Flugausfälle, Verspätungen, Streiks und verschwundene Koffer. Zehntausende Passagiere sind in den letzten Wochen an der Lufthansa verzweifelt. Nur der Hamburger Klaus-Michael Kühne (85) nicht.
Kühne kaufte sich ein 15-Prozent-Aktienpaket der Airline zusammen und hofft, dass Kranich und Aktienkurs wieder abheben.
Letzteres hat schon mal geklappt. Der Lufthansa-Kurs stieg allein von Mittwoch bis Freitag um mehr als zehn Prozent auf 6,73 Euro. Kühne soll bei einem geringeren Kurswert gekauft und damit schon ordentlich Gewinn gemacht haben.
Aktuell hat Kühnes Paket einen Wert von 1,2 Milliarden Euro. Beinahe Kleingeld für den 44 Milliarden Euro schweren Mehrheitsaktionär des Logistikkonzerns Kühne + Nagel und Großaktionär der Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd.
Außerdem ist Kühne unter anderem an der Immobiliengesellschaft Signa Prime beteiligt, die sich auf Luxus-Immobilien wie das KaDeWe in Berlin oder das Alsterhaus in Hamburg spezialisiert hat.
„Bei der Auswahl der Beteiligungen lege ich besonderen Wert darauf, dass alle Unternehmen ihre Eigenständigkeit im internationalen Wettbewerb behaupten“, ließ Kühne unlängst verlauten. Übersetzt heißt das: Die Kasse muss klingeln, Verluste werden nicht akzeptiert.
Gut für die Lufthansa-Manager, dass sie jetzt erstmals seit Langem wieder schwarze Zahlen vermelden konnten. Im zweiten Quartal machte die Airline 393 Millionen Euro Gewinn.
Weitere positive Nachricht: die Einigung im Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi. Die rund 20.000 Beschäftigten des Bodenpersonals erhalten bis zu 19 Prozent mehr Gehalt. Jetzt muss nur noch der Konflikt mit den Piloten beigelegt werden.
Wer ist der Patriarch Klaus-Michael Kühne?
► Kühne ist verheiratet und kinderlos, lebt in Hamburg, Mallorca und seit 1975 im Schweizer Steuerparadies Schindellegi. Dort befindet sich der Hauptsitz von Kühne + Nagel.
► Kühnes engster Vertrauter und rechte Hand ist Karl Gernandt (62). Er ließ den Lufthansa-Anteil binnen weniger Monate zusammenkaufen. Gernandt oder Kühne könnten in den Aufsichtsrat einsteigen, hört man aus Airline-Kreisen.
► Kühne ist Mäzen des Hamburger SV, mischt sich immer wieder lautstark in die Vereinspolitik ein. Mal wirft er den Klub-Bossen „schwache Vereinsführung“ vor, mal macht er sich für eine Umbenennung des Volksparkstadions in Uwe-Seeler-Stadion stark.
Insider befürchten solche Zwischenrufe künftig auch bei Lufthansa. Ob die so laut werden wie beim 2021 im Alter von 79 Jahren verstorbenen Milliardär und ehemaligen Großaktionär Heinz Hermann Thiele (Knorr-Bremse), bleibt abzuwarten.
Thiele hatte in der größten Krise der Airline mit einem Veto auf der Hauptversammlung gedroht, um den rettenden Staatseinstieg im Sommer 2020 zu verhindern, was die Pleite der Lufthansa bedeutet hätte. In letzter Minute lenkte er dann doch ein.
Dieser Artikel stammt aus BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe gibt es hier.
Flugchaos: Bringt HSV-Milliardär Lufthansa auf Kurs? | Politik - BILD
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