen Corona zu verlieren", sagte Attila Widnell, Geschäftsführer des Datenanbieters Navigate Commodities. Die Volksrepublik geht gegen die Verbreitung des Virus mit scharfen Maßnahmen vor, die eine herbe Belastung für die globale Konjunktur darstellen.
Zinsängste halten Dow und S&P in Schach
Zum Wochenschluss hatten überdies starke Arbeitsmarktdaten Spekulationen über eine kräftige Zinserhöhung in den USA genährt. Das zügelte den Appetit der Anleger auf US-Aktien. Der Dow Jones verlor 0,2 Prozent auf 31.338 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte dagegen 0,1 Prozent auf 11.635 Zähler vor und der breit gefasste S&P 500 büßte wiederum 0,1 Prozent auf 3899 Stellen ein.
Im Juni waren in den USA 372.000 neue Jobs entstanden und damit deutlich mehr als erwartet. Das dürfte der Federal Reserve (Fed) den Spielraum für eine weitere große Zinserhöhung geben. Laut dem Fed Watch Tool der CME Group stiegen die Wetten an den Finanzmärkten auf eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte auf der Juli-Sitzung auf 97,7 Prozent vor zuvor 91,5 Prozent an.
Corona-Sorgen lasten auf Asien-Börsen
Aus Furcht vor einem Rückschlag für die chinesische Wirtschaft ziehen sich Investoren aus zahlreichen asiatischen Aktienmärkten zurück. Die Börse Shanghai fällt um 1,6 Prozent auf 3303 Punkte. Der Hongkonger Leitindex gibt gut drei Prozent auf 21.047 Zähler nach. Der japanische Nikkei-Index steigt dagegen um 1,1 Prozent auf 26.812 Stellen. In China waren die Corona-Infektionen in Metropolen wie Shanghai am Wochenende wieder gestiegen.
Yen auf 24-Jahres-Tief zum Dollar
Die Talfahrt der japanischen Währung hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Im Gegenzug steigt der Dollar um ein knappes Prozent und notiert mit 137,27 Yen so hoch wie zuletzt vor 24 Jahren. Der Sieg der Regierungskoalition bei den Wahlen zum japanischen Oberhaus deute darauf hin, dass der Kurs der expansiven Wirtschaftspolitik fortgesetzt werde, sagt Anlagestratege Rodrigo Catril von der National Australia Bank.
Gaskrise drückt Euro Richtung Dollar-Parität
Die Furcht vor einer Gaskrise in Europa setzt derweil den Euro weiter unter Druck. Die europäische Gemeinschaftswährung fällt im frühen Devisenhandel bis auf 1,0121 Dollar und nähert sich damit weiter der Parität zum Dollar an. Die Furcht vor einer durch eine Gaskrise ausgelösten Rezession in Europa und die Aussicht auf rasch steigende Zinsen in den USA belasten seit Wochen schon den Euro-Dollar-Wechselkurs.
"Angesichts der Tatsache, dass für Europa kaum wirtschaftliche Erleichterung in Sicht ist und die US-Inflationsdaten wahrscheinlich einen neuen Jahreshöchststand markieren und die US-Notenbank weiterhin aggressiv an der Zinserhöhung festhalten wird, sind die Risiken nach wie vor zugunsten des Dollars verschoben", sagte Jonas Goltermann von Capital Economics. "Wir gehen davon aus, dass der Euro-Dollar-Kurs bald die Parität durchbrechen wird, und es könnte durchaus sein, dass er ein Stück weit darunter notiert."
Ölpreise geben zum Wochenstart leicht nach
Die Ölpreise sind mit leichten Abschlägen in die neue Woche gegangen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 106,37 US-Dollar. Das waren 65 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 99 Cent auf 103,80 Dollar.
Airbus liefert im Juni mehr Flugzeuge aus
Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus hat seine Auslieferungen im Juni deutlich gesteigert. Der DAX-Konzern übergab im abgelaufenen Monat 60 Verkehrsjets an seine Kunden und damit 13 mehr als im Mai. Für sein Jahresziel von rund 720 auszuliefernden Flugzeugen muss sich Airbus weiter ranhalten: Nach den ersten sechs Monaten sind davon erst 297 geschafft.
Musterklage gegen Mercedes-Benz
Im Zusammenhang mit dem Dieselskandal haben sich bis Ende Juni 2804 Mercedes-Kunden einer Musterfeststellungsklage von Verbraucherschützern angeschlossen. Die erste mündliche Verhandlung findet morgen am Oberlandesgericht in Stuttgart statt. Die Verbraucherschützer werfen dem Autobauer im Kern eine bewusste Manipulation von Abgaswerten vor und wollen Schadenersatz für betroffene Kunden erstreiten.
ElringKlinger schreibt mehr als 86 Millionen Euro ab
Unter anderem wegen des gestiegenen Zinsniveaus und der Wechselkursentwicklung hat ElringKlinger Abschreibungen in Höhe von 86,1 Millionen Euro verbucht. Der Autozulieferer geht nach vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal von einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von minus 97,0 Millionen Euro aus - nach einem Plus von 23,0 Millionen Euro im Vorjahresquartal.
Nordex bittet Aktionäre um frisches Kapital
Der Windanlagenbauer Nordex beschafft sich zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen frisches Kapital. Das Hamburger Unternehmen will mit einer Kapitalerhöhung bei seinen Aktionären 212 Millionen Euro einsammeln, wie Nordex am Sonntag ankündigte. Der spanische Großaktionär Acciona, der erst Ende Juni allein 139 Millionen Euro bereitgestellt hatte, wolle dabei voll mitziehen.
Tesla macht Produktionspause in Grünheide
Der Elektroautobauer Tesla stoppt ab heute in seiner Fabrik in Grünheide für zwei Wochen die Produktion. Das Unternehmen spricht von üblichen Betriebsferien in dem Werk, das erst im März offiziell eröffnet wurde. Nach Angaben der IG Metall wurde das den Beschäftigten schon vor längerer Zeit angekündigt. In Berlin und Brandenburg sind seit vergangener Woche Sommerferien.
Twitter droht Musk mit Klage
Die turbulente Twitter-Übernahme durch Elon Musk hat die Chaos-Stufe erreicht: Der Tech-Milliardär tritt vom Kauf zurück, doch die Firma will den Deal vor Gericht durchboxen. Die Plattform, die die Welt veränderte, steuert damit auf Monate der Ungewissheit zu. Die in Deutschland notierten Aktien des Kurznachrichten-Dienstes fallen im Frankfurter Frühhandel um rund neun Prozent.
Dufry und Autogrill wollen Reiseeinzelhandels-Riesen schmieden
Mit dem Zukauf der italienischen Autogrill will der Dutyfree-Weltmarktführer Dufry das Restaurant-Geschäft kräftig ausbauen. Die Schweizer Firma bietet insgesamt rund 1,8 Milliarden Franken in bar und Aktien für Autogrill. Der mit einem Anteil von gut 50 Prozent wichtigste Autogrill-Aktionär, die Benetton-Familie, unterstützt den Angaben zufolge den Deal und steigt zum größten Eigner des neuen Unternehmens auf.
DAX rutscht wieder ab : Zwischen Gas-Ängsten und China-Sorgen | tagesschau.de - tagesschau.de
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