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Tuesday, July 12, 2022

Heathrow fordert Verkaufsstopp für Tickets für den Sommer - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Um einen Kollaps zu verhindern, zieht der Londoner Flughafen Heathrow die Notbremse und greift zu drastischen Methoden. Der Heathrow-Betreiber hat Fluggesellschaften aufgefordert, für die nächsten zwei Monate bis zum 11. September keine weiteren Tickets mehr zu verkaufen. So sollen eine weitere Überlastung und Flugausfälle vermieden werden. Passagiere in Heathrow leiden seit Wochen unter teils sehr kurzfristig stornierten Flügen, Warteschlangen und gestrandetem Gepäck. Grund für die Engpässe ist vor allem fehlendes Personal. Erst am Montag hatte Heathrow Airlines in letzter Minute angewiesen, 60 Flüge zu stornieren.

Nun führt der Flughafen eine Obergrenze von 100.000 abfliegenden Passagieren am Tag ein. „Indem wir diese Intervention jetzt machen, ist es unser Ziel, die Flüge für die große Mehrheit der Passagiere diesen Sommer in Heathrow zu schützen“, sagte John Holland-Kaye, der Vorstandschef des Flughafenbetreibers. Laut internen Schätzungen steuerte der Flughafen auf bis zu 104.000 startende Passagiere zu, was ihn überfordert hätte. Dabei hatten mehrere Fluggesellschaften schon eine große Zahl von Flügen abgesagt. British Airways kündigte vor einer Woche an, weitere 10.300 Flüge im Sommer zu streichen. Zusammen mit früheren Absagen hat der Mutterkonzern IAG damit rund 30.000 Füge, etwa 13 Prozent der geplanten Kapazität bis Herbst, annulliert.

Heathrow-Chef Holland-Kaye bat Reisende um Entschuldigung, deren Flugpläne durch die neu eingeführte Obergrenze betroffen sind, auf andere Flughäfen umgelenkt oder ganz gestrichen werden. Man wolle „Vertrauen geben, dass jeder, der durch den Flughafen reist, eine sichere und verlässliche Reise hat und am Ziel mit seinem Gepäck ankommt.“ Gerade an letzterem hatte es zuletzt öfter gemangelt.

Die Nöte an dem Londoner Flughafen gelten in der Branche als groß. Bilder zeigten mehr gestrandete Koffer als anderswo, Klagen von Reisenden waren lauter zu vernehmen. Heathrow bestreitet, dass eigene Versäumnisse maßgeblich zum Chaos geführt haben. Binnen vier Monaten seien die Passagierzahlen so stark gewachsen wie zuvor in vierzig Jahren. „Trotzdem haben wir es geschafft, dass die große Mehrheit glatt ihre Reisen zu Ostern und den Schulferien antreten konnten.“ Während der Corona-Zeit hatten alle Flughäfen viele Mitarbeiter entlassen. Schon im November habe der Flughafen aber damit begonnen, wieder Mitarbeiter zu rekrutieren.

Auch die Flughäfen Gatwick und Schiphol mit Obergrenzen

Mit der Notbremse soll ein weiteres Anschwellen der Passagierzahl verhindert werden. Gatwick, der zweitgrößte Londoner Flughafen, hat die Zahl der abgehenden Flüge im Juli schon auf 825 am Tag limitiert. Das ist weniger als der Vor-Corona-Rekord von 950 Flügen. Betroffen ist davon besonders Easyjet , der Billigflieger hat für den Sommer etwa 11.000 Flüge gestrichen. Auch der Amsterdamer Flughafen Schiphol führte eine Obergrenze von 67 500 startenden Passagieren für Juli ein, weshalb KLM die Ticketverkäufe einschränken muss. Der Frankfurter Flughafen hat solch einen Wert nicht festgelegt. Allerdings hat Fraport den Eckwert, wie viele Flugzeuge je Stunde starten und landen dürfen, von 104 bis 106 auf 94 bis 96 gesenkt. In Spitzenstunden führt das zu einer Beschränkung. Teils wurden Flüge in Schwachlaststunden verschoben.

Für den hessischen Ferienbeginn in eineinhalb Wochen hofft Fraport nun, Spitzentage mit mehr als 200.000 Passagieren, mehr als die Heathrow-Obergrenze, bewältigen zu können – wenn auch mit Wartezeiten für Reisende. An deutschen Flughäfen hatte sich die Lage zuletzt leicht entspannt. Zwar gab es weiter Schlangen vor Schaltern und Sicherheitskontrollen, teils mit Wartezeiten von mehr als einer Stunde. Der Flughafen Hamburg beteuerte, dass dennoch kein Reisender seinen Flug verpasst habe. Als Nadelöhr gilt nun vielerorts die Gepäckausgabe für ankommende Reisende. Der Frankfurter Flughafen legt hat den Schwerpunkt seiner Notmaßnahmen darauf, dass Passagiere samt Gepäck im selben Flugzeug starten können. Nach der Ankunft müssen Passagiere daher länger auf ihre Koffer warten.

EU will Slot-Regeln für Fluggesellschaften lockern

Airlines müssen für den Sommer nicht fürchten, dass wegen Engpässen an Flughäfen und im eigenen Betrieb nötige Absagen zum Verlust von Startzeitfenstern (Slots) führen. Die EU-Kommission schlug am Dienstag vor, die während der Pandemie ausgesetzte Regel, dass Slots zu 80 Prozent genutzt werden müssen, von November an wieder einzuführen. Bis dahin soll die reduzierte Quote von aktuell 64 Prozent gelten. EU-Parlament und Rat müssen noch zustimmen. Die Slotregeln sollen auch flexibler werden, Pandemien, Naturkatastrophen und Konflikte wie der Krieg in der Ukraine sollen Ausnahmen von der 80-Prozent-Quote erlauben. Personalengpässe sind aber nicht als Grund genannt.

Die Luftfahrt hat in der Pandemie eine Achterbahnfahrt durchgemacht. 2019 waren über Heathrow mehr als 80 Millionen Passagiere gereist. 2021, als die Corona-Restriktionen die Reisebranche lähmten, waren es weniger als 20 Millionen. Für 2022 rechnet der Flughafen nun mit gut 54 Millionen Fluggästen. Heathrow dürfte damit wieder der am stärksten frequentierte Flughafen Europas werden. Der Frankfurter Flughafen erwartet bis zu 46 Millionen Passagiere.

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