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Friday, August 5, 2022

Deutsche Post-Aktie stärker: Prognosen im zweiten Quartal übertroffen - finanzen.net

Auch dank hoher Transportpreise im internationalen Geschäft mit Firmenkunden glich der Konzern die rückläufigen Sendungsmengen von Privatkunden mehr als aus. Insgesamt seien Umsatz und Gewinn um zweistellige Prozentsätze gestiegen, teilte der Logistikkonzern am Freitag in Bonn mit. Zudem bestätigte das Management seine Prognosen für 2022 und 2024. Die Ergebnisse fielen besser aus als von den Analysten erwartet.

Im zweiten Quartal steigerte die Deutsche Post ihren Umsatz im Jahresvergleich um fast ein Viertel auf gut 24 Milliarden Euro. Davon blieben als operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) 2,3 Milliarden Euro übrig, gut 12 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Nach sechs Monaten summiert sich der operative Gewinn auf 4,5 Milliarden Euro. Sollte es so weitergehen, könnte die Post ihr operatives Ergebnis von 2021 im Gesamtjahr übertreffen.

Branchenexperte Alex Irving vom Analysehaus Bernstein zeigte sich von den Zahlen positiv überrascht. Das Geschäft der Post scheine von den konjunkturellen Sorgen kaum bis gar nicht betroffen zu sein, schrieb er am Morgen. Gleiches gelte für die Abschwächung des Online-Handels, der die gesamte Branche beeinträchtigt habe.

Den Großteil des Ergebnisses steuerte von April bis Juni wie schon im ersten Quartal vor allem das Firmenkundengeschäft der Logistik-Sparten bei. Gleichzeitig normalisierte sich das vom Online-Handel bestimmte Privatkundengeschäft, weil die Menschen nicht mehr so viele Waren im Internet bestellten wie noch vor einem Jahr, als Corona-Maßnahmen das Leben eingeschränkt hatten. Dies hatte der Vorstand allerdings auch so erwartet. Unterm Strich entfiel auf die Aktionäre im zweiten Quartal ein Gewinn von knapp 1,5 Milliarden Euro und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Für das laufende Jahr erwartet das Management um Konzernchef Frank Appel weiterhin einen operativen Gewinn zwischen 7,6 und 8,4 Milliarden Euro - und damit bis zu fünf Prozent weniger oder mehr als im Vorjahr. Dabei wird der Vorstand jetzt etwas konkreter: Je nach wirtschaftlicher Entwicklung - also einer drastischen Abkühlung der Weltwirtschaft oder einer nur allmählichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums - läge der operative Gewinn eher in der unteren oder oberen Hälfte. Sollte sich Geschäftsentwicklung unverändert fortsetzen, sei sogar ein operativer Gewinn von mehr als 8,4 Milliarden Euro möglich.

Deutsche Post stellt nationales Geschäft in Russland ein

Der Logistikkonzern Deutsche Post wird sein nationales Geschäft in Russland nicht fortführen. "Wir haben diese Entscheidung vergangene Woche getroffen", sagte Konzernchef Frank Appel in einer Telefonkonferenz zur Vorlage der Quartalszahlen am Freitag in Bonn. Finanzchefin Melanie Kreis erläuterte, dass die Entscheidung zu Wertberichtigungen im laufenden dritten Quartal führen werde. Die Größenordnung entspreche der Wertberichtigung aus dem Auftaktquartal. Damals hatten die gesunkenen Geschäftserwartungen in Russland zu Wertminderungen in Höhe von 30 Millionen Euro geführt.

Die nun getroffene Entscheidung bezieht sich zunächst auf das nationale Geschäft in Russland, also Sendungen und Transporte innerhalb des Landes. Es werde nun ein Sozialplan für die von der Entscheidung betroffenen Angestellten entwickelt, hieß es am Freitag. Im Im- und Exportgeschäft bestünden noch vertragliche Verpflichtungen, sagte Appel. Vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs und den darauffolgenden Sanktionen gegen Russland erzielte die Deutsche Post ein Prozent ihres Gesamtumsatzes in Russland.

Zahlen und "verdeckte Prognoseerhöhung" treiben Deutsche Post-Aktie

Überraschend gute Quartalszahlen und die Aussicht auf bessere Geschäfte haben die Aufholjagd der Aktien der Deutschen Post beschleunigt. Die Anteilsscheine des Logistikkonzerns gewannen bis zum späten Freitagvormittag gut fünf Prozent auf 42,045 Euro und knüpften damit an die Kurserholung der zurückliegenden Wochen an.

Mit dem Kurssprung setzte sich die Aktie zudem an die Spitze des DAX. Der deutsche Leitindex stand geringfügig im Minus.

Die Deutsche Post profitierte im zweiten Quartal weiter von ihrem Frachtgeschäft. Auch dank hoher Transportpreise im internationalen Geschäft mit Firmenkunden glich der Konzern die rückläufigen Sendungsmengen von Privatkunden mehr als aus. Insgesamt stiegen Umsatz und Gewinn um zweistellige Prozentsätze.

Analysten lobten das Zahlenwerk. Die Bonner hätten im zweiten Quartal beruhigend gut abgeschnitten, schrieb etwa der Experte Samuel Bland von der US-Bank JPMorgan. Der Fachmann rechnet mit leicht steigenden Markterwartungen.

Der Experte Alexander Irving vom US-Analysehaus Bernstein Research ergänzte, die Deutsche Post habe die Markterwartung für den Umsatz um zehn Prozent überboten und für das operative Ergebnis sogar um 16 Prozent. Die Geschäfte schienen kaum oder gar nicht von den konjunkturellen Sorgen betroffen zu sein oder von der Abschwächung des Online-Handels, der die gesamte Branche beeinträchtigt habe.

Darüber hinaus strahlt der Ausblick des Konzerns Analysten zufolge Zuversicht aus. Für das laufende Jahr erwartet das Management um Konzernchef Frank Appel weiterhin einen operativen Gewinn zwischen 7,6 und 8,4 Milliarden Euro - und damit bis zu fünf Prozent weniger oder mehr als im Vorjahr. Sollte sich die Geschäftsentwicklung unverändert fortsetzen, sei sogar ein operativer Gewinn von mehr als 8,4 Milliarden Euro möglich.

Analyst Johannes Braun von der Investmentbank Stifel sprach vor diesem Hintergrund von einer "verschleierten Prognoseerhöhung". Der Experte rechnet mit 8,6 Milliarden Euro, die Markterwartung sieht er bei 8,1 Milliarden Euro.

Aus charttechnischer Sicht erscheinen die Aussichten für die Papiere der Deutschen Post aktuell durchwachsen. Dank des Kurssprungs am Freitag notieren die Anteilsscheine derzeit zwar noch komfortabler über der 21-Tage-Durchschnittslinie, die den kurzfristigen Trend beschreibt. Auf lange Sicht aber ist das Bild weiterhin eingetrübt. So bewegt sich der Kurs bereits seit Anfang Januar unter der vielbeachteten 200-Tage-Linie.

Der langfristige Abwärtstrend resultiert aus den deutlichen Verlusten der Deutsche-Post-Aktien nach dem Ende August 2021 erreichten Rekordhoch bei 61,38 Euro. Die Papiere konnten sich dem allgemeinen Abwärtssog an den internationalen Aktienmärkten seit Jahresbeginn nicht entziehen und sackten bis Mitte Juni auf 33,44 Euro ab. Seitdem haben die Anteilsscheine wieder knapp 13 Prozent an Boden gut gemacht.

BONN / FRANKFURT (dpa-AFX)

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