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Saturday, December 17, 2022

Hauptversammlung: Die VW-Aktionäre lassen Dampf ab - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Ein bisschen Weihnachtsstimmung soll aufkommen, schließlich geht es aus Sicht des Volkswagen -Managements um eine Art vorgezogenes Geschenk zum Fest. Zwei große Tannenbäume mit goldenen Kugeln und Lichterketten leuchten an den Seitenwänden der Halle im Berliner Veranstaltungszentrum City Cube, wo die VW-Aktionäre am Freitag zur außerordentlichen Hauptversammlung zusammengekommen sind. Einziger Tagesordnungspunkt ist die Abstimmung über eine Sonderdividende nach dem Porsche-Börsengang. Doch etliche Aktionärsvertreter nutzen den Anlass für eine Generalabrechnung mit den aus ihrer Sicht wiederholten Verstößen gegen Regeln guter Unternehmensführung.

„Wenn Sie auf Dauer der Diener zweier Herren sein wollen, dann wird das erhebliche Friktionen mit sich bringen“, sagt etwa Marc Liebscher von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger in Richtung von Konzernchef Oliver Blume, der zwischen den versammelten Vorständen und Aufsichtsräten auf dem Podium sitzt. Auch andere Aktionäre üben harsche Kritik an Blumes Doppelfunktion als Chef von VW und Porsche: Als „Teilzeit-CEO“ werde er keiner der beiden Gesellschaften gerecht, sagt Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS. Andere Anteilseigner prangern mangelnde Unabhängigkeit in den Aufsichtsräten von VW und Porsche an, ebenso wie die Umstände der Sonderdividende.

9,4 Milliarden Euro hatte der VW-Konzern Ende September eingenommen, als er ein Viertel der Vorzugsaktien seiner Tochtergesellschaft Porsche in den freien Handel brachte, der größte Börsengang in Europa seit Jahren. Außerdem fließen dem Konzern rund 10,1 Milliarden Euro aus dem Verkauf eines ebenso großen Anteils der stimmberechtigten Stammaktien an die Porsche SE zu, die Holding der Aktionärsfamilien Porsche und Piëch. 19,60 Euro je Aktie, insgesamt 9,55 Milliarden Euro, sollen jetzt an die Aktionäre zurückfließen. Dafür ist die außerordentliche Hauptversammlung nötig, auch wenn Kleinaktionäre und deren Vertreter, die dort auftreten, keinerlei Einfluss auf den Ausgang haben. Stimmrechte im VW-Konzern liegen fast ausschließlich bei der Porsche SE, dem Land Niedersachsen und dem Großaktionär Qatar.

VOLKSWAGEN VZ

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Diese Ungleichbehandlung habe im VW-Konzern Tradition und spiegele sich auch in den Konditionen der Sonderdividende, sagt Christian Strenger, VW-Aktionär und bekannter Fachmann für gute Unternehmensführung. Für ihn dient die Ausschüttung „vor allem der Verschaffung eines unangemessenen Sondervorteils für die de facto alles kontrollierenden Familien Piëch und Porsche“. Durch den Rückfluss der Mittel über die Dividende finanziert ihre Porsche SE einen wesentlichen Teil des Kaufpreises der Stammaktien der Porsche AG. Sie bekommt damit wieder direkteren Zugriff auf den Sportwagenhersteller. Zuletzt war die Holding nur indirekt über den VW-Konzern an ihm beteiligt.

Um Nachteile für Kleinaktionäre und ihr fehlendes Stimmrecht im VW-Konzern auszugleichen, müsste deren Sonderdividende eigentlich höher sein, rechnet Strenger vor. Angemessen seien 21,66 Euro je stimmrechtsloser VW-Vorzugsaktie, ein Aufschlag von 10 Prozent gegenüber den stimmberechtigten Stammaktien. Dass die Kursentwicklung des Konzerns zuletzt kaum von der Stelle kam, ist ein weiterer Punkt, den er in seiner Rede harsch kritisiert. Eigentlich sollte die Erstnotiz der Tochtergesellschaft Porsche auch den Wert des Mutterkonzerns beflügeln. Doch tatsächlich blieb dieser mit rund 80 Milliarden Euro zuletzt unverändert niedrig. Porsche hingegen legte kräftig zu, was nun zu der absurden Situation führt, dass die vollkonsolidierte Tochtergesellschaft an der Börse mit 90 Milliarden Euro mehr Wert ist als der gesamte Wolfsburger Mutterkonzern.

Am Kapitalmarkt ausgerichtet

Arno Antlitz, Finanzvorstand und Chief Operating Officer von VW, verteidigt im City Cube die Sonderdividende. Dass deren Höhe angemessen sei, hätten Gutachten unabhängiger Berater bestätigt. Gleichzeitig gibt er zu, dass die Bewertung des VW-Konzerns an der Börse ein „Ungleichgewicht“ darstelle. Das Management werde in Zukunft noch mehr Energie auf eine Verbesserung des Aktienkurses verwenden, kündigt er an. Helfen sollen unter anderem „virtuelle Börsengänge“ aller wichtigen Gesellschaften im Konzern, also Trockenübungen mit Banken und anderen Beratern aus der Finanzszene, die dazu führen sollen, dass der gesamte Verbund sich stärker am Kapitalmarkt ausrichtet. Antlitz betont, das Ziel müsse sein, „die Performance aus dem Porsche-Börsengang auf den gesamten Konzern“ zu übertragen.

Die Stunde der Aktionäre: Volkswagen-Chef Oliver Blume (Mitte) und sein Vorstand stellen sich in Präsenz den Anteilseignern.

Die Stunde der Aktionäre: Volkswagen-Chef Oliver Blume (Mitte) und sein Vorstand stellen sich in Präsenz den Anteilseignern. : Bild: dpa

Vorstandschef Blume, der erst Anfang September den Chefposten in Wolfsburg von seinem Vorgänger Herbert Diess übernommen hatte, verweist in seiner Rede auf das Zehn-Punkte-Programm, mit dem er VW für die Zukunft robuster aufstellen will. Unter anderem seien verbindliche finanzielle Ziele für alle Marken der VW-Gruppe vorgesehen, sagt er. Kosten sollen gesenkt und Renditen erhöht werden, wovon er sich ebenfalls einen positiveren Blick von Anlegern auf den Konzern erhofft.

Auf der anderen Seite lässt er keine Bereitschaft erkennen, seine viel kritisierte Doppelfunktion an der Spitze des VW-Konzerns und Porsche in absehbarer Zeit zu beenden. Schon vor der Hauptversammlung hatte er sich in einem Interview mit der F.A.Z. eindeutig festgelegt. „Porsche weiter zu führen, war für mich eine Grundbedingung bei der Entscheidung, den Vorstandsvorsitz des Volkswagen-Konzerns zu übernehmen“, sagte er. „Wenn ich die richtigen Entscheidungen auf Konzernebene treffen will, muss ich operativ in einer Marke arbeiten, eng an den Technologien, den Prozessen und den Menschen.“ VW schließt nicht aus, dass es in der aktuellen Konstellation zu Interessenkonflikten kommt. Diese seien aber beherrschbar und bislang auch nicht aufgetreten, lautet die Position der Juristen im Unternehmen.

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