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Sunday, August 7, 2022

Alternative Materialien: Nachhaltigkeit in der Industrie | tagesschau.de - tagesschau.de

Stand: 07.08.2022 21:33 Uhr

Seit einigen Jahren experimentieren Industrieunternehmen mit nachhaltigen Materialien und Ersatzstoffen. Doch die Unternehmen stoßen immer wieder auf Hürden seitens der Politik.

Von Nicole Würth, SR

In Fahrzeugen der höheren Kategorie sind Ledersitze seit Jahrzehnten das Maß der Dinge. Doch leider hinterlässt klassisches Leder einen großen CO2-Fußabdruck. Im Forschungs- und Innovationszentrum von BMW in München sucht man deshalb nach Alternativen für die Innenausstattung. Denn die Nachfrage danach wächst, vor allem bei jüngeren Kunden. 

Anna Goldhofer, Materialingenieurin bei der BMW Group, beschäftigt sich aktuell mit einem Lederersatzmaterial, das zu einhundert Prozent pflanzenbasiert ist. Hauptbestandteil ist Naturkautschuk vermischt mit Ton oder Naturwachsen. Oft werde es auch noch mit pflanzlichen Fasern gefüllt, ergänzt die Expertin, zum Beispiel mit Reishülsen oder Maisfasern.  

Auch an Pilzgeflechten, recyceltem Material und wachsenden Bakterien wird bei BMW geforscht. So will man hier umweltverträgliche Lederalternativen finden.

Unternehmen fordern Planungssicherheit

Die Autohersteller stehen, wie andere Industriezweige auch, unter Zeitdruck. 2019 hat die EU den so genannten "Green Deal" verabschiedet. Das Ziel: Europa will als erster Kontinent der Welt komplett klimaneutral werden. Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß schon mal 55 Prozent niedriger sein als noch 1990.

Aber wie kommt man da hin? Die Entwicklung neuer Produkte und Technologien dauert viele Jahre. Und die Unternehmen scheuen teure Investitionen, so lange sie nicht wissen, was konkret auf sie zukommt.

Sebastian Bolay, Bereichsleiter für Energie, Umwelt, Industrie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), beklagt, dass die Firmen zu wenig Planungssicherheit hätten. Sie würden nur das große Ziel Klimaneutralität kennen - möglichst keine Schadstoffe mehr ausstoßen. Aber welche Maßnahmen und welche bürokratischen Auflagen ab wann greifen, das sei derzeit noch alles in der Schwebe.

Kleider aus Ananasblättern

An der Hochschule Niederrhein forscht man über ressourcensparende und umweltverträgliche Rohstoffe, zum Beispiel Ananasblättern. Der Grund: Der Weltmarkt für Faserstoffe wird immer enger, etwa durch Handelsbeschränkungen und klimatischen Veränderungen.

Rony Khan aus Bangladesch hatte deshalb die Idee, Kleidung aus Ananas-Fasern herzustellen. In seiner Heimat sind sie ein Abfallprodukt und werden weggeworfen oder verbrannt. Die Tests mit den Fasern laufen bislang vielversprechend.  

Aber nicht nur die Ananas wird am Niederrhein unter die Lupe genommen, hier geht es auch um T-Shirts aus Stärke. Oder Haushaltstücher, die mit Inhaltsstoffen von Krebsschalen behandelt werden und von Natur aus gegen Bakterien und Mikroben wirken. Es gibt viele Beispiele, wie aus lästigem Abfall plötzlich wertvolle Rohstoffe werden.

Acht Hosen aus einem Autoreifen 

VAUDE, ein Hersteller für Outdoorbekleidung am Bodensee, schreddert sogar Autoreifen, um Hosen herzustellen. Aus einem Autoreifen kann die Firma acht Hosen fertigen. Das schont die Umwelt und spart durch das Recycling 50 Prozent Energie.

Das Unternehmen hofft auf strenge und schnelle gesetzliche Vorgaben für alle Marktteilnehmer, um die Ziele des Klimaschutzes zu erreichen. Hilke Patzwall, Corporate Social Responsibility-Managerin bei VAUDE, fordert zudem, dass Produkte, die nachgewiesenermaßen nachhaltig sind, auch gefördert werden.

Das könnte zum Beispiel in Form eines reduzierten Umsatzsteuersatzes geschehen. Das würde den Konsum von nachhaltigeren Produkten ankurbeln. Und solche Produkte wären dann auch erschwinglich für Menschen mit weniger finanziellen Mitteln.  

Wirtschaft fordert mehr Entscheidungsfreiheit

Die Wirtschaftsverbände sorgen sich außerdem vor hohen CO2-Preisen im Vergleich zum Ausland und vor zu kleinteiligen gesetzlichen Regelungen.  

Experte Bolay vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag fordert deshalb, dass die Unternehmen selbst entscheiden sollten, wie sie den Green Deal umsetzen beziehungsweise die langfristig gesteckten CO2-Ziele erreichen können. So könne man am Standort in Deutschland trotzdem wettbewerbsfähig bleiben. 

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