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Tuesday, September 6, 2022

F.A.Z.-exklusiv: Die oberste deutsche Banken- und Luftfahrtretterin geht - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Jutta Dönges ist anders als ihre Vorgänger. Ihre 13 Jahre lange Tätigkeit für die Investmentbank Goldman Sachs hat sie geprägt. Die studierte Wirtschaftsingenieurin hat dort von der Pi­ke auf gelernt, wie man in internationalen Teams für Unternehmenskunden Zukäufe strukturiert und bestmöglich finanziert. Nach drei weiteren Jahren in der Ge­schäftsführung der deutschen Tochter­gesellschaft der schwedischen Bank SEB hat die 49 Jahre alte Dönges ab 2014 ihre ungewöhnliche Kapitalmarktexpertise in den staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin eingebracht, dessen Leitung sie 2016 vom früheren Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter übernahm. Damit hat sie Verluste für den Steuerzahler verringert.

Seit der Soffin 2018 in die Finanzagentur eingegliedert wurde, leitet Dönges diese 300 Mitarbeiter starke Gesellschaft des Bundesfinanzministeriums, die für das Schuldenmanagement des Bundes zuständig ist, gemeinsam mit Tammo Diemer. Seit 2020 verantwortet sie auch den Wirtschaftsstabilisierungsfonds, mit dem die Bundesregierung Unternehmen in der Corona-Krise stützt, darunter mit Eigenkapital die Lufthansa und den Tourismuskonzern TUI . Doch jetzt bricht Dönges auf zu neuen Ufern. Sie habe sich entschieden, ihren Vertrag als Geschäftsführerin nicht zu verlängern und zum 31. Oktober auszuscheiden, teilte die Finanzagentur der F.A.Z. auf Nachfrage am Montag mit.

COMMERZBANK AG

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Ein neues Mandat im obersten Leitungsgremium des kanadischen Unternehmens Rock Tech, das mit Mercedes kooperiert und von 2026 an jährlich 10.000 Tonnen Lithiumhydroxid für Fahrzeugbatterien liefern will, dient ihr als Brücke in die neue Etappe ihrer Karriere. Rock Tech bietet ihr keine feste Ressortzuständigkeit an. Aber auch als Non-Executive kann sie operativ agieren, wie sie es auch in der Fi­nanzagentur gern tat. Das geschieht allerdings eher im Verborgenen an Frankfurts Stadtrand.

Bekannter dagegen sind Dönges’ Tätigkeiten als Aufsichtsrätin des Bundes in der Commerzbank und bei TUI. In diesen Gremien übte sie kontrollierende Funktionen aus. Mehrmals gab es Berichte, der noch mitten im Berufsleben stehenden Frau ge­nüge die Aufgabe der Kontrolleurin des Vorstandes nicht. Sie strebe vielmehr selbst in den Vorstand, was ihr verwehrt worden sei. Plausibler jedoch scheint, dass Dönges tatsächlich gefragt wurde, ob sie nicht Firmenkundenvorstand der Commerzbank werden wolle, und von sich aus wohlkalkuliert absagte. Im Analysieren und Rechnen macht ihr so schnell niemand etwas vor.

Jutta Dönges

Jutta Dönges : Bild: Frank Röth

Das Bankenretten sei für den Staat kein Geschäft, pflegten dagegen Dönges’ Vorgänger zu sagen, wenn sie eine Bilanz des 2008 geschaffenen Finanzmarktstabilisierungsfonds Soffin zogen. Schließlich ging es mit der Notverstaatlichung des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate , der Teilverstaatlichung der Commerzbank und der Abwicklung der West LB in den Jahren der Finanzkrise zwischen 2008 bis 2012 vor al­lem darum, einen Zusammenbruch des Fi­nanzsystems zu verhindern. Aber man hatte leider bei den Leitern des staatlichen Rettungsfonds Soffin auch selten den Eindruck, sie würden für die Steuerzahler das Allerletzte rausholen. Man tritt den beiden Landesbankern Günther Merl und Hannes Rehm sowie dem früheren Volksbankenverbandspräsidenten Christopher Pleister wohl kaum zu nahe, wenn man sie für keine besonders ausgewiesenen Deal-Maker-Experten hält.

Rund 22 Milliarden Euro an Verlusten wa­ren vor Dönges’ Start im Soffin aufgelaufen, seither haben sich die Verluste zumindest nicht weiter nennenswert vergrößert, auch weil Dönges es für die Steuerzahler geschickt anpackt. Zunächst ließ man sie an die Deutsche Pfandbriefbank. Dieser kleine, aber gute Teil der notverstaatlichten Hypo Real Estate musste bis 2015 abgewickelt oder in private Hände überführt werden, so lautete die Auflage. Dönges ging in den Aufsichtsrat der Pfandbriefbank und half mit ihrer Kapitalmarktexpertise, dass 2015 deren Börsengang mit dem Verkauf von 80 Prozent der Aktien ge­lang. 2018 glückte ein weiterer Teilverkauf, 2021 konnte der Staat seine letzten Aktien verkaufen. Mit dem Verkauf der Pfandbriefbank erlöste die Finanzagentur für die Steuerzahler alles in allem 2,6 Milliarden Euro. In diesem Sommer konnte sie darüber hinaus einen günstigen Vergleich mit ehemaligen Aktionären der Hypo-Real-Estate schließen. Auch hier hielt Dönges das Geld der Steuerzahler zusammen.

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Deutlich zu spüren bekam dann der Lufthansa-Vorstand Dönges’ Verhandlungshärte. Als Commerzbank-Aufsichtsrätin wurden ihr stets die hohen Verluste des staatlichen Commerzbank-Aktien­pa­kets von derzeit rund 5 Milliarden Euro vor­gehalten. Die staatliche Stützung der Lufthansa mit Eigenkapital erfolgte unter Dönges’ Ägide zwar wieder in einer Kombination aus stillen Einlagen und dem Kauf neuer Aktien. Anders als in die Commerzbank stieg der Staat aber in die Lufthansa nicht zum Marktwert der Aktien ein, sondern zu 2,56 Euro, dem Nennwert, und da­mit dem niedrigsten denkbaren Wert. Dies gefiel dem Lufthansa-Vorstand nicht, weil alle anderen Aktionäre eine große Verwässerung ihrer Anteile hinnehmen mussten. Aber Dögnes setzte sich durch. Trotz hoher Kursverluste ist der Staat somit bei der Lufthansa im Plus, kostete eine Lufthansa-Aktie doch noch rund 6 Euro.

Neben der Verlustminimierung für den Steuerzahler machte sich Dönges schon beim Einstieg des Staates in die Lufthansa Gedanken über den Ausstieg. Dass der Staat immer noch an der Commerzbank be­teiligt ist ohne jedes erkennbare Ziel, gilt als Versäumnis. Dönges ließ es da­gegen zu, dass mit der Rückzahlung der staatlichen Einlage durch die Lufthansa im November 2021 eine Frist zu laufen be­gann, die im Oktober 2023 endet. Bis dahin muss der Staat seine Lufthansa-Aktien verkauft ha­ben. Auch wenn dies nun ohne Dönges passieren muss, so hat sie doch die Frist für den Verkauf der staatlichen Lufthansa-Aktien so weit gestreckt, dass auch die gegenwärtige schlechte Börsenphase ein­kal­ku­liert ist. Dönges selbst dürfte nach Ablauf ihrer persönlich vorgeschriebenen sechsmonatigen Abkühlungsphase wei­tere operative Tätigkeiten aufnehmen.

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