Die Zinsen für Immobilienkredite sind auf ein neues Jahreshoch geklettert. „Angetrieben von der Inflation, der gestrafften Geldpolitik und den hohen Renditen für deutsche Staatsanleihen haben die Zinsen für Baudarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung Ende September die 3,5-Prozent-Marke bereits überschritten“, sagte Mirjam Mohr, Vorstandsmitglied des Kreditvermittlers Interhyp. Aktuell lägen die Zinsen für Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung jetzt bei 3,8 Prozent.
Trendumkehr bei Zinsen unwahrscheinlich
Auch wenn es nach dem starken Anstieg zu temporären Schwankungen und Konditionsrückgängen kommen könne – eine Trendumkehr ist laut Interhyp aktuell unwahrscheinlich. Denn trotz der Konjunktureintrübung wollten die Notenbanken ein hohes Tempo bei den Zinsanhebungen im Herbst und Winter beibehalten.
„Auch wenn die erwarteten Leitzinserhöhungen zum Teil bereits eingepreist sind, müssen Immobilienkäufer weiter mit leicht höheren Bauzinsen rechnen“, sagte Mohr. Schwankungen nach unten seien aber möglich. Zudem würden Konditionsanpassungen von den Banken oft unterschiedlich schnell eingepreist, daher lohne der Angebotsvergleich im volatilen Umfeld. Auch die für das Interhyp-Bauzins-Trendbarometer regelmäßig befragten Fachleute sehen dem Unternehmen zufolge auf Halbjahres- bis Jahressicht eher steigende Zinsen. Bis zum Jahresende gehe die Mehrheit von Bauzinsen um rund 4 Prozent aus.
Bauzinsen vor einem Jahr noch bei 1 Prozent
Zehnjährige Immobiliendarlehen kosten laut Interhyp mit mehr als 3,5 Prozent heute mehr als dreimal so viel wie vor exakt einem Jahr, als im Schnitt ein Prozent fällig war. „Das ist ein großer Zinsanstieg innerhalb einer relativ kurzen Zeit“, sagte Mohr. Um das derzeitige Zinsniveau einzuordnen, empfehle sich aber auch der Blick in die Vergangenheit, sagte die Baufinanzierungsexpertin: „Vor gut zehn Jahren waren ebenfalls Zinsen für zehnjährige Immobilienkredite zwischen drei und vier Prozent üblich, vor 15 Jahren rund fünf Prozent.“ Allerdings seien auch die Immobilienpreise und damit die erforderlichen Darlehenssummen damals noch niedriger gewesen.
Die auf eine Inflationsbekämpfung ausgerichtete Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken bestimme im Herbst anhaltend die Entwicklung beim Baugeld, meint Interhyp. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins in diesem Jahr in zwei Schritten von null auf 1,25 Prozent angehoben habe, könnte Ende Oktober die nächste deutliche Zinsanhebung folgen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte das mehrfach angedeutet.
Auch die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) will trotz der negativen Auswirkungen auf die Konjunktur die Geldpolitik weiter straffen und den Leitzins anheben. „Angesichts der teilweise zweistelligen Inflationsraten müssen die Notenbanker ihren Spielraum weiter ausschöpfen“, sagte Mohr. „Da die Konjunktur jedoch belastet wird, sind dem Zinsniveau Grenzen gesetzt - das sollte die Bauzinsen trotz des bestehenden Aufwärtspotenzials im Zaum halten.“
Neues Jahreshoch: Bauzinsen steigen auf mehr als 3,5 Prozent - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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